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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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schwedischen Kollegen. »Habt ihr ihn so in die Mangel genommen?«
    »Kommt darauf an, was du darunter verstehst«, entgegnete Samuel Ulfsson. »Wir haben ihn insofern in die Mangel genommen, als wir jeden Tag lange gearbeitet haben, doch das war ja notwendig, um möglichst viel aus ihm herauszuquetschen, solange wir ihn noch haben. Allerdings hatten wir gerade ein paar Tage Pause, und jetzt wird es wohl wieder losgehen.«
    »Na ja, das ist eure Sache. Wann könnt ihr die Ware liefern?«
    »Tja, was weiß ich? Drei oder vier Tage werden wir wohl brauchen, aber ich fürchte, daß die Entscheidung nicht auf meiner Ebene getroffen wird.«
    Kriminalinspektor Rune Jansson war ein freches Manöver gelungen. Er hatte so getan, als wüßte er erheblich mehr, als ihm tatsächlich bekannt war, als er mit der bekümmerten Miene eines Mannes, der ein kollegiales Gespräch sucht, seinen Kollegen in der örtlichen Sicherheitsabteilung der Polizei von Norrköping aufsuchte. Allerdings war mehr als zweifelhaft, ob Rune Jansson diesen Kriminalinspektor Stig Langbratt, dessen alberner, erfundener Name ihm unter richtigen Polizeibeamten den Spitznamen »Lange Leitung« eingetragen hatte, als Kollegen ansah. Sie hatten zwar den Titel Kriminalinspektor gemeinsam, doch sonst gab es kaum etwas, was die beiden Männer verband.
    Rune Jansson hatte geseufzt und gesagt, er könne einfach nicht kapieren, warum Säk diesen Offizier Hamilton schütze, und was sei der überhaupt für ein Typ?
    In den öffentlichen Firmenregistern von Patentamt und Registergericht hatte Rune Jansson nämlich herausgefunden, daß der Eigentümer dieser EDV-Firma, die gar kein richtiger Software-Laden war, ein gewisser Korvettenkapitän Hamilton war. Und dieser Hamilton war als letzter verhört worden, und das Ergebnis war dieses letzte und merkwürdige Vernehmungsprotokoll der Stockholmer Sicherheits-Leute, das ja einen bestimmten Korvettenkapitän NN-6 betraf.
    Und dieser NN-6 habe, so Rune Jansson, im Gegensatz zu den anderen das Mordopfer gekannt und die Frau sogar in ihrer Wohnung besucht.
    »Und trotzdem sollen seine Vernehmungen als abgeschlossen gelten?« Langbratt war zunächst erstaunt gewesen, daß Rune Jansson den Namen überhaupt kannte - also hatte dieser richtig vermutet -, begann dann aber in Rätseln zu sprechen, was diese Säk-Leute oft zu tun pflegten, konnte sich aber trotzdem, was ebenfalls ins Bild paßte, nicht enthalten, zumindest mit ein paar Tatsachen herauszurücken.
    Es sei darauf hinausgelaufen, so Langbratt, daß dieser Hamilton so was wie ein beschissener militärischer Held sei und daß man schon aus dem Grund nicht wagen dürfe, den Kerl anzufassen. Dahinter steckten Gründe, die die Sicherheit des Reiches beträfen, o ja, nämlich so und so.
    »Er ist also einer von denen, die nichts weiter können, als Leuten den Hals durchzuschneiden?« fragte Rune Jansson geradeheraus, da er schon mehr erfahren hatte, als er hatte hoffen können.
    Langbratt hatte etwas von der geheimsten Tätigkeit der schwedischen Streitkräfte gemurmelt, doch keineswegs geleugnet, was Rune Jansson in seiner Frage angedeutet hatte.
    Dann hatte der Sicherheitsmann wieder in Rätseln gesprochen und auf Geheimhaltungsvorschriften verwiesen sowie auf Stockholm, und danach war nichts mehr aus ihm herauszuquetschen.
    Anschließend begab sich Rune Jansson ohne Zögern direkt zu seinem Telefon und rief den Generalstaatsanwalt an, der sich seit mehr als einer Woche nicht mehr mit der Angelegenheit beschäftigt hatte. Es hatte ja unleugbar so ausgesehen, als sei die ganze Sache in irgendeinen Keller unterwegs, an dessen Tür die Aufschrift stand »Ermittlungen ergebnislos«. Die meisten Reichskriminaler waren um diese Zeit wieder zu anderen Aufgaben zurückgekehrt. Diese Beamten waren der Meinung, jetzt bleibe nur noch etwas Papierkram, Erstellung ergänzender Verhöre und anderes, was nichts Neues ergeben würde.
    Doch Rune Jansson schlug eine harte Linie ein und verlangte eine vorläufige Festnahme. Er hatte zwar nie angenommen, daß Generalstaatsanwalt Sievert Öhrnström - noch einer von diesen Typen, die sich zu fein waren, mit einem Namen wie Jansson oder Andersson herumzulaufen - eine solche Forderung schlucken würde.
    Doch die Frage einer Hausdurchsuchung schien sich besser zu eignen. Hier gab es einen Verdächtigen, der nicht ausreichend vernommen worden war. Der Verdächtige hatte das Opfer gekannt und die Frau sogar in ihrer Wohnung besucht. Ferner war der

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