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Im Jenseits ist die Hölle los

Titel: Im Jenseits ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Ebene. Ich bin über­ zeugt, dass Afrika einmal ein Kontinent sein wird, der friedlich seine Zukunft gestaltet, ohne mit militärischen Mitteln die staatliche Ordnung durchsetzen zu müssen. Finnland unterstützt vorbehaltlos das Selbstbestim­ mungsrecht der afrikanischen Völker, dessen können Sie sicher sein.«
    Nach Ende der Audienz setzte sich Kekkonen an sei­ nen Schreibtisch, seufzte und dachte an seinen Gast, den er soeben verabschiedet hatte. »Ein sympathischer Mann… hoffentlich erfriert er nicht im Winter. Der finni­
    sche Winter hat schon vielen Diplomaten eine Lungen­ entzündung beschert und sie so ins Grab gebracht.«
    Zehn Minuten später erschien eine Abordnung, die den Präsidenten bat, die Schirmherrschaft beim Cello-Festival von Joutseno zu übernehmen. Aus diesem Anlass schenkte die Abordnung Kekkonen ein Cello, das der Meister Valfrid Hukkanen im Jahre 1911 gebaut hatte. Die vier Männer waren deutlich aufgeregt. Einer von ihnen spielte auf dem Geschenk-Cello ein kurzes Musikstück, dem Kekkonen im Stehen und mit hochge­ recktem Kopf lauschte, als wäre er vollkommen in die Klänge vertieft.
    Als der Kaffee gebracht worden war, forderte Kekko­ nen die Gäste auf, sich vom Kuchen zu bedienen:
    »Langen Sie zu«, sagte er. »In Kainuu pflegte man frü­ her zu sagen, wer eingeladen war und Kuchen angebo­ ten bekam, solle tüchtig essen, so spare er zu Hause die Baumrinde.«
    Alle lachten herzlich über den Witz und griffen zu. Kekkonen dachte: »Das hat man zwar nie in Kainuu gesagt, aber ist ja egal.«
    Man plauderte munter über Streichinstrumente und kam dabei auch auf die staatlichen Mittel zu sprechen, mit denen das Musikleben gefördert wurde und die, im Verhältnis zum Bedarf, zu gering waren. Kekkonen betrachtete den Leiter der Abordnung, einen stämmigen Konzertmusiker um die vierzig, und dachte:
    »Wenn ein Kerl wie er die Offizierslaufbahn einge­ schlagen hätte, wäre er bald Oberst, denn ich hätte ihn ohne weiteres befördert. Jetzt aber spielt er einfach bloß Cello… Die Kunst nimmt diesem Volk die begabtesten Mitglieder, so ist es in Finnland immer gewesen. Ver­ flucht, was für ein Cellist wäre ich wohl geworden!«
    Gemeinsam mit der Abordnung verließ ich das Schloss. Die Musiker beglückwünschten sich gegenseitig zum wirklich gelungenen Besuch beim Präsidenten und beschlossen, darauf ein Gläschen zu trinken.
    7
    Sowie die Cellisten verschwunden waren, machte ich mich auf den Weg, um herauszufinden, was die gewöhn­ lichen Leute auf der Straße eigentlich so dachten. Ich glühte vor Forschungseifer: Jetzt konnte ich mir mühe­ los über die verborgensten Gedanken der Finnen Klar­ heit verschaffen, konnte in die innerste Seele dieses knorrigen Volkes eindringen. Welch wunderbare Chance und ausgezeichnete Gelegenheit!
    Mein Eifer erlahmte jedoch bald.
    Es zeigte sich, dass der gewöhnliche Finne in seinen Gedanken womöglich noch gewöhnlicher war. Ein be­ trächtlicher Teil der Leute auf der Straße wies über­ haupt keine Hirntätigkeit auf. So mancher wichtig aus­ sehende Mann mit gerunzelter Stirn war völlig leer im Kopf. Im Gehirn von Bankdirektor N. N., der bekann­ termaßen häufig in der Öffentlichkeit auftrat, kam es beispielsweise mehrere Minuten lang zu keinerlei ratio­ nalen Aktivitäten. Und diejenigen, bei denen sich inner­ halb der Hirnschale ein paar Gedanken bewegten, be­ schäftigten sich ausnahmslos mit völlig belanglosen Dingen.
    Meine Enttäuschung war womöglich größer als meine vorherige Begeisterung. Hier zur Veranschaulichung ein paar Beispiele.
    Eine schöne und modisch gekleidete junge Frau ver­ ließ den Markt mit Taschen voll frischem Gemüse. Sie wirkte wirklich sympathisch, aber, o Graus, was ging ihr durch den Kopf: »Morgen kaufe ich mir einen neuen BH, diese Taschen sind ziemlich schwer, irgendwann lasse ich mich von Erkki scheiden, später, wenn die Kinder größer sind. Warum zeigen die Ampeln immer Rot, wahrscheinlich drücken Männer die Knöpfe. Zum Glück habe ich keine Cellulite am Hintern, meine Schwester hat sie und Krampfadern auch. Wenn Mutter plötzlich stirbt, könnte ich mir vorstellen, als Hure nach Grie­ chenland zu gehen, egal, was Erkki dazu sagt. Eigent­ lich wäre es besser, Erkki stirbt auch, und zwar jetzt gleich und nicht erst, wenn er sechzig wird. Was hab ich davon, wenn er erst im Rentenalter stirbt. Ich hab über­ haupt keine Lust, heute Abend die Sauna sauber zu machen.«
    Ein Mann

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