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Im Jenseits ist die Hölle los

Titel: Im Jenseits ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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eine einfache und billige Methode und zugleich die beste der Welt, und jetzt werden die Dinger zu Millionen vom Grund der Seen geholt. Manche arme Familie lebt ausschließlich von diesen Larven, wer weiß, ob die Einnahmen überhaupt steuerfrei sind – doch, eigentlich müssten sie es sein, wie stünde wohl Mikko Laaksonen zu diesem Problem, wenn er noch in der Steuerbehörde säße… Er würde natürlich sagen, sie holen die Dinger nachts aus dem See, und dafür gilt Mondscheintarif, oder eigentlich ist es freiwillige Ge­ meinschaftsarbeit, mit dem Unterschied, dass die wäh­ rend der Nachtstunden natürlich bezahlt wird… Dieser dämliche Ilaskivi hatte nichts Besseres zu tun, als sich gleich als Erstes sein Gehalt erhöhen zu lassen, ich glaube, um fast tausend im Monat. Das ist wieder mal typisch, der Mann kommt von der Börse, wird Oberbür­ germeister von Helsinki, und schon ist ihm die Lohntüte zu klein… ein Makler… Der Kerl hat so was verdammt Aalglattes, dazu noch die blökende Stimme, aber was kann er dafür, er muss damit leben, wer weiß, welche Note er in der Schule im Singen gehabt hat, vermutlich weiß er es selbst nicht mehr… Werden in der Grund­ schule eigentlich noch Zensuren im Singen gegeben, ja, wird dort überhaupt noch gesungen, wahrscheinlich beschimpfen sich Lehrer und Schüler bloß noch gegen­ seitig… Verflucht, wenn ich Regierungschef wäre, würde ich die Gören das Fürchten lehren, Disziplin muss sein, aber das ist nicht Sache des Staatspräsidenten, auch auf den Straßen machen sie heutzutage, was sie wollen. Als die Frontsoldaten nach dem Krieg nach Helsinki zurückkamen, konnte man ja noch verstehen, dass sie drauflos prügelten, aber die Kinder von heute sind noch viel brutaler, sie werden einfach nicht mehr zur Diszip­ lin erzogen… Habe ich vielleicht in diesem Land in letz­ ter Zeit alles zu sehr seinen Gang gehen lassen… Viel­ leicht muss ich die Zügel straffer ziehen, muss mir sagen, dass man nicht zu lasch sein und sich nicht alles gefallen lassen darf… Ein guter Mann zu sein schließt nicht aus, dass man hart und streng ist…«
    Ich war ein wenig überrascht über die Gedanken des Präsidenten, denn sie berührten in keiner Weise den Akt, an dem er gerade teilnahm, sondern irrten umher. Vielleicht gehörte diese Veranstaltung für ihn derart zur Routine, dass sie keine besondere Konzentration ver­ langte.
    Bald war die offizielle Zeremonie vorbei. Der Präsident bat den Botschafter zu einem kurzen Gespräch auf das Plüschsofa, das an der Seite stand. Dort unterhielten sich die beiden eine Weile über die gemeinsamen Ange­ legenheiten Kameruns und Finnlands. Kekkonen hieß den Botschafter in Finnland willkommen, und dieser bedankte sich herzlich, auch im Namen seiner Frau. Der Präsident empfahl ihm, zusammen mit seiner Gattin im späteren Herbst einen Ausflug nach Lappland zu ma­ chen:
    »Die Natur im Norden unseres Landes ist im Herbst am schönsten. Die Vegetation färbt sich vor dem Welken rot und gelb, ist das nicht bemerkenswert? Das Blatt­ grün wandert in den Stamm, das passiert jeden Herbst.«
    Bei diesen Worten dachte der Präsident: »So bekommt Tuure Salo wieder die Gelegenheit, auf Kosten der Stadt Rovaniemi ein Essen zu geben.« Nach einer Weile setzte er den Gedankengang fort: »Salo gegenüber bin ich nachsichtiger gewesen, als gut war. Dabei denkt er, ich hätte ihn schikaniert… Eine kleine Stadt bringt nun mal nichts Großes hervor, auch der nicht, der die kleine Stadt regiert.«
    Der Botschafter lobte Kekkonen als einen Staats­ mann, der in Afrika wohl bekannt sei und dem man dort große Achtung entgegenbringe. Er vergaß auch nicht, die Europäische Sicherheitskonferenz und Kekkonens Verdienst bei ihrem Zustandekommen zu erwähnen.
    Kekkonen sah den Botschafter und dessen schöne Frau an und dachte: »Euer Kamerun liegt ziemlich weit im Süden, dort wirkt sich die Dürre, die die Sahara mit sich bringt, wohl noch nicht aus. Aber die Sahara schiebt sich weiter nach Süden, bald hat sie eure Gegend erreicht. Dann solltet ihr eure Kühe schlachten, denn sie sterben sowieso. Baut Mais an und schlachtet eure Kühe, da habt ihr einen guten Rat.«
    Laut aber sagte der Präsident:
    »Die riesigen ökonomischen, politischen und huma­ nen Probleme der afrikanischen Völker sind gerade jetzt brennend aktuell. Doch auf Ihrem Kontinent verändert sich vieles zum Positiven, und dafür haben Sie selbst gesorgt, vor allem auf staatlicher

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