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Im Innern des Wals

Im Innern des Wals

Titel: Im Innern des Wals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orwell George
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Shillinge kosten. Weiter: die Pubs in Billingsgate sind zu Zeiten geöffnet, in denen alle anderen zu sind. Schließlich treiben die Karrenschieber regelrecht Handel mit gestohlenen Fischen. Wenn man einen von ihnen gut kennt, bekommt man die Fische fast umsonst.
    Nachdem ich etwa vierzehn Tage in meiner Schlafstelle zugebracht hatte, stellte ich fest, daß ich nichts mehr geschrieben hatte. Außerdem fiel mir das Ganze auf die Nerven, mit dem Lärm und Betrieb, der jedes Alleinsein unmöglich machte. Dazu kam die erstickende Hitze von der Küche und vor allem der Dreck. In der Küche roch es fortwährend süßlich nach Fisch, und die Spülbecken waren von Fischabfällen verstopft, die furchtbar stanken. Man mußte sein Essen in irgendeiner dunklen Ecke unterbringen, wo es von schwarzen Käfern und Schaben wimmelte, wozu noch Schwärme von gräßlichen, freßgierigen Fliegen kamen. Auch der Schlafsaal war ekelhaft mit dem ständigen Gehuste und Gespucke – in diesen Quartieren hat jeder einen chronischen Husten, was zweifellos von der schlechten Luft herrührt. Ich mußte ein paar Artikel schreiben, was mir unter diesen Umständen unmöglich war, so ließ ich mir von zu Hause Geld schicken und nahm mir ein Zimmer in der Windsor Street, nahe Harrow Road.
    Ginger hat sein altes Landstreicherleben wieder aufgenommen.
    Den größten Teil dieser Geschichte habe ich in der Bermondsey-Bibliothek geschrieben, die einen schönen Lesesaal hat und nicht weitab von meinem Quartier lag.
    Geschrieben Oktober 1931

In einem Bergwerk
    Unsere Zivilisation beruht – mit Verlaub, Herr Chesterton – auf Kohle, und zwar viel umfassender, als man glaubt, bis man einmal darüber nachdenkt. Die Maschinen, die für uns lebensnotwendig sind, und die Maschinen, die Maschinen herstellen, hängen direkt oder indirekt von Kohle ab. Im Kreislauf der westlichen Welt nimmt der Kumpel die zweite Stelle ein, gleich hinter dem Mann, der die Erde pflügt. Er ist eine Art dreckige Karyatide, auf deren Schultern fast all das getragen wird, was nicht dreckig ist. Daher lohnt es sich schon, mit dem tatsächlichen Vorgang der Förderung der Kohle näher vertraut zu werden, wenn man die Möglichkeit dazu hat und die Schwierigkeiten nicht scheut.
    Fährt man in eine Kohlengrube ein, sollte man versuchen, dann bis zur Kohle vorzudringen, wenn die »Schaufler« bei der Arbeit sind. Das ist nicht einfach, weil Besucher bei der Arbeit stören und nicht gerade willkommen sind. Wählt man aber eine andere Zeit, bekommt man sicher ein ganz falsches Bild. An Sonntagen zum Beispiel macht eine Grube einen fast friedlichen Eindruck. Der richtige Augenblick ist, wenn die Maschinen donnern, die Luft schwarz ist von Kohlenstaub und man tatsächlich sieht, worin die Arbeit der Bergleute besteht. In dieser Zeit ist der Ort eine Hölle oder, was ich mir unter der Hölle vorstelle. Fast alles, was man mit dem Begriff Hölle verbindet, ist da: Hitze, Lärm, Durcheinander, Dunkelheit, stickige Luft, und vor allem ein geradezu unerträgliches Gedränge auf engstem Raum. Alles ist da bis auf das Feuer, denn das gibt es unten nicht, ausgenommen der schwache Schein der Davy-Lampen und die elektrischen Fackeln, beides kaum imstande, die Wolken von Kohlenstaub zu durchdringen.
    Wenn man endlich unten angelangt ist – und Hinkommen allein ist schon ein hartes Stück Arbeit, wie ich gleich erklären werde – und man durch die letzten Versteifungen des Stollens durchgekrochen ist, sieht man sich einer drei bis vier Fuß hohen schwarzen schimmernden Wand gegenüber. Die Bergleute nennen sie »das Gesicht der Kohle«. Über sich hat man die glatte Decke, die aus dem Fels besteht, aus dem die Kohle herausgeschnitten wird. Unter einem ist wieder Fels. Der Stollen ist also nur so hoch wie das Kohleflöz mächtig ist, schätzungsweise nicht viel mehr als ein Yard. Der erste, eine Zeitlang alles andere beherrschende Eindruck ist das entsetzliche, ohrenbetäubende Gerassel des Fließbandes, auf dem die Kohle von Ort befördert wird. Man sieht nicht sehr weit, weil der Nebel von Kohlenstaub den Schein der Grubenlampe zurückwirft. Man sieht nur rechts und links eine Reihe halbnackter, kniender Gestalten, vier oder fünf Yard voneinander entfernt, die ihre Schaufeln in die herabgefallene Kohle stoßen und sie mit einem Schwung über die linke Schulter schleudern. Sie füttern das Fließband, ein etwa zwei Fuß breites Gummiband, das ein oder zwei Yard hinter ihnen vorbeiläuft. Es ist wie ein

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