Im Herzen Rein
authentisch arbeiten zu können.«
Paula sah Chris an und schüttelte den Kopf.
Im Auto erzählte sie Chris, dass Heiliger sich in der Vernehmung nicht wie ein Unschuldiger aufgeführt habe. »Er hat darauf gesetzt, dass wir den Täter finden.«
»Damit er dann seinen Medienauftritt als unschuldig Verhafteter zelebrieren könnte?«
»Ja.«
»Dabei hing sein Schicksal aber an einem seidenen Faden«, sagte Chris. »Es wäre das Aus gewesen für Josef Heiliger, wenn du nicht in Bachs Haus eingebrochen wärst und dort die blauen Kleider gefunden hättest.«
»Wieso?«
»Bachs Plan zielte darauf, Heiliger den Mord an mir unterzuschieben.«
»Wäre ihm das gelungen?«
Chris nickte. »Er hätte mich ebenso präpariert wie die anderen und in Heiligers Atelier gesetzt. Er hätte dich dann verständigt, und du hättest mich als Teil von Heiligers neuester Installation gefunden. Heiliger hätte alles bestritten, doch da wäre er nicht mehr rausgekommen.« Paula sagte spöttisch: »Das wäre ja vielleicht sein Traum gewesen, immerhin hat er damit kokettiert.«
Chris sprach schnell weiter. »Bach hatte mir noch versprochen, den letzten zwingenden Beweis zu liefern. Das Versprechen hat er gehalten!«
Sie schwiegen. Im Radio wurde Dave Brubecks Take Five gespielt.
»Wie geht es dir?«
»Gut. Es ist ja vorbei.«
Paula trug den Koffer in die Wohnung. Das Treppensteigen war für Chris mühsam mit dem verletzten Bein.
Beim Auspacken erzählte sie, wie monströs sich Heiliger aufgeführt habe, dabei war der immer freundliche Bach das Monster gewesen. Plötzlich starrte Chris Paula an. »Er ist doch tot, oder?«
»Mausetot.« Paula nahm sie in den Arm und streichelte sie. »Sei ganz ruhig. Der Spuk ist vorbei. Für immer.«
Als sie sich verabschiedete, drückte sie sie noch einmal ganz fest und sagte sanft: »Und sei mit Männern in Zukunft etwas vorsichtiger.«
In einer Seitenstraße vom Ku’damm hielt sie vor einem schönen Altbau, ging in den vierten Stock und schloss die Wohnungstür auf, eine leere Drei-Zimmer-Wohnung, die frisch gestrichen war. Freunde von ihr waren gerade ausgezogen und hatten ihr den Schlüssel gegeben. Zwei Monate lief deren Mietvertrag noch, Zeit für Paula, sich alles gut zu überlegen.
Langsam ging sie durch die hellen Zimmer. Bis auf die Stimmen von zwei spielenden Kindern im Garten war es vollkommen ruhig. Das ist eine Wohnung, in der ich gut leben könnte, dachte sie. Nachdenklich schaute sie auf die Krone der großen Kastanie direkt vor dem Fenster.
Ihr Handy klingelte. Sie ging schnell ran, aber es war nicht Jonas, sondern Walter Kemper. Er berichtete, dass er den Papierladen gefunden hatte.
»Welchen Papierladen?« Paula brauchte einen Moment, um sich zu erinnern - Walter Kemper war der Verlobte von Johanna Frenzi.
»Der Laden, in dem Johanna das Tagebuch gekauft hat. Sie haben recht gehabt. Sie hat es an dem Tag gekauft, bevor sie ihre Krebsdiagnose bekam.« Kempers Stimme war bewegt. »Ich bin froh, dass Sie mir das Tagebuch gegeben haben. Jetzt weiß ich, dass sie mich noch liebte und mich durch ihre Flucht nach Berlin vor ihrer Krankheit schützen wollte. Ich wünschte, sie hätte es mir erzählt. Wie anders wäre dann alles verlaufen.« Er machte eine kleine Pause. »Ich konnte jetzt aber Frieden mit ihr schließen, und dafür wollte ich mich bei Ihnen bedanken.«
Paula war gerührt. »Ihre Liebe kann Ihnen keiner nehmen. Ich wünsche Ihnen alles Gute, Herr Kemper. - Danke, dass Sie mich angerufen haben.« Paula war froh, dass sie Kemper das Tagebuch gegeben hatte, in dem sich Johanna Frenzi zu ihrer Liebe bekannte.
Als Paula das Haus verließ, schlug ihr ein kalter Wind entgegen. Feucht und frostig fegte er ihr ins Gesicht. Sie hielt ihren dünnen Mantel am Hals zu, beugte sich bei der nächsten Bö nach vorn und trat in eine Wehe pappigen Herbstlaubs. Sie fröstelte und dachte an Glühwein.
DANK
Zu ganz besonderem Dank bin ich verpflichtet:
Kriminaldirektor Manfred Schmandra und Kriminalhauptkommissarin Elke Fabian vom Berliner Landeskriminalamt für ihre Hilfe bei Fragen zu ermittlungstechnischen Abläufen.
Professor Dr. Klaus Püschel, Leiter der Hamburger Gerichtsmedizin, für seine fachliche Beratung in allen medizinischen Fragen.
Meiner Freundin und Lektorin Katja Schreiber für ihre Hilfe und auch ihre Geduld bei allen unseren Diskussionen. Ihr als Berlin-Kennerin besonderen Dank für die Unterstützung bei den Recherchen.
Britta Hansen für ihre
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