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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Nachrichtendienst.
    »Setz dich, Carl, entschuldige, ich habe nicht daran gedacht, setz dich doch«, sagte Kapitän zur See Johan F:son Lallerstedt.
    Es war Carls letzter Vortrag für einige Zeit, da ihm eine Dienstreise nach Kalifornien bevorstand, 001 sollte sich 002 und 003 ansehen, um sich ein Bild davon zu beschaffen, wie deren Ausbildung fortschritt. Diese Bezeichnungen waren ein höchst scherzhafter, höchst persönlicher und höchst inoffizieller Einfall Johan F:son Lallerstedts. In Schweden gibt es keine Doppel-Nullen.
    Beim schwedischen Nachrichtendienst gibt es keinen Agenten, dem man das Recht einräumt, andere Menschen zu töten. Das darf auf keinen Fall geschehen.
    Es sei denn, es geschieht in Notwehr oder es liegt im Interesse der Nation.
    Erland Rickfors, Schwedens Botschafter in Kairo, spazierte am Nil entlang. Er hatte seine Wohnung vor etwa zwanzig Minuten verlassen und ging gerade unter der Brücke des 26. Juli hindurch. Es war ein angenehmer Nachmittag, warm wie ein normaler schwedischer Sommertag mit einem für Kairoer Verhältnisse ungewöhnlich klaren Himmel. Er erreichte die Gezira-Straße, blieb eine Weile mit dem Mantel über dem Arm stehen und sah auf den Fluß. Auf dem anderen Ufer erhob sich das große Fernsehgebäude. Der Verkehr war schwach, und an diesem Nachmittag spazierten Hunderttausende von Menschen wie er um die Insel Gezira herum. Es war Freitag, in Schweden ein Arbeitstag, aber hier ein arabischer Feiertag.
    Er war sich nicht sicher, richtig zu handeln. Doch einerseits hatte er schon A gesagt, indem er um ein möglichst kurzfristiges Zusammentreffen gebeten hatte, obwohl es Freitag war. Zum anderen war es aus Formgründen durchaus in Ordnung, der diplomatischen Routine zu folgen. Sein Auftrag als Sendbote Schwedens bestand darin, Schwedens gute Beziehungen zu Ägypten aufrechtzuerhalten und möglichst zu verbessern, nicht hinter dem Rücken ägyptischer Behörden zu operieren und gar diplomatische Verwicklungen auszulösen.
    Die verabredete Zeit war schon um fünf Minuten überschritten. Araber sind jedoch nie pünktlich. Rickfors ging auf das Marriott-Hotel zu, das schönste Hotel Kairos und vielleicht des ganzen Nahen Ostens.
    Vor nicht allzulanger Zeit war das Gebäude noch ein verfallener Palast aus dem 19. Jahrhundert gewesen, für den irgendein Pascha so große Geldmittel aufgewendet hatte, daß die Wirtschaft des Landes stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Man konnte sich das gut vorstellen, wenn man das Ergebnis der Restaurierungsarbeiten für fünfzig Millionen Dollar in Gold, Rot und Grün ansah. Im Park zwischen dem alten Palast und den neuen Hotelbauten und dem Swimmingpool liegen mehrere Gartenrestaurants, deren Tische zwischen Palmen, Hecken und riesigen Rhododendronbüschen eingebettet sind. Ein ausgezeichneter, diskreter Treffpunkt. Hier kann an einem Freitagnachmittag jeder sitzen, auch ein Botschafter, und wie zufällig jeden X-Beliebigen treffen, auch einen Obersten des ägyptischen Sicherheitsdienstes.
    Zu seiner Verblüffung mußte Erland Rickfors sehen, daß Oberst Muhammed ibn Salaar schon an Ort und Stelle saß und sogar Zeit gefunden hatte, zwei Tassen Kaffee zu trinken. Erland Rickfors erschien zum erstenmal später als der Ägypter zu einem solchen Treffen. Aus reiner Verblüffung entschuldigte er sich für sein spätes Erscheinen, was jedoch ziemlich überflüssig war, da es sich nur um zehn Minuten handelte. In Kairo gilt jede Verspätung unter einer halben Stunde als pünktliches Erscheinen. Der Oberst streckte die Arme zu einer weit ausholenden Geste aus, die etwa bedeuten sollte, Allah werde schon alles richten.
    »Ich hoffe, es kommt Ihnen nicht allzu ungelegen, daß ich an einem Freitag um diese Zusammenkunft gebeten habe«, sagte der Botschafter, als er sich setzte und einen Tee mit Zitrone bestellte. Er hielt es für unpassend, jetzt etwas anderes zu trinken.
    »Durchaus nicht, lieber Freund, ich bin für Sie da, und das wissen Sie«, erwiderte der zivil gekleidete Oberst ohne jedes Anzeichen von Neugier oder Eile. »Ein herrlicher Winter, finden Sie nicht auch? Im letzten Jahr hat es ja fast die ganze Zeit geregnet«, fuhr der Oberst nach britischer Manier fort. Obwohl die ägyptischen Militärs seit ein paar Generationen von den Russen ausgebildet werden, steckt noch immer viel britisches Verhalten im Offizierskorps, zumindest im Umgang mit Leuten aus dem Westen.
    »Ja, ein so schöner Tag wie dieser ist etwa so wie ein schwedischer

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