Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
Vom Netzwerk:
zurück.
    »Sagen Sie Carl Osborn, daß ich ihm einen Vorschlag mache. Er befreit mich aus diesem Quarantänegefängnis, damit ich selbst hingehen und sehen kann, was geschehen ist. Als Gegenleistung werde ich tun, was ich kann, um etwas zu finden, was die Filter und Rohre von diesem schleimigen Zeug freihält. Selbst wenn es bedeuten sollte, daß ich nicht mehr tun kann, als wie alle anderen mit Putzkübel und Schwamm zu arbeiten.«
    Vidor überlegte einen Augenblick, dann nickte er. »Werd’s ihm sagen, Dr. Lintz. Und einstweilen vielen Dank.«
    Er wandte sich um, gab der Tür das Kodesignal, so daß sie offen war, als er sich abstieß und durch die Öffnung hinaussegelte. Saul sah ihm nach, bis die Tür sich selbsttätig hinter ihm schloß. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Knäuel der fremdartigen Fäden auf dem Bildschirm zu.
    Er fragte sich, ob es moralisch gerechtfertigt sei, nach Möglichkeiten zur Vernichtung der einheimischen Lebensformen zu suchen, die den Astronauten soviel Kummer bereiteten. Schließlich waren die Menschen hier die Eindringlinge. Sie waren von einer fernen Welt gekommen, welche sich von dieser unterschied wie der Himmel von der Hölle. Niemand hatte die Menschen eingeladen. Sie waren einfach gekommen und fühlten sich als Herren und Besitzer, wie sie es immer getan hatten.
    Seine und Simon Percells genetischen Versuche konnten im gleichen Licht gesehen werden.
    Saul zuckte die Achseln. Die schwache kleine Stimme des Moralisten war leicht zu unterdrücken, ebenso leicht wie der unerwartete Anflug von Todesfurcht. Er würde kämpfen und leben. Denn zum erstenmal in einem Jahrzehnt hatte er jemand, für die er kämpfen und leben konnte.
    So ist’s recht, dachte er ironisch. Schieb es auf Virginia, du Heuchler!
    Er wischte sich die Nase, warf das Taschentuch in den Sterilisator. Dann nahm er eine weitere Antihistaminpille.
    Grimmig lächelnd trat er zum Elektronenmikroskop und verstärkte die Vergrößerung.
    »Also, Freundchen«, murmelte er. »Du hast mich neugierig gemacht. Ich möchte alles über dich erfahren. Wenn wir schon kämpfen müssen, möchte ich vorher wissen, wie und wovon du lebst.«
    Er schaltete das Tokio-Streichquartett auf die Videowand, aufgezeichnet von Kameras und Mikrophonen, die nur wenige Schritte von jenem berühmten Ensemble des vergangenen Jahrhunderts entfernt aufgestellt worden waren. Sie spielten Bartok für ihn, während er Einstellräder drehte, in ein Mikrophon sprach, verbissen lächelte und gelegentlich nieste.

 
7

----
VIRGINIA
     
     
    Laß die Puppen tanzen, laß die Puppen spielen, dachte Virginia verdrießlich. Seit Stunden war sie mit der Umprogrammierung von Maschinen beschäftigt, und die Arbeit wurde immer schwieriger. Sie lag ausgestreckt im zurückgeklappten Sessel, körperlich entspannt und bequem, aber irritiert und beunruhigt von den immer neuen Anforderungen. Gegenwärtig erprobte sie eine neu programmierte Arbeitsfunktion an einer Maschine, deren Vorgangsweise sie auf der zentralen Projektion verfolgte und steuerte. Die Maschine wendete und näherte sich einem Phosphorstreifen. Vorsichtig, vorsichtig dachte sie, schaltete sich aber nicht ein. Ein Fehler von einem bloßen Zentimeter würde den Greifarm der Maschine durch die Phosphorfarbe stoßen, die Leiterelemente in der dünnen Farbschicht unterbrechen und die Leuchtkraft des Streifens trüben. Der Vorzug der Phosphorfarbe lag in der einfachen Anbringung: man brauchte die Farbe lediglich aufzutragen, an den Rändern Schwachstromkabel zu befestigen, und schon hatte man eine billige Lichtquelle, von der keine Wärme ausging. Nachteilig wirkte sich aus, daß ihre mechanische Widerstandskraft gering war und überdies zur Bildung fleckiger dunkler Partien neigte, wo der Strom ungleichmäßig floß. Eine Maschine konnte solch einen Streifen mit einer unkontrollierten Bewegung stark beschädigen.
    Was diese vor ihren Augen zu tun sich anschickte. Wie das neue Programm es verlangte, versuchte sie das schleimige grüne Wachstum auszumachen und mit einem Saugschwamm wegzuwischen. Nachdem sie die Hälfte des, Streifens bearbeitet hatte, drehte sie den Arm jedoch in seinem Gelenk, und der Greifer grub sich mit einem knirschenden Geräusch in die Phosphorschicht. Der Lichtschein flackerte und wurde schwächer.
    Virginia zog die Maschine zurück und deaktivierte sie. Dann machte sie sich wieder über das kurz zuvor aufgesetzte Programm her und versuchte den Fehler zu finden, der den

Weitere Kostenlose Bücher