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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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die Luft wie mit einem Nebel zu erfüllen, der sich von den Wänden löste und mit fast unmerklicher Langsamkeit zum Boden niederschwebte. Saul vermutete, daß es abgetötete Organismen waren, und bemühte sich, nichts davon zu inhalieren, während er davon in einen Probenbeutel wedelte und ihn luftdicht versiegelte.
    Dann erlosch die Lampe so plötzlich, wie ihr strahlendes Licht aufgeflammt war. Das knarrende Alarmsignal verstummte ohne Echo, und auf einmal war alles Stille und trübes Halbdunkel. Saul zog die Schutzbrille ab, zwinkerte und wartete, daß die Nachreflexe verblaßten.
    In seinem Kopfhörer knisterte es.
    »Lintz, Vidor. Sah den Lichtschein durch den ganzen Schacht, Doktor. Ist es jetzt sicher hereinzukommen? Carl möchte Garner und diese Lampen gleich haben… am liebsten gestern.«
    »Ja, richtig.« Lintz schüttelte den Kopf. »Wir haben Lampen und Schutzbrillen und frischen Kaffee für Sie. Kommen Sie nur herein!«
    Er machte kehrt und stieß sich rückwärts durch die gewölbte, unregelmäßig geformte Höhlenkammer. Die Deckplatten der Kühlfächer waren beschlagen. Die Kontrolleuchten an jedem Deckel erzeugten in der Mitte der halbdunklen Kaverne ein trübes, farbiges Glimmen wie von einem phosphoreszierenden Weihnachtsbaum oder ein Schwarm von Leuchtfischen am Grunde des Ozeans.
    Neunzig Särge, neunzig Schläfer, die auf ihre Auferstehung warteten. Eines Tages, dachte Saul. Wenn wir es schaffen.
    Die mehrmals verschobene Wiederbelebung dringend benötigter Ersatzkräfte näherte sich in der Krankenstation, wo Nikolai Malenkow jetzt ganz allein Dienst tat, einem kritischen Stadium. Ein Krankenpfleger war am Biß eines purpurnen Wurmes gestorben, und Peltier, der andere, war am Vortag einer nicht einzudämmenden Infektion erlegen. Bei dieser Rate war die Frage, ob die ›aufgetaute‹ Ersatzmannschaft lebendige Kollegen vorfinden würde, die sie beim Erwachen begrüßten, mehr als ein makabrer Scherz.
    Nein, sagte er sich, wir werden Erfolg haben. Wir müssen!
    Er passierte den Arbeitstisch, wo Joao Quiverian, noch immer vor sich hinmurmelnd, mit schneckenartiger Sorgfalt Lampen und Fassungen und Zeituhren zusammenbaute. Später, das wußte Saul, würde er persönlich alle Lampen überprüfen müssen. Er vergewisserte sich, daß die Kaffeemaschine voll war, dann stieg er in seinen Schutzanzug.
    Die Leute oben brauchten alle Hilfe, die sie erhalten konnten, obwohl Malenkow ihn zum Invaliden erklärt hatte. Vielleicht war er nicht in der Lage, so lang und angestrengt wie diese jungen Leute zu arbeiten, aber selbst ein alter Knacker vorgerückten Alters konnte noch eine Lampe halten oder auf eine Sprühdose drücken.
    Und das Seltsame daran war, daß er sich trotz aller Müdigkeit und der immerwährenden leichten Benebelung durch die Antihistamine in mancher Weise niemals besser gefühlt hatte. Seine Verdauung, zum Beispiel; das Magendrücken hatte aufgehört, und er erfreute sich eines regelmäßigen Stuhlgangs, und seine Kniegelenke knirschten nicht mehr bei jeder Anstrengung.
    Das mochte auf die Schwerelosigkeit und die Kalziumzufuhr zurückzuführen sein… oder vielleicht einfach darauf, daß er sich wieder geliebt fühlte. Man durfte die Auswirkungen des psychischen Befindens nicht unterschätzen.
    Er war nahe daran, Virginia anzurufen. Aber wenn er die anderen zur Kraftanlage begleitete, würde er seine Chance bekommen und mit ihr sprechen können, zumindest indirekt durch ihre ferngesteuerten Maschinen, welche die Arbeit von zehn Männern verrichteten.
    Vielleicht würde er sogar eine Gelegenheit haben, einer ihrer Videokameras zuzuzwinkern und sie zum Lächeln zu bringen.
    Kaum hatte er den Anzug angelegt und griff zu seiner mit einer DNS-Doppelspirale geschmückten Brustbinde, da wurden am Eingang Stimmen laut und verrieten die Ankunft von Osborns Leuten.
    Vidor und Ustinow katapultierten sich in routinierter Eleganz durch die Öffnung. Ermüdet oder nicht, der Stolz ließ es nicht zu, daß sie sich in Sprüngen fortbewegten oder an den Wandkabeln entlangzogen. Die beiden beschrieben noch im Flug eine Kehrtwendung und landeten gleichzeitig zwei Schritte vor Saul.
    »Wo ist Garner?« fragte Josef Ustinow knapp. Saul wies über die Schulter, und der bärtige Kanadier bewegte sich zwischen den gestapelten Packkisten zu der halbdunklen Ecke, wo Garners elektrische Decke wohlige Wärme verbreitete.
    »Haben Sie den Kaffee, Doktor?« fragte Vidor grinsend. Er schien angesichts der

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