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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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Conti, und die beiden nahmen eine Probe.
    Sie waren unachtsam.
    Als Carl einige Minuten später vorbeikam, klatschten sie Flicken auf ihre Anzüge und schrien vor Schreck und Schmerz durcheinander. Durch ihre Visierscheiben sah er überraschte, bleiche Gesichter mit großen, entsetzten Augen.
    »Was ist passiert?«
    »Ich fing dieses Stück, aber es entwischte mir«, sagte Samuelson.
    »Conti griff danach, und es fraß sich durch seinen Handschuh.«
    Contis rechte Handfläche war mit einem großen, ungeschickt angebrachten Flicken bedeckt. »Ich nehme an, Sie haben das Ding berührt?« fragte Carl.
    »Ja, und das verdammte Ding hat mich gestochen.«
    Conti zog eine Grimasse schmerzlicher Selbstbemitleidung. »Es wird schlimmer.«
    »Samuelson, gehen Sie mit ihm zum Noteinstieg! Ich werde Malenkow rufen und ihn verständigen, daß Sie kommen.«
    »Wa… was tut es, meinen Sie?« fragte Conti.
    Es frißt, dachte Carl, behielt es aber für sich. »Gehen Sie zum Arzt, der wird Ihnen helfen.« Er gab beiden einen Stoß in die Richtung der Zentrale. »Und beeilen Sie sich!«
    Binnen einer Stunde berichtete Malenkow ihm über ihren Zustand. Das purpurne Ding hatte sich durch das zähe Fibermaterial ihrer Schutzanzüge gefressen, das es wahrscheinlich als potentielle Nahrung angesehen hatte. »Vielleicht mag es einfach lange Kettenmoleküle«, hatte Malenkow gemeint. Einmal im Anzug, hatte es die Haut verbrannt. Etwas war vermutlich in die Blutbahn gelangt. Conti und Samuelson klagten über sich ausbreitende, dumpfe Schmerzen. Sie hatten Beruhigungsmittel bekommen und waren unter Beobachtung.
    Carl warnte Lani und setzte die Suche fort. Ungefähr eine Stunde später hatte er plötzlich eine Idee.
    »Lintz! Sind Sie im Dienst?«
    Es summte, dann meldete sich eine Stimme. »Ja.«
    »Dieses purpurne Zeug ist leicht und beweglich. Das meiste davon, was wir abgeschnitten haben, wurde vom Luftstrom in die Löcher gesaugt.«
    Carl vergegenwärtigte sich die Schichten aus festem Material und Vakuum, aus denen die Wandisolierungen bestanden. Zwischen ihnen und dem anstehenden Eis waren volle zwei Zentimeter Helium, die den Zweck hatten, die Wand zusätzlich vom Eis zu isolieren. Außerdem ermöglichten diese Zwischenräume auf vielen Wegen die Ausgasung zur Oberfläche. »Wohin geht die Entlüftung dieses Schachts?«
    »Die Entlüftung von Schacht 3 leitet alles vom Kühlfachkomplex 1 zur Oberfläche. Aber das ist nicht meine Abteilung, fragen Sie lieber Vidor.«
    »Nein, hören Sie zu! Wir gehen immer davon aus, daß die Entlüftung ebenso wie die Ausgasung benachbarter Substanz aufwärts geschieht, nicht wahr? Aber der Wind, den wir hier hatten, war wie ein Sturm.«
    »Ja. Wir haben eine Menge Luft verloren.«
    »Die Sache ist die, daß der Luftstrom stark genug war, einiges von dem Zeug nach innen zu blasen.«
    »Schon möglich. Aber es wird trotzdem ziemlich rasch nach oben entweichen, selbst wenn… Ah, ich verstehe. Sie machen sich Sorgen.«
    »Richtig. Das purpurne Zeug ist vom Luftstrom zur Zentrale getragen worden.«
    »Dort sind Lagerräume, und…«
    »Stimmt.« Carl zögerte, kam zu einem Entschluß. »Passen Sie auf, während dieser Krise setze ich Malenkows Anweisung außer Kraft! Sie sind ab sofort außer Quarantäne. Schnappen Sie sich Quiverian und alle, die Sie finden können! Gehen Sie hinunter zur Ebene 3J! Ich fürchte, Sie werden schnell denken und handeln müssen, denn diese Dinger sind wahrscheinlich in den Kühlfachkomplex gelangt.«

 
9

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SAUL
     
     
    Saul wischte die letzten grünen Spuren von den Rändern der Filtereinheit und blinzelte müde durch einen Antihistamindunst doppelter Dichte. Von hoher Wissenschaft degradiert zu Putzarbeiten, dachte er verdrießlich. Hatte Mama sich als Wäscherin die Finger wundgerieben, um ihren kleinen Jungen studieren zu lassen, damit er den Putzer machte?
    Natürlich hatte seine echte Mama nichts dergleichen getan. Sie war Oberst in der Israelischen Armee gewesen, hatte 2009 an der Eroberung von Bagdad teilgenommen und hätte es wahrscheinlich gebilligt, daß ihr Sohn von Zeit zu Zeit gezwungen würde, mit Putzkübeln und Wischlappen umzugehen.
    Doch die ironische Phantasie amüsierte Saul, und er spann den Faden weiter, während er den Filter mit zusammengebissenen Zähnen und nicht ohne Kraftanstrengung wieder anbrachte. Dreißig Jahre Erziehung und Ausbildung, und eine Reise, die ihn eine halbe Milliarde Kilometer in den Raum hinausgeführt hatte, um hier eine

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