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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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überprüften ihren körperlichen Zustand.
    Es folgte eine Einschätzung der Orientierungsübung. Bei vier Versuchen hatte die Abweichung in drei Fällen weniger als fünf Meter betragen, was angesichts der großen Entfernungen, die sie zurückgelegt hatten, und einer einzigen Oberflächen-Beobachtung pro Distanz ein sehr gutes Ergebnis war.
    Es war klar geworden, daß sie bei der eventuellen Operation die amerikanischen Atemgeräte verwenden mußten. Im Hinblick darauf, daß es in einem Fall um eine Tiefe von 36 Metern und im zweiten Fall von 40-41 Metern ging, würde das schwedische ACSC-System ihnen nur eine Tauchzeit von etwa dreißig Minuten erlauben. Somit wäre die Gefahr einer Stickstoffvergiftung unannehmbar hoch.
    Die amerikanischen Geräte waren größer und sperriger, doch da die drei damit auf Sauerstoffgastiefe bis zum Zielgebiet gelangen konnten, um dann zu tauchen - wenn das Mark-15-System automatisch auf Mischgas umstellte -, würden sie eine Tauchzeit erreichen, die eher von ihrer körperlichen Ausdauer und der Wassertemperatur bestimmt würde als von der Vergiftungsgefahr.
    Sie brauchten nicht einmal zu Papier und Bleistift zu greifen, um zu diesem Schluß zu kommen, da die berechneten Spielräume weit von allen denkbaren Grenzwerten entfernt waren.
    Das Problem war jedoch, daß sie nur drei Geräte hatten, zwar mit einer verbleibenden Tauchzeit von über sechs Stunden, aber wenn ein Gerät ausfiel, gab es keinen Ersatz.
    Das Ergebnis der Orientierungsübung war mehr als annehmbar; Joar Lundwall hatte sehr gute Arbeit geleistet. Es konnte schon jetzt bestimmt werden, daß Joar für das Anlaufen von mindestens zwei der Ziele verantwortlich sein sollte. Eventuell konnte Carl die Führung zu dem dritten Ziel übernehmen, falls dies der Ort war, an dem er sich schon befunden hatte.
    Es sei auch richtig, erklärte Carl, in Linie zu schwimmen statt nebeneinander. Joar Lundwall und Åke Stålhandske waren aus ihrer Zeit bei den schwedischen Küstenjägern gewohnt, zu zweit mit einer drei Meter langen Handleine zwischen sich zu arbeiten. Doch wenn drei Mann so schwammen, würde es ein ewiges Gezerre geben. Gerade bei einem solchen Versuch hatten sie ein Zielgebiet um fast zwanzig Meter verpaßt.
    Also, entschied Carl, solle folgende Reihenfolge gelten: Joar Lundwall als erster, verantwortlich für die Orientierung. Dann Carl und zum Schluß Åke Stålhandske, der das Material bugsieren sollte, was am vernünftigsten war, da er die stärkste Physis besaß.
    Während die drei Männer allmählich auftauten, fühlten sie zunehmende Zufriedenheit. Joar und Åke hatten bis vor kurzem intensive Tauchübungen absolviert, und die verbleibenden zwei Jahre in Kalifornien ließen bei der rein militärischen Seite der Ausbildung Schwerpunkte auf anderen Gebieten erwarten. Sie waren hervorragende Taucher, bewegten sich ruhig und gleichmäßig und schienen auch keine Schwierigkeiten mit dem recht komplizierten System von Rucksignalen für die Handleinen zu haben, das Carl entwickelt hatte. Eine andere Form der Kommunikation würde mit großer Wahrscheinlichkeit nicht möglich sein. Sie hatten noch etwa zwei oder drei Stunden Helligkeit zu erwarten. Als sie die Sauna verließen, aßen sie schnell einen kräftigen Lunch aus Fleischwurst und Eiern sowie Unmengen von Ketchup und tranken Leichtbier dazu.
    Dann beschloß Carl, allein eine Erkundungstour mit dem schnellen Motorboot zu machen und befahl den beiden anderen, sich eine Lösung für den Waffentransport auszudenken. Er wollte nach Einbruch der Dunkelheit zurück sein. Sie würden den Bootsmotor hören.
    Carl fühlte sich vom Essen erwärmt und leicht schläfrig. Als er sich einen dicken Overall anzog und wieder zum Bootshaus hinunterging, war er mit dem Tag schon sehr zufrieden. Von einer Mißstimmung zwischen den beiden anderen hatte er nichts bemerkt. Es hatte den Anschein, als würden sie sich jetzt total auf die Aufgabe konzentrieren und alles andere vergessen. Was auch eine sehr vernünftige Einstellung war.
    Andere Boote waren kaum zu sehen, und der Seegang war angenehm mäßig. Das Boot schaffte etwa fünfundzwanzig Knoten und hatte eine gut funktionierende Heizung.
    Carl brauchte eine gute Stunde, um das Zielgebiet zu erreichen, und was er sah, erschien ihm vorteilhaft. Die Küste der naheliegenden Insel Ornö war kaum bebaut. Auf den zwei letzten Kilometern sah er kein einziges Haus mehr, nur monotonen Felsenstrand mit niedrigem Kiefernbewuchs, der ein paar

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