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Im Jenseits ist die Hölle los

Titel: Im Jenseits ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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nächsten Morgen wieder in den Kreis der Gläubigen aufnehme. Ich sagte, dass ich auf Seiten der alten Frau stehe, und sollte er sich meinem Willen widersetzen, werde es ihm schlecht ergehen.
    Auf der Stirn des Schlafenden perlte Schweiß, und schwer atmend verteidigte er seine Maßnahme. Er be­ hauptete, er könne solch weltliches Treiben nicht dul­ den, zumindest keine frivolen Handlungen, wie sie die
    Alte ihm und den anderen Mitgliedern des Vorstands gebeichtet habe, und er fügte noch hinzu, dass Weiber wie sie verdient hatten, im Höllenfeuer zu schmoren, wenn ihre Zeit gekommen sei. Ich wollte ihn dazu über­ reden, Gnade walten zu lassen und zu vergeben, doch der Schlafende wischte diese Gedanken einfach weg. Als ich dann sagte, dass ich aus dem Jenseits, also aus dem Himmel, komme, tat er auch das ab mit der Behaup­ tung, ich sei ein Handlanger des Teufels und habe Jesus verraten. Ich konnte noch so sehr auf die Rechtmäßig­ keit meiner Sache pochen, der eigensinnige Bauer blieb bei seiner Meinung. Er berief sich immer wieder auf die Bibel und alles, was heilig war, und beschimpfte mich mit hoher Stimme, bis seine Frau schließlich erwachte und ihn weckte.
    »Was ist los, Hemminki, warum johlst du mitten in der Nacht so laut?«, fragte sie besorgt, und er rieb sich die Augen und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Der Teufel selbst jagt mich im Traum. Er hat mich von einem Berg in eine tiefe Schlucht gestoßen, fast hätte ich mir die Gräten gebrochen. Eine ganz üble Geschichte, dabei träume ich sonst nie.«
    »Du hast am Abend so viel Elchgeschnetzeltes geges­ sen, vielleicht kommt es davon.«
    »Kann sein. Gott zum Gruß, lass uns weiterschlafen.« »Ich wecke dich sofort, falls du wieder anfängst zu
    schreien. Der Antichrist ist wirklich böse, wenn er einen frommen Menschen nicht mal in Ruhe schlafen lässt.«
    Von einer derartigen Verstocktheit war ich völlig ge­ lähmt. Ich hatte mich so sehr gefreut, die Menschen zum Träumen bringen zu können, aber so ohne weiteres ließen sie sich nicht beeinflussen. Ich sagte mir, dass ich, wenn ich noch lebte und als Journalist arbeitete, weit effektivere Mittel hätte, auf Typen wie Läntsä ein­ zuwirken. Ich könnte in meiner Zeitung Artikel schrei­ ben, die das Verständnis zwischen den Menschen för­ derten, und dadurch würde ich vielleicht auch religiösen Fanatismus stoppen. Allerdings war ich in meinem Leben ein recht oberflächlicher Mensch, eigentlich ein Taugenichts, gewesen, dessen Dahinscheiden die Welt weder besser noch schlechter gemacht hatte. Wie un­ nütz war doch meine Arbeit gewesen, wie überflüssig und gedankenlos! Es war mir ganz recht geschehen, dass ich im Herbst unter das Auto geraten war.
    Wenn ich jetzt mein Leben noch einmal zurückbekä­ me, würde ich mich nicht damit begnügen, irgendwelche belanglosen Texte herunterzutippen, sondern mir Mühe geben und vernünftige Artikel schreiben, und ich würde meinen Teil dazu beitragen, dass es den Menschen besser ging.
    Doch ich war ein toter Mann, nun war es zu spät für mich, menschenfreundlichen Journalismus zu betrei­ ben.
    Immerhin hatte ich noch die Möglichkeit, die Men­ schen vor Albträumen zu bewahren und ihnen stattdes­ sen angenehme Träume zu bescheren. Ich konnte ihnen Mut machen, wenn auch nur nachts, sodass es ihnen nicht unmittelbar bei der Bewältigung ihrer irdischen Probleme half. Es war mir nicht möglich, den Preis der Butter zu beeinflussen, ich konnte nicht die Geschäfts­ praktiken der Waffenhändler öffentlich kritisieren, konn­ te die Menschen nicht dazu bringen, ihre Forderungen an die Regierung deutlicher vorzubringen.
    Obwohl ich nach meinem Tod sehr viel menschen­ freundlicher geworden war, war ich dennoch kein so guter Geist, dass ich darauf verzichtet hätte, den wider­ spenstigen Bauern Hemminki Läntsä, den ich für seine grausame Intoleranz hasste, mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln zu quälen. Viele Nächte lang zwang ich ihm schreckliche Träume auf; ich ließ ihn in boden­ losen Sümpfen versinken, sorgte dafür, dass er sich hungrig in der Tundra verirrte, sperrte ihn für endlose Zeit in ein Futtersilo ein, ließ seinen Traktor von Dieben stehlen, seine Kühe an Euterentzündung erkranken und seine Frau zur Hure werden. Wenn ich ihn schon nicht umstimmen konnte, wollte ich ihn wenigstens in seiner Ruhe erschüttern, was schließlich dazu führte, dass er auf den Zusammenkünften der Laestadianer

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