Im Koenigreich der Traeume
Männer an ihr Heim und ihre Familien. Weißt du, woran ich immer dachte, wenn ich wach lag?«
»Nein.« Jenny verbiß sich ein Lächeln.
»An Essen.«
Sie konnte nicht mehr an sich halten und prustete lauthals los. Der Mann, den die Schotten Satansbrut nannten, gestand, daß er vor einer Schlacht vom Essen träumte! Obwohl ein leichtes Lächeln über Royces Gesicht huschte, richtete er den Blick wieder in die Feme und betrachtete sein Land und die Festung, als könnte er sich daran nicht satt sehen. »Das letzte Mal war ich vor acht Jahren mit den Architekten hier«, erzählte er. »Die Burg war sechs Monate lang belagert worden, die äußeren Mauern waren nur noch Ruinen, und auch Teile der Burg hatten schwer gelitten. Die Hügel rundherum hatten gebrannt.«
»Wer hat denn die Burg angegriffen und belagert?« erkundigte sich Jenny argwöhnisch.
»Ich.«
Eine schneidende Antwort lag ihr auf der Zunge, aber sie hatte keine Lust, die gute Stimmung zu verderben, deshalb erwiderte sie leichthin: »Kein Wunder, daß Schotten und Engländer ständig in Fehde liegen - wir haben nichts gemeinsam und denken vollkommen verschieden.«
»Tatsächlich?« Er grinste. »Was meinst du damit?«
»Du wirst mir zustimmen, daß es eine eigenartige Angewohnheit der Engländer ist, die Festungen ihrer eigenen Landsleute zu zerstören«, erklärte sie mit einer gewissen Überlegenheit. »Du scheinst das ja viele Jahre lang getan zu haben, obwohl du statt dessen mit Schotten - oder anderen Feinden«, setzte sie hastig hinzu, »hättest kämpfen und ihre Burgen belagern und einnehmen können.«
»Ein äußerst interessanter Gedanke«, zog er sie auf. »Wir haben versucht, beides zu tun.« Jenny kicherte, aber er fuhr fort: »Und wenn meine Kenntnisse über die schottische Geschichte der Wahrheit entsprechen, dann haben sich die Clans jahrhundertelang gegenseitig bekämpft und es dennoch fertiggebracht, unsere Grenzen zu überschreiten. Sie haben gebrandschatzt, geplündert und uns >belästigt<.«
Jenny hielt es für das beste, das Thema fallenzulassen. Sie drehte sich wieder zu der riesigen, in der Sonne glänzenden Burg um und fragte neugierig: »Hast du diese Festung angegriffen und belagert, weil du sie für dich selbst haben wolltest?«
»Weil der Baron, dem sie vorher gehört hat, mit einigen anderen Adligen eine Verschwörung anzetteln und Heinrich ermorden wollte. Beinahe hätten sie auch Erfolg gehabt. Damals hieß dieser Ort Wilsely, nach der Familie des Besitzers, und als Heinrich ihn mir übereignete, stellte er die Bedingung, daß ich ihn umbenenne.«
»Warum?«
»Weil Heinrich selbst die Familie Wilsely in den Adelsstand erhoben und mit diesem Besitz beschenkt hat. Wilsely war einer seiner wenigen Vertrauten. Ich habe den Ort Claymore genannt zu Ehren der Familie meiner Mutter und der meines Vaters«, erklärte Royce, während er Zeus die Sporen gab und in einen flotten Trab zwang.
Die Reiter aus der Burg waren den Hügel heruntergekommen und näherten sich ihnen von vom. Das Hufgetrappel hinter ihnen wurde lauter. Jenny spähte über die Schulter und sah die fünfzig Männer, die sich vorwärtsbewegten. »Machst du deine Pläne immer mit einer solch ungeheuren Genauigkeit?« fragte sie, ohne ihre Bewunderung vollständig verbergen zu können.
Seine Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln. »Immer.«
»Wieso?«
»Weil eine exakte Zeitabstimmung gewährleistet, daß man auf dem Pferd sitzend und nicht auf seinem Schild liegend das Schlachtfeld verläßt.«
»Aber du führst keine Kriege mehr, also brauchst du auch nicht mehr über Strategien und Zeitabstimmung nachzudenken.«
Er wirkte fast wie ein Junge, als er sie träge lächelnd ansah. »Das stimmt, aber es ist mir zur Gewohnheit geworden, und so etwas legt man nicht so leicht ab. Die Männer haben jahrelang an meiner Seite gekämpft. Sie wissen genau, wie ich denke und was sie tun sollen, ohne daß ich viel sagen muß.«
Es blieb ihr keine Zeit, darauf einzugehen, da die Ehrengarde sie fast erreicht hatte. Arik führte die Männer jetzt an. Gerade als sich Jenny schon fragte, ob die Garde rechtzeitig stehenbleiben würde, vollzogen die fünfundzwanzig Männer eine Wende mit einer solchen Präzision, daß Jenny um ein Haar begeistert applaudiert hätte. Arik nahm direkt vor Royce Aufstellung, und die fünfzig Krieger hinter ihnen formierten sich in ordentlich ausgerichtete Reihen.
Jenny beobachtete begeistert die farbenfrohe Prozession der tänzelnden
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