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Im Jenseits ist die Hölle los

Titel: Im Jenseits ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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wieder brandete in seiner unmittelbaren Umgebung Gelächter auf, und auch er selbst zeigte hin und wieder ein sanftes Lächeln. An allem war zu erkennen, dass er guter Laune war.
    Das Publikum auf dem Platz begann zu singen. Jesus lauschte dem Lied schweigend, wobei er hoch aufgerich­ tet auf den Stufen stand. Er hatte das Charisma eines Volksführers. Obwohl er wesentlich kleiner und schma­ ler war als die Apostel, die ihn umgaben, blieben dem Zuschauer keine Zweifel, wer in der Gruppe der Chef war. Ich versuchte den Text des Liedes, das das Volk zur Begrüßung Jesu sang, zu verstehen:
    Jesu, meine Freude,
    meines Herzens Weide,
    Jesu, meine Zier,
    ach wie lang, ach lange
    ist dem Herzen bange
    und verlangt nach dir!
    Mächtig schallte der Gesang über den nächtlichen Se­ natsplatz. Jesus lauschte reglos bis zum Ende des Lie-des und verbeugte sich dann leicht vor seinem riesigen Publikum. In die tausende, ja, zigtausende von Toten kam Bewegung, und sie ließen Jesus drei Mal hochle­ ben. Aus dem Mund bereits Verstorbener klang das ein bisschen seltsam, aber immer noch besser, als wenn sie seinen Tod bejubelt hätten.
    Jesus hob die Hände, das Publikum verstummte. Die Rede begann.
    »Liebe Freunde! Morgen ist mein Geburtstag, und deshalb bin ich gekommen, um euch zu begrüßen. Ich freue mich, dass ihr so zahlreich erschienen seid, um mich anzuhören. Ich danke euch herzlich dafür, dass ihr mich zu meinem Ehrentag beglückwünschen wollt. Ich bin jetzt über zweitausend Jahre alt, und davon habe ich die ersten einunddreißig Jahre…«
    In diesem Moment torkelte, aus Richtung des Restau­ rants Savanna kommend, ein betrunkener Lebender auf den Platz, ein riesiger Kerl, der laut grölte:
    »Ach wie flüchtig, ach wie nichtig
    ist der Menschen Leben…«
    Alle waren von der Störung unangenehm berührt. Der Betrunkene ahnte natürlich nicht, dass er gerade mitten durch ein großes Publikum ging. Jesus hörte auf zu sprechen und spähte in die Richtung, aus der sich der Betrunkene näherte. Uns Toten war der Auftritt des Mannes peinlich, obwohl es in Finnland nicht selten ist, dass bei einer feierlichen Veranstaltung ein Störenfried auftaucht… Sogar bei der Eröffnung der Olympischen Spiele von Helsinki im Jahre 1952 kam es zu einem Skandal, als irgendeine Verrückte zum Rednerpult rannte, um ihre Ideen zu verkünden. Dabei sprach sie wenigstens vom Frieden, aber dieser betrunkene Kerl entweihte gerade ein Kirchenlied.
    »Ach wie flüchtig, ach wie nichtig
    ist der Menschen Leben…«
    Jesus zeigte jedoch Verständnis. Er ließ den Mann ganz ruhig die Domkirche passieren und tadelte in keiner Weise sein Benehmen – was bei einem Betrunke­ nen wahrscheinlich eh auf taube Ohren gestoßen wäre, zumal er, wenigstens vorläufig, noch lebte.
    Die Toten machten ihm Platz. In der dicht gedrängten Schar bildete sich eine Gasse, durch die der Rüpel stolperte. Er brauchte seine Zeit, schließlich aber ver­ schwand er um die südwestliche Ecke des Platzes und bog in die Aleksanterinkatu ein.
    Nachdem das Gegröle des Betrunkenen verstummt war, setzte Jesus seine unterbrochene Rede fort:
    »Da ging unser Bruder hin auf seinem irdischen Weg… Allzu leicht vergeuden die Menschen ihr Leben so wie dieser arme Mann, der sich dem Trunk ergab. Aber hüten wir uns, ihn zu verurteilen! Der Mann hat den Wein gewählt, weil er wahrscheinlich nichts Besseres kennt.«
    Der Selbstmörder neben mir starrte Jesus fasziniert an. Er flüsterte mir zu:
    »Es scheint, dass der Mann wirklich Jesus ist. Ich hätte nie gedacht, dass ich dieses Wunder einmal erle­ be!«
    »Du meinst sicher, du hättest nie gedacht, dass du stirbst und dieses Wunder siehst«, sagte ich säuerlich zu dem Atheisten. Der stellte weitere Überlegungen an:
    »Dabei ist es eigentlich ganz logisch. Jesus war eine historische Person, ein Mensch, der einst gelebt hat. In der Bibel steckt wohl viel Wahres, das muss man zugeben, wenn man das hier mit eigenen Augen sieht«, sagte er, immer noch staunend.
    Jesus war ein ausgezeichneter Redner. Er verstärkte den Effekt seiner Worte durch Humor, wenn er zum Beispiel sagte:
    »Diese Veranstaltung ist allein deswegen schon eine Freude für mich, als ihr alle tot seid. Ich erinnere mich, wie ich einst, zu Zeiten Israels, zu einer großen Volks­ masse sprach. Das Volk war jedoch sehr hungrig und wollte mir nicht zuhören, ich musste es erst speisen. Zufällig hatte ich Zugriff auf große Mengen Brot und Fisch und ließ

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