Im Königreich der Frommen (German Edition)
nicht
verteilt. Das waren seine letzten Worte bei seinem Plädoyer,
ihn doch nicht auf den Bock zu spannen.
Es
ging gut. Ich kam ohne Schwierigkeiten aus dem Flugzeug raus. Und
diese Situation war die absolute Ausnahme. Sonst war da s
perfekte System intakt.
Aber das Beste am
perfekten System war – allerdings habe ich das erst ganz spät
herausgefunden –, dass sich niemand die Mühe gemacht hat,
seine Regeln einmal aufzuschreiben. Als saudische Verfassung gilt
der Koran. Als Strafgesetzbuch wird der Koran zusammen mit den
Hadith verwendet – mehrere Textsammlungen der Politik und der
Äußerungen des Propheten und seiner frühen Anhänger.
Richter interpretieren sie und sprechen danach Recht. Jeder Richter
tut das nach seiner Façon. Deshalb kommen so viele völlig
unterschiedliche Urteile heraus.
Wo steht aber, dass
Frauen und Männer keinen Kontakt haben dürfen? Nirgends.
Wo steht, dass Frauen sich ganz schwarz verkleiden müssen?
Nirgends. Wo steht, dass Frauen nicht Auto fahren dürfen? Auch
nirgends. Warum halten sich die Untertanen dann daran?
So haben sie es
immer getan, und die religiöse Polizei und die normale Polizei
setzen die ungeschriebenen Gesetze ja auch durch. Das perfekte
System fürwahr.
Weil im Königreich
Frömmigkeit gesellschaftliches Ansehen verspricht wie anderswo
Geld oder Erfolg, gibt es dort natürlich auch Frauen, die die
Kleiderkeuschheit auf die Spitze treiben. Eine von ihnen, berichtete
die Tageszeitung „Al Hayat“ im Dezember 2010, ist bei
einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Das ist das andere: Man
sieht Vader ja in der Nacht so schlecht. Das aber nur nebenbei.
Deshalb musste ihr
Ehemann in die Leichenhalle, um sie zu identifizieren. Das Problem
war nur, die Frau war aus Najd, der Hochebene um die Hauptstadt
Riad, wo traditionell die Sitten am strengsten sind. Selbst ihr
Ehemann hatte die Frau noch nie ohne Gesichtsschleier gesehen. Auch
vor ihren Kindern hat sie den Niqab nie abgenommen.
Was sollte der Mann
tun?
Er bat das Personal
in der Leichenhalle, seiner Frau den Niqab wieder anzulegen.
Und? Sie war es.
Der Mann erkannte sie. Jawohl, das ist sie, sagte er. Im Tod hatte
er seinen geliebten Vader wieder.
Ende gut, fast
alles gut. Blieb nur noch eine Frage: Wie es wohl so ist, mit Darth
Vader zu schlafen?
Der Historiker
Robert Lacey hat eine Antwort darauf. Oder doch zumindest etwas, das
einer Antwort am nächsten kommt. In seinem Buch „Das
Königreich“ zitiert er den Ethnologen Professor Donald
Cole, der in den sechziger Jahren die Murrah-Beduinen studiert hat.
Die leben vor allem im Osten und Süden der Arabischen
Halbinsel.
Professor Cole
erzählt uns, schreibt Lacey, „dass der Verkehr bei den
Murrah eilig von hinten vollzogen wird und dass die von Abdulaziz
[dem saudischen Gründerkönig] beschriebene
Gesicht-zu-Gesicht-Position bei ihnen als etwas zügellos gilt:
,Wegen der Enge der Behausungen und dem Mangel an Privatheit,
vollziehen verheiratete Paare den Verkehr nachts und mit einem
Minimum an koitalem Vorspiel, ohne sich auszuziehen und praktisch
ohne jedes Geräusch. Ein Mann ejakuliert schnell, manchmal
innerhalb von einer Minute nach der Einführung. Manchmal führt
er den Verkehr fort, bis er ein zweites oder gar drittes Mal
ejakuliert hat. Die Männer sagen, die angemessene Sex-Position
ist, dass der Mann von hinten in die Frau eindringt, während
sie von ihm wegschaut. Verkehr von Angesicht zu Angesicht wird als
nicht salonfähig betrachtet.'“
Na, dann haben wir
das auch besprochen.
SALAH – PUMPEN FÜR DEN HERRN
Das ist der Ruf zum
Gebet: „Gott ist am größten, Gott ist am größten.
Gott ist am größten, Gott ist am größten. Ich
lege Zeugenschaft ab, dass es keinen Gott gibt außer Gott. Ich
lege Zeugenschaft ab, dass es keinen Gott gibt außer Gott. Ich
lege Zeugenschaft ab, dass Mohammed sein Prophet ist. Ich lege
Zeugenschaft ab, dass Mohammed sein Prophet ist. Kommt zum Gebet.
Kommt zum Gebet. Kommt zum Erfolg. Kommt zum Erfolg. Gott ist am
größten. Gott ist am größten. Es gibt keinen
Gott außer Gott.“
Aber es geht
weiter. Derjenige, der den Ruf zum Gebet hört, sollte ihn
nachsprechen, bis auf die Zeilen, „ Kommt zum Gebet. Kommt zum
Gebet. Kommt zum Erfolg. Kommt zum Erfolg.“ Dann sollte der
Hörende antworten: „Es gibt keine Macht und keine Kraft
außer mit Gott.“
Wenn der Ruf zum
Gebet verklungen ist, sollte sowohl der Rufer als auch der, der den
Ruf hört, den folgenden Segen sprechen: „Oh
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