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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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wir einen Angriff von hinten von den Merrick- Männern erwartet haben.«
    »Das alles«, erwiderte sie frostig, »wäre nicht nötig gewesen, hätte man mich gar nicht erst vom Kloster entführt und zu dir gebracht.«
    »Hör auf!« rief er verärgert über ihre unausgesetzte Feindseligkeit. »Du bist, wenn man es genau nimmt, nie schlecht behandelt worden.«
    »Nie schlecht behandelt?« wiederholte sie aufgebracht. »Hältst du es etwa für besonders freundlich, wenn du dich einem jungfräulichen Mädchen aufzwingst, ihre Ehre in den Schmutz ziehst und ihre Chancen zerstörst, jemals einen Mann ihrer Wahl zu heiraten?«
    Royce öffnete den Mund, um etwas zu antworten, schloß ihn aber wieder. Er war entmutigt, weil er seine Handlungen weder verteidigen noch vollkommen verdammen konnte. Von Jennifers Standpunkt aus gesehen, war sein Verhalten vielleicht schurkisch gewesen, indem er sie gefangenhielt. Aber nach seiner Meinung hatte er sie als seine Gefangene behandelt wie ein vollendeter Kavalier.
    Einen Moment später ritten sie um die allerletzte Kurve, und alle unliebsamen Gedanken zerrannen zu einem Nichts. Unwillkürlich schloß sich seine Hand fester um die Zügel, und er zwang Zeus unnötig heftig zu einem Halt, so daß Jenny fast aus dem Sattel geschleudert worden wäre.
    Nachdem sie das Gleichgewicht wiedererlangt hatte, blitzte sie Royce über die Schulter hinweg böse an, aber er starrte geradeaus in die Ferne. Vor ihnen lag, herausgeputzt in goldenem Herbstglanz, ein breites Tal mit überall verstreuten Cottages und ordentlich gepflegten Feldern. Ein malerisches Dörfchen, das von einer gigantischen Festung beherrscht wurde, schmiegte sich an die sanften Hügel. Die Burg erstreckte sich über das ganze Bergplateau, Flaggen wehten auf den hohen Türmen, und Buntglasfenster funkelten in der Sonne wie Edelsteine.
    Als das Pferd in schnellem Schritt voranging, vergaß Jenny vorübergehend ihre Sorgen und bewunderte die Symmetrie des bombastischen Bauwerks. Eine hohe Wehrmauer mit zwölf runden Türmen umschloß die prächtige Burg auf allen vier Seiten.
    Noch während Jenny alles genau betrachtete, hoben die Wachen auf dem Wall ihre Fanfaren, und ein langer Zweiton wehte über das Tal. Kurze Zeit später wurde die Zugbrücke heruntergelassen, und uniformierte Reiter mit blitzenden Helmen und flatternden Wimpeln kamen ihnen entgegen. Jenny sah, daß die Bauern auf ihren Feldern alles stehen und liegen ließen, aus ihren Hütten eilten und losliefen, um sich rechts und links der Straße aufzureihen. Offensichtlich, dachte Jenny, erwartete der stolze Besitzer Royce und wollte ihn auf großzügige Art willkommen heißen.
    »Und«, fragte Royce, »was hältst du davon?«
    Ihre Augen strahlten vor Begeisterung, als sie sich zu ihm umdrehte. »Es ist wunderschön«, sagte sie leise. »Ich habe noch nie etwas so Großartiges gesehen.«
    »Läßt sich das mit dem Königreich deiner Träume vergleichen?« neckte er sie grinsend. Seine Freude darüber, daß ihr die herrliche Burg und ihre malerische Lage gefiel, war nicht zu übersehen.
    Sein Lächeln war nahezu unwiderstehlich, und Jenny drehte sich hastig wieder um, aus Angst, schwach zu werden. Aber gegen die Schönheit, die sich vor ihr ausbreitete, war sie nicht gewappnet. Plötzlich nahm sie entferntes Hufgetrappel wahr -das mußten Royces Männer sein, die zu ihnen aufschlossen. Zum erstenmal seit Tagen war Jenny bestürzt über ihre äußere Erscheinung. Sie trug noch immer ihr Hochzeitskleid, das sie in der Nacht, in der Royce sie aus Merrick fortgebracht hatte, angezogen hatte. Aber jetzt war es schmutzig und zerrissen von dem unfreiwilligen Abstieg an der Burgmauer von Merrick und dem halsbrecherischen Ritt durch die Wälder. Noch dazu hatte der Regen Samt und Umhang ruiniert, und nachdem die Sonne den Stoff getrocknet hatte, war die Katastrophe perfekt.
    Augenscheinlich machten sie jetzt halt in dieser Festung, deren Besitzer eine wichtige Persönlichkeit sein mußte, und obwohl sie sich einredete, daß es sie keinen Deut kümmerte, was ein englischer Adliger oder seine Leibeigenen und Pächter von ihr hielten, verabscheute sie den Gedanken, sich selbst und damit ihrer Familie durch ihr Äußeres Schande zu machen. Sie versuchte sich damit zu trösten, daß sie am Morgen wenigstens die Gelegenheit gehabt hatte, ihr Haar in dem eisigen Fluß zu waschen, neben dem sie ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten. Aber sie war überzeugt, daß dieser einzige Blickfang an

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