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Im Herzen Rein

Im Herzen Rein

Titel: Im Herzen Rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Vanoni
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Liebeserklärung. »Meine dir gewidmeten Erkenntnisse. Während Posch Spuren aus den Körpern las, solltest du meine Erfahrungen aus ihnen lesen.« Er lächelte fein. »Sie waren Zeichen, die ich dir sandte, damit du dich auf die Begegnung mit mir vorbereitest, mit mir, deinem Luzifer.« Er fixierte sie und schien in einen Rausch zu geraten, als er ihre Todesangst sah, mit der sie auf die Stahlnadel in seiner Hand starrte. Verzweifelt versuchte sie, sich an etwas zu erinnern, das sie ihm zurufen könnte, um ihn mit seiner Existenz zu versöhnen. Damals war sie mal mit ihm und den Kindern der Vermieter im Zoo gewesen. Der Vater war im Krankenhaus, als es mit der Mutter zu Ende ging und er nicht wollte, dass die Kleinen dabei wären. Hubertus und sie hatten die zwei auf den Schultern und tanzten mit ihnen vor dem Affenkäfig herum. Sie imitierten die Tiere. Die Kinder jubelten. Und als sie schließlich alle zusammen Eis aßen, hatte Hubertus gesagt: »Wir sind eine kleine Familie. Nur sie kann uns Menschen Frieden und Einklang geben.« Später hatte sie manchmal an diese Worte gedacht.
    »Hubertus, erinnerst du dich -«
    Er sprang sie an und warf sie auf das Bett.
    Er nahm zwei Handschellen, die mit Ketten an den Bettpfosten befestigt waren, und als sie um sich schlug, drohte er, ihr die Nadel ins Auge zu stoßen, wenn sie sich nicht fesseln ließe.
    Sie hielt still, er legte ihr auch Fußschellen an und spannte die Seile. Sie lag mit gespreizten Armen und Beinen da.
    Die Geflügelschere bitte , hallte Poschs Stimme in ihrem Kopf. Lasst uns den Brustkorb öffnen.
    Bach legte zwei Metallringe mit Stromkabeln um ihre Brüste und das Metalldreieck auf ihre Scham.
    »Ich werde jetzt den Regler als Musikinstrument benutzen, das deine Stimme erklingen lässt. Ich werde ihn langsam hoch- und wieder herunterschieben, gerade so, wie ich dein Wimmern hören möchte. Das ist die Ouvertüre für unsere Vereinigung.«

62
    Ganz in der Nähe vom Westhafen, in einer schmalen Sackgasse parallel zur Seestraße, war eine kleine, dörflich anmutende Siedlung, im Karree gebaut. Fast verwunschen, wie aus einer anderen Zeit. Paula glaubte nicht, in Berlin zu sein. Die kleinen Reihenhäuser waren aus rotem Klinkerstein im Fachwerkstil gebaut. Während sie auf das Haus zuging, wählte sie noch einmal Chris’ Handy an. Wieder die Mailbox.
    Paula klingelte bei Waltraud Bach. Es dauerte eine Weile, bis sie schlurfend die Haustür öffnete. Mit dem jugendlichen Foto im blauen Kleid hatte diese dicke Frau kaum noch Ähnlichkeit.
    »Wissen Sie, wo Hubertus ist?«, fragte Paula, ohne sich vorzustellen. »Ich brauche ihn dringend beruflich.«
    Die Mutter betrachtete Paula. »Wer sind Sie denn, junge Frau?«
    »Ich arbeite mit ihm an einem Fall zusammen. Ich bin Paula Zeisberg, die Leiterin einer Mordkommission, die Hubertus berät.«
    »Ach so. Der kommt gleich. Kommen Sie herein.«
    Sie ging Paula voran und konnte sich, so übergewichtig wie sie war, nur langsam bewegen. Paula war klar, dass jetzt jede Sekunde zählte, wenn Chris noch am Leben war, aber sie wusste auch, dass sie mit Hektik nichts erreichen würde. Sie fühlte sich wie festgehalten, obwohl sie sprinten wollte. »Wann erwarten Sie ihn denn?«
    »Er müsste eigentlich schon da sein.«
    Sie zeigte zum Küchentisch. Paula war in Versuchung, der Frau einen zweiten Stuhl unterzuschieben, als sie sich setzte. Auf dem Tisch standen eine Kaffeekanne und eine Tasse, die aussah, als ob sie sie schon seit dem Morgen benutzte.
    »Wo ist er denn?«
    »Unterwegs hierher. Setzen Sie sich, er wird gleich kommen. Aber nehmen Sie sich vorher eine Tasse aus dem Schrank, oder trinken Sie keinen Kaffee?«
    Paula nahm sich eine Tasse, obwohl Kaffeetrinken das Letzte war, was sie jetzt wollte. Sie setzte sich und hoffte, irgendetwas aus der Frau herauszubekommen.
    »Sie haben ein schönes Heim. Ist Hubertus hier geboren worden?«
    »Ich bin schon hier geboren worden. Berti auch. Schau’n Sie mal - das Foto auf der Anrichte.«
    »Ist das Hubertus?«
    »Ja, mit vier. Der Berti war ein ganz liebes Kind. Aber manchmal kriegte er diese Anfälle, dann kippte er einfach um.« Sie schob Paula die Milch hin. »Nehmen Sie Zucker? Wir dachten, er verstellt sich, weil er irgendwas nicht will.«
    »Sicher hat er es gut gehabt bei Ihnen. Hatte er ein eigenes Zimmer?« Paula dachte wieder an den Kinderkeller - an Bachs Bericht von dem amerikanischen Killer, der auch einen Kinderkeller hatte, in dem er seine Aggressionen

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