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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Royces Haltung auf. Er war bewegungslos wie vorher, aber jetzt wirkte er noch bedrohlicher, denn er neigte sich ein wenig mehr nach vom, als könne er es kaum erwarten, dem Widersacher, der es gewagt hatte, seiner Gemahlin zu huldigen, den vernichtenden Stoß zu versetzen. Die Trompete ertönte, die Pferde machten einen Satz, gewannen an Geschwindigkeit und sprengten pfeilgerade aufeinander zu. Lanzen wurden gesenkt und in Position gebracht. Die tödlichen Spitzen blitzten in der Sonne - und gerade, als Royce zum Angriff ausholte, stieß Ian MacPherson einen markerschütternden Kriegsschrei aus und versuchte, auch einen Treffer zu landen. Eine Lanze prallte auf einen Schild, und nur ein Wimpernschlag später stürzten Ian und sein prachtvoller Hengst mit einem lauten Krachen und rollten in einer Staubwolke auf dem Boden.
    Ohrenbetäubender Jubel brach bei den Zuschauern aus, aber Royce blieb nicht, um den stürmischen Beifall entgegenzunehmen. In kalter Mißachtung seines würdigen, aber geschlagenen Gegners, der nur mit Hilfe seines Knappen wieder auf die Füße kommen konnte, wendete Royce sein Pferd und galoppierte vom Feld.
    Der nächste Programmpunkt war der Mannschaftskampf, vor dem sich Jenny am meisten fürchtete, denn selbst bei friedlichen Turnierspielen stellte ein solches Kräftemessen nichts anderes als eine Schlacht dar, bei der zwei Gruppen gegeneinander anritten. Nur ein paar Regeln verhinderten, daß das Spektakel in einem blutigen Massaker ausartete. Doch als die Herolde die für dieses Turnier festgelegten Bestimmungen vorlasen, wuchs Jennifers Angst ins unermeßliche. Wie üblich durften keine Waffen mit scharfen Spitzen verwendet werden, und es war verboten, einen Mann von hinten anzugreifen oder die Pferde zu attackieren. Unerlaubt war auch, einen Mann anzugreifen, der seinen Helm abnahm, um sich eine kurze Verschnaufpause zu gönnen. Jeder Teilnehmer konnte nur zweimal eine solche Pause machen, es sei denn, sein Pferd verließen die Kräfte. Gewonnen hatte die Mannschaft, die zum Schluß am wenigsten verletzte oder abgeworfenen Ritter zu verzeichnen hatte.
    Abgesehen davon gab es keine Regeln - weder Seile noch Zäune trennten Bereiche für die Mannschaften ab, sobald der Kampf begonnen hatte. Nichts hinderte sie daran, gegeneinander anzurennen und wild um sich zu schlagen. Jenny hielt den Atem an, weil sie wußte, daß noch eine Entscheidung verkündet werden mußte. Ihr Herz wurde bleischwer, als einer der Herolde ausrief, daß heute Breitschwerter und Lanzen mit entschärften Spitzen erlaubt waren.
    Zwei Truppen von je hundert Reitern - eine wurde von Royce angeführt, die andere vom Bruder des DuMont, den Royce im ersten Kampf geschlagen hatte - kamen von rechts und von links aufs Feld. Hinter ihnen tauchten Knappen mit Lanzen und Breitschwertern auf - sie hielten die Ersatzwaffen für ihre Ritter bereit.
    Jenny begann am ganzen Leib zu zittern, als sie die Ritter an DuMonts Seite sah: Da waren ihr Vater, Malcolm und MacPherson sowie Krieger aus einem Dutzend anderer Clans, deren Wappen sie erkannte. Wie in den wirklichen Kriegen kämpften die Engländer auf der einen Seite und die Schotten gemeinsam mit den Franzosen auf der anderen. Aber so darf es nicht sein, schrie Jennys Herz. Bei einem Turnier erntete der einzelne Ruhm und Ehre, aber niemals sollte eine Seite über die andere triumphieren. Mannschaftsturniere zwischen verfeindeten Gruppen, von denen es schon einige gegeben hatte, endeten immer in einem Blutbad! Jenny bemühte sich, die bösen Vorahnungen beiseite zu schieben - vergeblich, denn sie spürte es mit jeder Faser, daß etwas Schreckliches geschehen würde.
    Die Trompeten stießen drei Warnsignale aus, und Jennifer betete zu Gott, daß alle, die sie kannte, das Gemetzel heil und gesund überstehen mochten. Das Seil, welches das Feld für den Aufmarsch der Truppen in zwei Hälften geteilt hatte, spannte sich. Das vierte Signal ertönte, und das Seil wurde weggerissen. Zweihundert Pferde donnerten über das Feld. Die Erde erzitterte unter ihren Hufen, während Breitschwerter und Lanzen in Angriffsbereitschaft gebracht wurden. Und dann passierte es: Zwanzig Ritter aus Jennys Verwandtschaft, von ihrem Vater und ihrem Stiefbruder angeführt, trennten sich von der eigentlichen Gruppe und steuerten auf Royce zu, dabei schwangen sie rachsüchtig die Breitschwerter durch die Luft.
    Jennys Entsetzensschrei wurde von dem empörten Gebrüll der englischen Zuschauer übertönt, als sich

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