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Im Herzen Rein

Im Herzen Rein

Titel: Im Herzen Rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Vanoni
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alles. Es ist nur die andere Seite derselben Münze. Ich bin zu intelligent, als dass ich nicht irgendwann begriffen habe, was mit mir los ist. Mit dieser Intelligenz habe ich versucht, mir zu helfen, indem ich Jäger für Mörder wurde. So wie jeder Drogenberater die Droge liebt, seine Sucht aber auf den Drogenabhängigen lenkt, den er dann liebt oder verachtet. Er greift nicht mehr zum Stoff, beschäftigt sich aber Tag und Nacht mit dem Süchtigen. Ich war rasend in meiner Jagd nach den Mördern und ihren Dämonen, die mir so bekannt sind. Deswegen hatte ich eine hohe Erfolgsquote.«
    »Und deine große Liebe?«
    »Große Liebe? Quatsch. Ich habe dich nie vergessen. Wie verhängnisvoll, dass ich dir wieder begegnet bin!« Voller Zärtlichkeit sah er sie an. »Chrissie, ich will dich haben. Damals habe ich mich zum Schutz in die Ausbildung als Profiler geflüchtet. Als ich dich wiedergesehen habe, war das alles hinfällig.«
    Sie hatte sich gefreut, als sie ihn vor drei Monaten wiedergetroffen hatte. Ahnungslos war sie auf ihren Mörder zugegangen und hatte ihn zum Kaffee eingeladen.
    »Ich will dich winseln sehen.«
    Damals in der Forbachstraße war er als Student ein angenehmer Mitbewohner gewesen. Es gab nie Streit. Und wie er sich eingesetzt hatte für die Kinder, deren Mutter an Krebs erkrankt war. Er hatte sich immer Zeit genommen für die beiden, obwohl er ehrgeizig sein Studium verfolgte. Die Mutter lag im Krankenhaus, und der völlig überforderte Vater musste weiterarbeiten. Hubertus lenkte die Kinder ab und brachte sie zum Lachen. Sie liebten ihn, und ihr hatte es Kraft gegeben zu sehen, welche Freude er ihnen bereitete. Er war ihr einfühlsamer erschienen als andere Männer. Und nun wollte er sie vor Angst winseln sehen. Er, der ihr vertrauenswürdig erschienen war. Im Gegensatz zu Heiliger, der im Alltag die Fratze eines Monsters trug und aggressiv und grob war.
    Plötzlich hatte Bach den Flammenwerfer in der Hand und ließ das Feuer wie eine Schlange auf ihre Beine los.
    Sie schrie auf, und er drehte die Flamme herunter.
    »Und Heiliger und Mendel?«, rief sie, um ihn abzulenken.
    »Sie sind in mein Netz gelaufen«, sagte er. »Ich habe es genossen, sie darin zu verstricken, sie zu benutzen, um deine Angst zu steigern. Welch glücklicher Umstand, dass Mendel seine Spermien hinterlassen hatte. Ich habe nie meine Erbinformationen hinterlassen. Diese Schwachköpfe Mendel und Heiliger boten sich dafür an, meine Lust als heimlicher Meister des Spiels zu verlängern. Es war ein Leichtes, dich dazu zu bringen, mich als Berater zu engagieren. Das Spiel hat immer in meiner Hand gelegen.«
    Paula , Hilfe, schrie sie innerlich . Sie versuchte, sich auf Paula zu konzentrieren, sie herbeizudenken. Sie glaubte nicht an Übersinnliches, jetzt hoffte sie aber auf alles. Mit jeder Faser ihres Körpers wollte sie überleben. Dafür war ihr alles recht. Sie musste ihm Genuss am Spiel verschaffen, ihm einen Anreiz geben, das Ziel hinauszuzögern.
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, befahl er ihr, sich auszuziehen. »Ich kenne deinen Ehrgeiz und deine guten Noten, nahe am summa cum laude vorbei, aber ich kenne deinen Körper nicht. Zeig ihn mir!«
    Sie bückte sich, um ihre Schuhe auszuziehen, und stellte sie sorgfältig nebeneinander, als machte diese Ordnung Sinn. Als sie sich aufrichtete, starrte er sie an, als wäre er von Dämonen besessen. Ihr Blick suchte die Wände ab, die Fenster in den Wänden. Aber sie waren von außen mit Brettern zugenagelt oder sogar zugemauert. Das Licht in der Halle konnte von draußen nicht gesehen werden. Er konnte sich ungehemmt seinem Wahn widmen, der für sie tödlich war. Er hatte nichts zu befürchten, konnte in Ruhe ihren Schmerz steigern und sich dabei so viel Zeit lassen, wie er wollte.
    Obwohl es in der Halle kühl war, schwitzte sie. Ihr Herzschlag dröhnte in ihrem Körper.
    Er beobachtete, wie sie sich entkleidete, und weidete sich daran, wie sie sich zitternd bewegte. Sie musste sich nackt drehen und ihre Brüste hüpfen lassen. Vor ihren Augen sah sie, wie der Sektionsgehilfe den Kopf der Leiche von Ohr zu Ohr aufschnitt. Das Gesicht fiel zusammen wie eine Gummimaske. Sie blickte hinunter auf ihre tanzenden Füße, um sich abzulenken, doch das schützte sie nicht vor der Erinnerung an das sirrende Kreischen der Säge, mit der der Schädel aufgesägt worden war.
    Atemlos blieb sie stehen.
    »Die gefolterten Frauen waren meine Offenbarungen an dich«, sagte er wie eine

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