Im Kerker der schönen Justine
und freute sich ganz besonders über diesen Trank, den sie ihrem Artgenossen Mallmann weggeschnappt hatte. Es war ein wunderbares und für sie einfach süßes Blut gewesen, aber es ging ihr nicht mehr darum, sondern um das Blut der Menschen, das gesammelt worden war, um die unheilvollen Geschöpfe in Mallmann’s Vampirwelt zu sättigen.
Im Prinzip hätte die Cavallo nichts dagegen gehabt, sie gehörte ja selbst zu dieser Sorte, aber hier ging es um etwas anderes. Um ein Prinzip. Sie und Mallmann waren Feinde. Sie konnte einfach nicht zulassen, dass er gewann, und deshalb sollte er auch nicht an das Blut herankommen.
Sie bewegte sich auf den Kühlschrank zu. Dort lagerte die wertvolle Fracht. Justine zog die Tür auf.
Ja, die Kissen waren prall gefüllt. Sie lagen übereinander und füllten alle Fächer.
Justine überlegte, ob sie die Kissen leer laufen lassen sollte. Es würde eine gewaltige Schweinerei auf dem Boden hinterlassen, was ihr eigentlich egal sein konnte, aber das wollte sie sich noch überlegen.
Zunächst holte sie eines der Blutkissen aus dem Schrank hervor, schloss die Tür und wog das Kissen auf beiden Handflächen. Es fühlte sich an wie Pudding.
Das lag weniger am Blut, sondern an dem dicken und zugleich weichen Material der Kissen. Der Tisch lag auf der Erde. Sie stellte ihn wieder normal hin und legte das Kissen auf die Platte. Einige Male drückte sie mit der flachen Hand darauf, schaute zu, wie es schwappte, und erlebte in sich eine gewisse Neugierde. Sie hatte das Blut der Ärztin getrunken und war begeistert gewesen, jetzt drängte es sie, den Saft zu probieren, der in dem Kissen schwappte.
Das Gefäß besaß die Form einer Wärmflasche. An der oberen Seite war es auch mit einem Stopfen verschlossen, der ziemlich fest saß, damit nichts auslief.
Sie stellte den Blutbeutel aufrecht hin, hielt ihn mit der linken Hand fest und versuchte mit der rechten den Stopfen zu lösen. Ziehen hatte keinen Sinn, weil er einfach zu fest saß. Sie musste es auf eine andere Art und Weise versuchen, zog weiterhin, war dabei sehr vorsichtig, und drehte ihn auch nach links.
Es klappte.
Justine machte weiter. Zur Hälfte hatte sie es recht bald geschafft. Den Rest brachte sie auch noch hinter sich und war froh, als sich der Stopfen löste und sie das Plopp hörte. Mit diesem Geräusch schlüpfte er aus der Öffnung hervor. Ein paar Spritzer folgten, die auf ihrem Handrücken kleben blieben.
Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie den Kopf senkte und den Geruch des Blutes durch die Nase förmlich einsaugte. Es war herrlich, das genießen zu können, aber sie wollte mehr und zumindest schmecken.
Deshalb beugte sie sich tiefer. Sie streckte die Zunge aus dem Mund, um die Tropfen aus der Öffnung zu lecken.
Justine war zufrieden. Sie schmeckte das wunderbare Menschenblut auf ihrer Zunge, und es war unverseucht.
Justine fand Gefallen daran. Bevor sie das Kissen wieder schloss, goss sie etwas von der leicht trägen Flüssigkeit in die Kuhle ihres Handtellers und leckte daran.
Ja, auch das gefiel ihr.
»Schmeckt’s?«
Eine Männerstimme hatte die Frage gestellt, und die Cavallo wusste auch, wem sie gehörte.
Mallmann!
***
Sie gab keine Antwort und war wütend, dass sie sich hatte überraschen lassen, aber das sollte der Supervampir nicht merken. Deshalb drehte sie sich mit einer sehr gelassenen Bewegung um und antwortete: »Ja, es schmeckt.«
»Dann bin ich zufrieden.«
Justine leckte den letzten Streifen weg und fragte: »Was willst du?«
Dracula II schüttelte den Kopf. Er hatte die Arme angewinkelt und stemmte seine Hände in die Seite. »Du hast etwas, was mir gehört«, erklärte er dann.
»Das Blut?«
»Was sonst!«
»Es kann auch mir gehören. Warum willst du es?«
»Du weißt, dass es zu meinem Plan gehört. Ich brauche es für meine Welt. Nicht umsonst habe ich hier meine Fäden gezogen, und du kannst dir vorstellen, dass ich nicht bereit bin, auf diesen Nachschub zu verzichten. Ich brauche ihn eben.«
»Ich auch!«, erklärte sie lächelnd. »Das Blut ist für mich ebenfalls perfekt. Ich habe es probiert, und ich bin begeistert. Auf besseres hätte ich nicht treffen können. Es hat mir ebenso gut gemundet wie das deiner Partnerin, mit der du meinen Verlust ausgleichen wolltest. Hat nicht geklappt, denn du hast vergessen, dass ich einmalig bin. Mich kann man nicht kopieren.«
»Du wirst es nicht bekommen!«, erklärte Mallmann mit ruhiger Stimme. Danach setzte er sich in
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