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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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Art Hausmeister zu sein. Es bestätigte seinen seit langem bestehenden Glauben, daß es doch einen Fortschritt gab.
    Die gegenwärtige Krise schien ihn wenigstens von der Liste der Unberührbaren gestrichen zu haben. Jede Arbeitskraft wurde zum Kampf gegen die Infektionen einheimischer Arten benötigt, und kaum jemand nahm Anstoß an einem gelegentlichen Niesen oder Schneuzen.
    Endlich war er fertig.
    Er steckte den Schwamm in den Eimer, schloß den Deckel und entledigte sich der Handschuhe. Sein Blick ging über die Reihen der sargähnlichen Kühlfächer, die beschlagen waren von innerer Kühle und Kondensation, und von denen jedes eine Gestalt im Winterschlaf enthielt. Seit zwei Tagen arbeitete er hier unten in der Kälte und versuchte die Kühlfächer vor eindringenden Fremdkörpern zu schützen.
    Jenseits der Schläferreihen stand ein Arbeitstisch, übersät mit Glasstücken und elektronischen Bauteilen, die einem halben Dutzend ausgeschlachteten Instrumententafeln entstammten. Eine hohe Gestalt stand über das Durcheinander gebeugt.
    »Sind Sie mit den Lampen fertig, Joao«, rief Saul. »Ich habe sie Osborn für bald versprochen.«
    Der blasse Brasilianer schüttelte mißmutig den Kopf und murmelte: »Seit Ihrer letzten Frage habe ich vier Birnen ausgepackt und befestigt, Saul. Lassen Sie mir Zeit!«
    Quiverian war offensichtlich abgeneigt, sich hier draußen im Kühlfachkomplex, wo es kalt und gefährlich war, zur Verrichtung ›niedriger Arbeiten‹ drängen zu lassen. Um ihn überhaupt hierher zu bringen, hatte Saul selbst zur Zentrale hinuntergehen und den Mann von einer langen Fachsimpelei mit einem Kollegen zu Hause auf der Erde fortzerren müssen.
    Bis dahin hatte Joao sich benommen, als ob der Befehl zur totalen Mobilmachung ihn nichts angehe.
    Als erstes hatte der Kühlfachkomplex zentimeterweise nach eingedrungenen Fremdkörpern durchsucht werden müssen. Anschließend waren stundenlange mühsame Reinigungs- und Desinfektionsarbeiten notwendig gewesen. Die Filter der Luftzirkulation waren verseucht von den fadenartigen Lichenoiden, die drauf und dran gewesen waren, einer Reihe von Kühlfächern die Luftzufuhr abzuschneiden. Mit Ausnahme einer kurzen Schlafperiode hatten sie beinahe vierzig Stunden ohne Unterbrechung gearbeitet.
    Glücklicherweise hatten Virginias Maschinen aus den anderen beiden Kühlfachkomplexen nur geringe Probleme gemeldet.
    Zuletzt, als Quiverian schon am Rand der Rebellion gewesen war, hatte Saul ihm den Zusammenbau der Wasserstofflampen überlassen, eine leichtere Arbeit als den Umgang mit Schrubber, Wischlappen und Desinfektionsflüssigkeit.
    »Wenn Sie es so verdammt eilig haben«, murrte Quiverian, »können Sie ja den Faulpelz dort aufwecken. Lassen Sie ihn was Nützlicheres tun als schnarchen und die ganze Höhle mit seiner elektrischen Decke aufwärmen!«
    Saul blickte zu der schlafenden Gestalt, die in einem dunklen Winkel am Boden lag. Tech Garner hatte vier Tage ununterbrochen Dienst getan und schlief jetzt ein paar Stunden, bevor er wieder an die Arbeit ging. Verglichen mit der seinigen war Joaos Arbeit eine Art Urlaubsvergnügen.
    »Lassen Sie ihn in Ruhe, Joao! Ich werde die ersten vier Lampen übernehmen und erproben. Arbeiten Sie nur an den anderen weiter.« Nach einer Pause fügte er hinzu: »Nur seien Sie bitte vorsichtig, Joao! Versuchen Sie, keine Birne mehr zu zerbrechen. S’ist eine weite Reise zurück zum Ersatzteillager.«
    Quiverian zuckte die Achseln. »Zuerst sagen Sie, ich solle mich beeilen, dann, ich solle vorsichtig sein. Entscheiden Sie sich!«
    Saul erkannte, daß der Mann ihn vollends entnerven würde, wenn er hierbliebe. »Tun Sie einfach Ihr Bestes!« Er trat an den Arbeitstisch und nahm behutsam vier von den dünnen Lampen an sich, die ursprünglich dazu bestimmt gewesen waren, auf dem Mond oder im Raum arbeitenden Astronauten Lichtsignale zu übermitteln, sich aber hier, wie er meinte, in einer anderen Funktion bewähren könnten.
    Die Frage war, ob sie gegen lästige einheimische Lebensformen verwendbar waren.
    Mit langsam gleitenden Schritten steuerte er den Eingang zum Stollen J an, einem bernsteinfarbenen Ausgang aus der großen Kaverne des Kühlfachkomplexes 1, der jetzt, im Dämmerlicht der gedämpften Beleuchtung, ein unheimliches Aussehen gewann. Die gewölbten Nischen schienen tiefer, dunkler und geheimnisvoller, wie die Gewölbe einer alten Gruft. Das gehärtete Fibergewebe der Innenverkleidung rundete die Kanten und Ecken ab, aber

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