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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Und sie war noch mehr - hinterlistig und unaufrichtig zum Beispiel, aber daran wollte er im Moment nicht denken. Nicht, wenn er sich so sehr auf den Kuß freute, den er ihr gleich geben würde. Ihre Augen waren fast geschlossen, und die langen, gebogenen Wimpern warfen wie kleine schwarze Fächer dunkle Schatten auf ihre cremefarbenen Wangen. Er bewunderte ihre Lippen, die so rosig und weich waren, daß ihnen kein Mann widerstehen konnte.
    Benommen und vollkommen entspannt lag sie an seiner Brust und spürte kaum, daß er ihr Kinn umfaßte.
    »Jennifer ...«
    Als sie die eigenartig rauhe Stimme hörte, öffnete sie die Lider und sah ihm in die schimmernden grauen Augen. Seine feingeschwungenen Lippen waren nur noch wenige Zentimeter von den ihren entfernt. In diesem Augenblick wurde ihr erst bewußt, was sie ihm zugestand und was geschehen würde, wenn sie ihn gewähren ließ. Sie schüttelte den Kopf und versuchte, ihn mit dem Ellbogen wegzuschieben und sich loszureißen, aber er hielt sie fest.
    »Nein!« brach es aus ihr heraus.
    Seine hypnotischen Augen hielten ihren Blick fest, und über seine Lippen drang der unwiderrufliche Befehl: »Doch!«
    Ein protestierendes Ächzen blieb ihr im Hals stecken und wurde von einem heißen, besitzergreifenden Kuß erstickt, der bis in alle Ewigkeiten anzuhalten schien und nur noch drängender wurde, je mehr sie sich dagegen wehrte. In dem Moment, in dem sie ihren Mund leicht öffnete, verschaffte sich seine Zunge Einlaß, und der Kuß wurde sanfter. Er küßte sie lange und sehnsüchtig und beschwor die Stimmung der Nacht in Hardin herauf.
    Jennys verräterischer Verstand kapitulierte und überließ sich dem Strudel der Erinnerungen. Sie seufzte, als sie sich ergab und den Kuß erwiderte. Dabei machte sie sich selbst weis, daß ein einziger Kuß nicht viel zu bedeuten hatte, doch als alles vorbei war, zitterte sie wie Espenlaub.
    Royce sah in ihre verträumten blauen Augen, und Jenny erkannte seine Zufriedenheit, aber auch die Verwirrung, die sich auf seinem Gesicht abzeichnete. »Wieso fühle ich mich wie der Eroberte, wenn du dich mir ergibst?«
    Jenny drehte ihm den Rücken zu und straffte die schmalen Schultern. »Dies war nur ein kleines Scharmützel, bei dem ich mich unterworfen habe, Euer Gnaden, aber der Krieg ist noch lange nicht entschieden.«
    Die Straße nach Claymore beschrieb einen weiten Bogen, und es war ein gewaltiger Umweg, aber so brauchten sie sich nicht durch die dichten Wälder zu schlagen. Wenn Royce allein gewesen wäre, hätte er die Abkürzung genommen, denn jetzt, da er seinem Ziel so nahe war, konnte er es kaum erwarten, einen Blick auf die Festung zu werfen. Er sehnte sich mit einemmal danach, daß Jennifer seine Begeisterung teilen könnte. Um irgend etwas zu äußern, was die Spannung zwischen ihnen ein wenig löste, beantwortete er ihr die Frage nach seinen Männern, die sie ihm vor einiger Zeit gestellt hatte. Mit einem Lächeln sagte er: »Für den Fall, daß du immer noch neugierig bist: Die fünfzig Männer, die mit uns zur Priorei geritten sind, haben sich in Fünfergruppen auf den Weg gemacht. Jede Gruppe hat eine andere Richtung eingeschlagen, so daß sich die Verfolger aus Merrick auch aufteilen müssen, wenn sie uns jagen wollen. Möchtest du auch wissen, was sie sonst noch getan haben?« neckte er sie.
    Jenny schleuderte verächtlich ihr rotgoldenes Haar über die Schulter. »Ich kenne den Rest. Sobald sie ein günstiges Fleckchen für einen gemeinen Überfall oder einen Hinterhalt entdecken, zwängen sich die Kerle wie Schlangen zwischen Büsche und Felsen und warten auf die Leute meines Vaters, damit sie sie von hinten angreifen können.«
    Royce kicherte, weil sie so vehement ihren moralischen Standpunkt deutlich machte. »Ein Jammer, daß ich daran nicht gedacht habe«, erwiderte er grinsend.
    Obwohl Jennifer sich nicht die Mühe machte, darauf einzugehen, wurde ihre Haltung ein wenig lockerer, und Royce spürte, daß sie begierig darauf war, mehr zu erfahren. Jetzt war er gewillt, ihre Neugierde zu befriedigen, und fuhr mit seinen Erklärungen fort, während sie die letzten Windungen der Straße hinter sich brachten. »Bis vor wenigen Stunden waren meine Männer noch ungefähr zehn Meilen hinter uns und schwärmten etwa alle fünf Meilen in unterschiedliche Richtungen aus, um Spuren zu legen. Aber jetzt kommen sie näher, und bald haben sie den Abstand aufgeholt.« Gutgelaunt setzte er hinzu: »Sie sind hinter uns geblieben, weil

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