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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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gab es keinen Grund, auf einen militärischen Einsatz Schwedens zu reagieren, den es nie gegeben hatte, da auch die Stationen Apraksin, Bodisko und Tschitschagow nie existiert hatten und folglich auch keine Havarie hatten erleiden können.
    Der Resident des GRU, Oberst Jurij Tschiwartschew, war der einzige Mensch in Schweden und überdies einer der ganz wenigen Sowjetbürger, denen die Verlustziffer bekannt war. Es waren 218 Menschen, zufällig ebenso viele wie die Fluggäste in einem Airbus der Air France.
    Als Tschiwartschew aus Moskau diese Nachricht erhielt, holte er eine Akte aus dem Panzerschrank. Er entnahm ihr Fotos von Carl Gustaf Gilbert Hamilton sowie eine Detailvergrößerung und die Erläuterung, was es mit SEAL-Schwingen an der Uniform auf sich hatte.
    Offiziere westlicher Nachrichtendienste pflegten während ihrer aktiven Dienstzeit keine Auszeichnungen zu erhalten. Diese wurden ihnen meist erst bei der Pensionierung überreicht. Eine begreifliche Vorsichtsmaßnahme. Aber selbst auf diesem Gebiet schienen die Schweden offenbar von einer Art Öffentlichkeitsprinzip besessen zu sein.
    Jurij Tschiwartschew kam zu dem Schluß, daß diese SEAL-Schwingen zumindest die Identität von einem der Militär-Taucher verrieten. Und Tschiwartschew kam der Gedanke, daß es von großem Interesse sein würde, ob der Kollege Hamilton jetzt eine neue Auszeichnung erhielt oder nicht. Die Erklärung der schwedischen Regierung an die Sowjetunion, Einsätze mit scharfer Munition seien aufgrund von Mißverständnissen und des Übereifers einzelner erfolgt, die man wegen der gebotenen Diskretion nicht bestrafen könne, war durchaus vernünftig. Sie konnte jedoch ebensogut ein geschickter diplomatischer Bluff sein.
    Wenn sich aber Kollege Hamilton je mit einer weiteren Auszeichnung der schwedischen Regierung zeigte, würde es Zeit, zu völlig anderen Schlüssen zu kommen, dachte Jurij Tschiwartschew, als er die Akte langsam zuklappte.
    Eine andere Möglichkeit war natürlich die, daß das antisowjetische Presseorgan auf der anderen Straßenseite wieder einmal zum Tummelplatz der Streitigkeiten zwischen dem schwedischen Sicherheitsdienst und dem Nachrichtendienst werden würde, mit der Folge, daß die wechselseitigen Beschuldigungen durchsickerten. Doch bei diesen Zwistigkeiten, die dem GRU zwar Nutzen und Freude brachten, ging es meist um Kleinigkeiten. Im jetzigen Fall aber war es weniger wahrscheinlich, daß irgendein Polizist oder Offizier zu der rechtsgerichteten Zeitung laufen und petzen würde. Es würde vernünftiger sein, den jungen Hamilton im Auge zu behalten und festzustellen, ob er bald mit einer neuen Auszeichnung auftauchte.
    Jurij Tschiwartschew drehte in seinem Amtszimmer ein paar Runden und blieb zweimal mit auf dem Rücken gefalteten Händen stehen. Einmal vor der Aussicht auf die blaue Neonreklame von Svenska Dagbladet.
    Beim zweitenmal vor einem Ölgemälde, das einen alten russischen Seehelden darstellte, der die Hegemonie der schwedischen Marine in der Ostsee beendet hatte.
    Ein einziger Journalist kam mit den Auswirkungen der Operation Big Red in Berührung, gewann jedoch nie Klarheit über die Zusammenhänge. Nachdem Carl ausgeschlafen und einen Arztbesuch hinter sich gebracht hatte, beauftragte er seine Bank, umgehend zwei Millionen Kronen in bar für ihn bereitzuhalten und die dafür notwendigen Dispositionen zu treffen, egal wie.
    Anschließend hatte sich Carl mit dem einzigen Journalisten verabredet, mit dem er in den letzten Jahren Kontakt gehabt hatte.
    Erik Ponti, der Carl einmal dabei geholfen hatte, Kontakt zum palästinensischen Nachrichtendienst herzustellen, war immer noch Auslandschef beim Echo des Tages. Was in der Schlußphase der israelischen Operation eigentlich geschehen war, war ihm später sowohl vom Alten wie von Carl persönlich bestätigt worden. Seinerzeit war Carl zu spät gekommen, um den Opfern zu helfen, hatte jedoch die vier Israelis getötet.
    Seitdem hatten sich die beiden nicht wiedergesehen, und damals war Carl noch bei der Sicherheitspolizei angestellt gewesen.
    Erik Ponti erschien auf die Minute pünktlich bei der Parkbank draußen im Djurgården. Er hatte in der Zwischenzeit einige graue Haare bekommen.
    Carl stellte die Tasche zwischen sie auf die Bank und betrachtete eine Zeitlang die Umgebung, bevor er etwas sagte.
    »Wenn ich als anonymer Informant Schutz verlange und dir dafür interessante journalistische Informationen gebe, wird meine Identität doch durch das

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