Im Kille-Kille-Keller
du spinnst.
Der Mörder hingegen wird interessiert sein. Wenn sich im Grabmal irgend etwas
befindet, das ihn verraten könnte, wird er verhindern wollen, daß du es
findest. Wenn nichts drin ist, wette ich, daß seine Neugier ihn trotzdem
bewegen wird, dir um elf Uhr zu folgen, wenn du hinausgehst.«
Ich schloß die Augen und
erschauerte nochmals. »Heute abend um elf verlasse ich also das Haus«, sagte
ich durch zusammengepreßte Zähne. »Ganz allein
schreite ich zu diesem Grabmal und pfeife fröhlich vor mich hin, während ich
den Tritten lausche, die mir folgen. Wenn ich an der Gruft bin, warte ich
einfach, bis der Mörder bei mir ist. Und was dann — soll ich ihn überreden,
sich zu stellen?«
»Den Rest besorge ich«,
erklärte Johnny selbstzufrieden.
»Aber Mr. Rio!« sagte ich. »Nun
erzählen Sie mir ja nicht, Sie hätten Ihren Überschall-Todesstrahl schon so
vervollkommnet, daß er auf zehn Meilen Entfernung tötet. Wollen Sie mir
weismachen, Sie könnten hier sitzen, mit den Füßen auf dem Tisch, aber im genau
richtigen Augenblick, wenn des Würgers Hände sich um meinen Hals legen, dann
drücken Sie aufs Knöpfchen — und bsssss !«
In der einen Sekunde saß ich
noch auf der Couch, und in der nächsten erfaßte mich ein Wirbelsturm. Er
wirbelte mich durch die Luft, und dann landete ich mit dem Kopf nach unten über
Johnnys Knien.
Mit seinem Ellbogen in meinem
Genick hielt er mich nieder. Ich zappelte, quiekte und schrie, aber das half
alles gar nichts. Er versohlte mich derart, daß ich glaubte, nie wieder sitzen
zu können, und zum erstenmal wünschte ich mir, ich hätte ein Mieder getragen.
Es dauerte mir viel zu lange,
bis er endlich den Ellbogen wegnahm und mich wieder auf die Couch kriechen ließ
— und das tat vielleicht weh!
»Ich habe dich gewarnt«,
erklärte Johnny grimmig. »Du hast es dir selber zuzuschreiben, daß es so weit
gekommen ist.«
»Johnny, Darling.« Ich lächelte
liebevoll zu ihm auf. »Du bist ein ausgesprochenes Scheusal. Ein wunderbar
herrisches Scheusal!« Ich lehnte den Kopf an seine Schulter und hob ihn
langsam, so daß sich meine Lippen seinen näherten. »Ich fürchte, es ist
sinnlos, dir widerstehen zu wollen.« Ich seufzte tief. »Auch möchte ich nicht,
daß du noch heftiger wirst. Sei lieb zu mir, Johnny...«
Er stieß einen Schrei aus und
sprang in die Höhe, wodurch ich das Gleichgewicht verlor und auf die Couch
sank. »Laß das gefälligst, Mavis!« rief er nervös. »Wir sind Geschäftspartner —
darauf haben wir uns doch geeinigt, weißt du noch?«
»Nein«, sagte ich verdrossen
und setzte mich auf, wobei ich wieder zusammenzuckte. »Was ist denn bloß dabei,
wenn der Mensch auch ein bißchen Spaß am Leben haben will?«
»Aber nicht während der
Geschäftszeit«, sagte er streng. »Du hörst jetzt damit auf, Mavis, und bleibst
ganz still sitzen, sonst schreie ich um Hilfe, das schwöre ich dir!«
»Oh, von mir aus«, sagte ich
böse. »Ich möchte bloß wissen, was aus deinem ganzen roten Blut geworden ist,
das du ja einmal besessen haben mußt.«
»Darüber zerbrich du dir mal
nicht den Kopf«, rief er. »Im Augenblick unterhalten wir uns über das, was
heute abend passieren wird. Ich werde da sein, an der Gruft, wo die Inschrift
ist — du gehst also auf der anderen Seite zum Eingang.«
»Wenn du glaubst, ich gehe
mitten in der Nacht zu dieser Gruft hinaus, dann bist du noch verrückter, als
ich dachte, und das ist nahezu unmöglich!« sagte ich entschlossen. »Ich ginge
da nicht hinaus, selbst wenn Cary Grant auf mich wartete — das ist wohl
deutlich genug ausgedrückt.«
»Okay«, sagte er gelassen.
»Ganz wie du willst.«
»Soll das heißen, es ist dir
egal, ob ich’s tue oder nicht?« Ich starrte ihn mißtrauisch an.
»Tu, was du willst, Mavis«,
antwortete er ebenso lässig. »Wenn du innerhalb des Hauses ermordet werden
willst, wo es keine Möglichkeit gibt, dich davor zu beschützen — dann kann ich
dich wohl nicht davon abhalten.«
»Was meinst du damit — ermordet
werden wollen?« zeterte ich.
»Na ja...« Er lächelte traurig.
»Der Mörder wird ganz gewiß noch nicht aufhören. Aber du wirst mir fehlen,
Mavis«, fuhr er bedauernd fort. »Das Büro wird nie mehr das sein, was es einmal
war.«
Ich glaube, ich weiß immer,
wann ich dran bin. »Also gut«, sagte ich ergeben. »Um elf an der Gruft. Aber
sieh ja zu, daß du pünktlich bist, Johnny Rio! Wenn du dich verspätest, rede
ich kein Wort mehr mit dir!«
Johnny
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