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Im Königreich der Frommen (German Edition)

Im Königreich der Frommen (German Edition)

Titel: Im Königreich der Frommen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Boehm
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den Nabel.“ Sagen Sie still eines von
drei Gebeten vor sich hin. Alle haben die Lobpreisung des Herren,
die Reinigung von Sünden und das Refugium vom verfluchten Satan
zum Inhalt. Rezitieren Sie still die erste Sure des Koran.
Rezitieren Sie eine bliebige Sure oder einige Verse des Koran.
    „ Heben
Sie beide Hände auf Höhe der Schultern oder der Ohren.
Sagen Sie ,Gott ist am größten´ und verbeugen Sie
sich. Legen Sie ihre gespreizten Hände auf beide Knie.“
Sagen sie mindestens drei Mal. „Herrlichkeit sei dem Herrn,
dem Großartigen.“ oder Allglorreicher, Allheiliger, Herr
der Engel und der Geister.“
    Heben Sie ihre
Hände und sagen Sie: „Der Herrgott hörte denjenigen,
der ihn pries.“ Danach: „Unser Herrgott, dir gelte
unsere Lobpreisung, Lobpreisung im Überfluss, rein und
gesegnet.“
    Gehen Sie dann
hinunter auf den Boden. „Legen Sie die Stirn, Nase, beide
Handflächen auf den Boden und die Unterarme an der Seite. Die
Zehen sollten nach vorne zeigen.“
    Sagen Sie
mindestens drei Mal: „Herrlichkeit sei meinem Herrgott.“
Und: „Herrlichkeit sei meinem Herrgott, oh Gott, unser Herr.
Lobpreisung steht dir zu. Oh Gott, vergib mir.“
    Sagen Sie „Gott
ist am größten“ und setzen Sie sich nach hinten ab.
Sagen Sie: „Oh Gott, vergib mir, habe Mitleid mit mir, schenke
mir Wohlsein, führe mich und schenke mir Voraussicht.“
    Gehen
Sie mit einem „Gott ist am größten“ in eine
zweite Verbeugung mit der Stirn auf den Boden. Sagen Sie „Gott
ist am größten“, stehen Sie auf und beginnen Sie
mit dem nächsten Rak 'ah .
    Wenden Sie den Kopf
nach dem letzten Absitzen nach links und rechts und sagen Sie:
„Friede sei mit euch und Gottes Gnade.“
    Es folgen weitere
Gebetsformeln und schließlich sagt man jeweils mindestens
dreiunddreißig Mal: „Herrlichkeit dem Herrgott.“,
„Lobpreisung dem Herrgott.“ und „Gott ist am
größten.“ Um die einhundert voll zu kriegen, sagen
Sie: „Es gibt keinen Gott außer Gott, dem Einen. Er hat
keinen Partner. Ihm gehören die Herrschaft und die Lobpreisung,
und er hat die Macht über alle Dinge.“
    Aber seien Sie
vorsichtig: „Wenn jedoch eine Person eine notwendige Handlung
vergessen hat, ist das Gebet null und nichtig.“
    All diese
Anweisungen entnehme ich der Broschüre „Wie man betet“
des kanadischen Verlages „Al Attique Publishers Inc.“
Ich habe Sie im Königreich gekauft, im Regal für
erbauliche Literatur, das es in jedem Buchladen hier gibt. Die
Broschüre ist in Englisch geschrieben, mit Fotos und
Illustrationen ausgestattet und wendet sich offensichtlich an
Konvertiten, die das Beten lernen wollen. Die Übersetzung der
Gebetsformeln aus dem Englischen ist von mir.
    Warum zitierte ich
daraus so ausgiebig? Warum sind diese Abläufe von Bedeutung?
Warum soll ich das alles lesen?
    Weil ich erst im
Königreich richtig verstanden habe, was es mit dem islamischen
Gebet auf sich hat. Ich hatte schon vorher in vielen anderen Ländern
Leute beten sehen, aber erst im Königreich habe ich verstanden,
was hinter dem Gebet eigentlich steht.
    Das mag damit zu
tun haben, dass ich im Königreich so oft vor einem Laden oder
einem Restaurant gewartet habe, weil es gerade Zeit zum „Salah“
(= Gebet) war. Da kommt man schon mal ins Grübeln.
    Im Königreich,
wie in der restlichen Welt, beten die Muslime fünf Mal am Tag.
Aber nur im Königreich macht dann alles eine halbe Stunde lang
zu. Große Läden warnen ihre Kunden schon zehn Minuten
vorher über einen Lautsprecher, dass sie jetzt gleich schließen
werden. Ebenso Restaurants und alle anderen Institutionen; Ämter
und Ministerien sowieso.
    Wenn die Zeit nicht
ausreicht, etwas zu bestellen, zuzubereiten und runterzuschlingen,
sollte man gar nicht erst in ein Restaurant gehen. Denn, wenn der
Vorbeter ruft, müssen die Kunden raus. Fast alle Läden
ziehen Gitter vor die Schaufenster. In der Zeit des Gebetes kommt
das Leben im Königreich zum Stillstand. Fünfmal am Tag.
    Warum halten sich
die Läden dran? Wer kontrolliert das?
    Die religiöse
Polizei, gern „Mutawa“ genannt: die Freiwilligen. Oder
mit ihrem vollen Orwellschen Namen: die Kommission zur Förderung
der Tugend und der Verhinderung des Lasters.
    Die Freiwilligen
habe ich nur zu einer einzigen Gelegenheit selbst gesehen.
Aufgekratzt fuhren die Truppen des Propheten in einem grauen
Geländewagen mit dem Symbol des heiligen Buches auf der Tür
die Geschäftszeilen ab und schnauzten irgendwas über ihren
Lautsprecher:

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