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Im Kinderzimmer

Im Kinderzimmer

Titel: Im Kinderzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Fyfield
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die allzu vertraute und unsympathische Stimme in der Leitung einem Gesicht zuzuordnen.
    »Wie geht’s, wie steht’s?«
    »Gehen tue ich nicht mehr viel, und ich stehe auch nicht gern lange. Sonst ganz gut. Danke.«
    Mary Fox, nicht mit übermäßiger Sensibilität gesegnet, dämmerte dennoch, daß der Anruf nicht eben willkommen war.
    »Aha, schön.« Sie wußte nicht recht, was sie noch sagen sollte.
    »Hör zu, ich will dich nicht lange aufhalten, du hast sicher zu tun…«
    Sophie spuckte die Worte förmlich in den Hörer: »Natürlich habe ich zu tun.«
    »Warst du denn noch einmal bei David und Katherine? Das hattest du doch vor?« Die Stimme nahm diesen anbiedernden Klang an, den Sophie – das wurde ihr in diesem Moment klar – nie hatte leiden können. So ganz anders als Katherine, die eher aufmerksam zuhörte als sprach, obwohl man sich das immer von ihr wünschte.
    »Nein. Nehme an, daß sie wie üblich Gäste hatten. Ich bin gestern nicht hingegangen, da werden sie am Aufräumen gewesen sein.
    Handtücher auswechseln oder was weiß ich. Ich weiß, ich hatte gesagt, ich wollte hingehen, aber dann dachte ich, ich tue es lieber nicht; man will sich ja nicht aufdrängen«, sagte sie gewichtig. Meine Güte, was war sie heute auf Zack, richtig schlagfertig. Es gab auf der ganzen Welt keine Sorgen mehr, nur Belästigungen.
    »Aha, wollte nur mal hören«, erklärte die Stimme. »Gibt’s sonst was Neues?«
    Sophie zögerte. Ganz immun war sie gegenüber der Lust am Reden noch nicht. »Na ja, ich bin nicht zum Friseur gekommen. Man würde mich mit der Katze wohl nicht hineinlassen.«
    Mary stutzte am anderen Ende, stieß einen langen Seufzer aus: wieder eine reif für die Altenbetreuung. »So, so«, zwitscherte sie munter, »na, wir sehen uns ja bald.«
    Sophie ging ins Schlafzimmer und zog sich einen Rock an, den fröhlichsten, buntesten, den sie auftreiben konnte: einen mit Rosen 340
    bedruckten, der etwas dünn war für die Jahreszeit. Dann schaltete sie das neue Radio ein und machte es sich bequem.
    Also gut, dann auf ins Gefecht. Schuldgefühle waren Mary wenig vertraut, und sie empfand deren Druck als äußerst unangenehm. Es hatte mit dem Aufwachen begonnen. Die ungewohnt steifen Glieder hatten eine Gemütsverfassung nach sich gezogen, die sie ihr halbes Leben lang gemieden hatte, wo immer möglich: grüblerisches In-sichgehen. Behutsam und sehr spät hatte sie sich vom Bett gerollt und war im Zeitlupentempo ins Badezimmer getapst, einen Fuß vorsichtig vor den anderen setzend. Nicht, daß sie wegen des herrlichen Schäferstündchens ein schlechtes Gewissen gehabt hätte – nein, der Muskelkater war lediglich lästig, das Entfernen des klebrigen Pessars direkt eine Freude –, sondern der Vernachlässigung ihrer schwester-lichen Pflichten wegen, die sie gestern nacht in den Wind geschlagen hatte und die sich jetzt wie ein Kater um so schmerzlicher zurück-meldeten und ihr das Frühstück verleideten. Mary rief bei »Kinder in Not« an. Nein, es gab keinen ernstlichen Anlaß zur Sorge um Katherines Kinder, aus ihrer Warte hatte es den nie gegeben; ja, der Bericht werde Dienstagnachmittag vorliegen, aber sie könne bereits jetzt versichern, daß da nichts Bedenkliches festgestellt worden sei, gar nichts, das hatte Mr. Mills betont; aber ob Mary nicht vielleicht für die Aktennotiz näher erläutern wolle, weshalb sie dergleichen argwöhnte? Nein, das wollte sie nicht. Mary war nicht ganz wohl dabei gewesen, nach dem schnoddrigen Kerl zu verlangen. Hier hatte das schlechte Gewissen, eingedenk seiner Rüpelhaftigkeit, zwar nur leicht rumort, doch jetzt, am Morgen darauf, zeigten ihr die Schuldgefühle regelrecht die Zähne, und als es ihr nicht gelang, das blek-kende Biest zu ignorieren, hatte sie zunächst bei Sophie, dann bei David angerufen. Wenn das erste Telefonat schon keinerlei Erleichterung gebracht hatte, so war das zweite zutiefst beunruhigend gewesen.
    »Tag, David. Hier ist Mary. Nachträglich herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.« Sie konnte es sich nicht verkneifen, in dieser ver-deckten Form darauf hinzuweisen, daß sie übergangen worden war.
    Immerhin hatte ihr Anstandsgefühl ihr eine Geburtstagskarte abge-rungen, die er mit keinem Wort erwähnte.

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    »Danke«, sagte er.
    »Ist Katherine zu Hause?«
    »Nein, tut mir leid. Sie ist ins Fitneß-Center gegangen.«
    »Ob ihr das bekommt?« Mary hätte sich die Zunge abbeißen mö-
    gen. David sollte doch nicht dahinterkommen, daß sie

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