Im Herzen des Kometen
dreiundzwanzig Infektionsherde vernichtet. Ich kann nicht mit Gewißheit sagen, daß wir nicht ein paar kleinere übersehen haben, aber die Fächer scheinen nicht mehr in unmittelbarer Gefahr zu sein.«
Er unterdrückte einen prickelnden Niesreiz und beeilte sich, zum Ende zu kommen.
»Ich verbrachte eine Stunde an der Oberfläche und durchsuchte die Lagerzelte nach brauchbaren Gegenständen. Dort waren ein paar Dutzend Halogen-Wasserstoff-Signallampen, die mich auf eine Idee brachten. Ich denke mir, wir könnten einige davon an kritischen Kreuzungen und Einmündungen anbringen und sie in Verbindung mit Zeituhren so einstellen, daß sie bestimmte Bereiche in Intervallen ultraviolett bestrahlen. Wer weiß, es könnte den Bewuchs und seine Ausbreitung wenn nicht verhindern, so doch verlangsamen.«
Es folgte eine Pause. »Klingt einleuchtend«, sagte Carl dann. »Aber wir wollen nicht, daß irgendwelche Gesundheitsschäden entstehen.«
»Daran habe ich gedacht. Habe Schutzbrillen und Sonnencreme für die Leute mitgebracht, die in den Stollen arbeiten. Außerdem habe ich eine unbenutzte Schalttafel zur Maschinensteuerung auseinandergenommen und ein paar Alarmgeber ausgebaut… Sie wissen schon, diejenigen, die Brrr-ap! Brrr-ap! machen.«
Auf der Trägerwelle kam ein Geräusch wie ein Husten, bis er merkte, daß Carl über seine Wiedergabe lachte. Er grinste.
»Die Alarmgeber können so eingestellt werden, daß sie eine Minute vor dem Einschalten einer Lampe losgehen. Und die Bestrahlungsdauer könnte fünf Minuten pro Stunde betragen.«
»In Ordnung. Wo wollen Sie die Lampen anbringen?«
»An den Eingängen zu den Kühlfachkomplexen, außerhalb der Zentrale und an den Kreuzungen entlang Schacht 1. Ich weiß nicht, ob wir genug Energie oder Birnen haben, um mehr zu tun, also werden wir uns damit begnügen müssen.«
»Fein. Aber ich möchte sie zuerst an etwas anderem ausprobieren. Ich werde Vidor und Ustinow hinunterschicken, daß sie ein halbes Dutzend Lampen und die Schutzbrillen abholen.«
»Worum geht es?«
Wieder trat eine kurze Pause ein. Dann vertraute Carl ihm seinen Plan an: »Wir sind dabei, einen Angriff auf die purpurnen Würmer zu starten, die unsere Kraftanlage umringt haben. Vielleicht wird sich Ihre Idee dabei als nützlich erweisen.«
»Hoffen wir es.«
»Ja. Lassen Sie Garner noch ein paar Minuten schlafen, bis Vidor kommt, dann wecken Sie ihn und sagen Sie ihm, er solle mit Vidor zurückkommen! Wir werden bei dieser Aktion jeden Mann brauchen. Osborn Ende.«
Die Trägerwelle schaltete aus. Saul stand eine Weile still und schüttelte den Kopf. Die Kraftanlage. Er hatte keine Ahnung davon gehabt.
Kein Wunder, daß Virginia bei seinem letzten Anruf so wortkarg gewesen war. Er war sich wie ein alberner Jüngling vorgekommen, geplagt von Befürchtungen, ob sie ihn noch liebe, weil sie ihn mit einer hastigen Kußhand abgefertigt und von der Frequenz gedrängt hatte.
Wahrscheinlich hatte sie mit dem Umprogrammieren der Maschinen alle Hände voll zu tun. Wenn eine Kühlwasserleitung oder ein Luftfilter durch organisches Material verstopft würde, wäre eine automatische Abschaltung die Folge. Diese wiederum könnte für sie alle das Ende bedeuten.
Aber er sollte die Lampen einem kurzen Probeversuch unterziehen, bevor er sie Carl zugehen ließ. Wozu den Mann mit nutzlosem Gerät belasten, wenn die Lampen nicht mehr vermochten als den einheimischen Lebensformen etwas Sonnenbräune zu geben? Saul zog sich eine Schutzbrille über den Kopf und stellte die Zeituhr ein.
Das jähe Schnarren des kleinen Alarmsignals ließ ihn zusammenfahren, obwohl er darauf vorbereitet war. Dann kam ein leise knackendes Geräusch, und die Lampe füllte den bernsteinfarbenen Stollen mit scharfem, grellem Licht. Saul mußte trotz der Schutzbrille die Augen zusammenkneifen und sich abwenden.
Als er wieder hinsah, fiel ihm etwas Sonderbares auf. Auf einmal schienen alle Oberflächen von einem schimmernden Dunst überzogen. Die Wände selbst, so schien es, gerieten in dehnende, kriechende Bewegung, wie der Pelz auf dem Rücken einer Raupe. Zuerst hielt er es für eine optische Illusion, eine der Intensität und Färbung des Lichts. Dann wurde es ihm klar.
Überall gab es einheimisches Leben! Es hatte das Fibermaterial der Wände und die Isolierungen durchdrungen, und nun versuchte es dem Lampenschein zu entgehen.
Der wattige Überzug wich in wellenförmigen Bewegungen zurück. Näher zur Lampe hin begann feiner Staub
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