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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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auf die ersten drei Begegnungen folgen würde. Alle anderen Kämpfe fanden am zweiten und dritten Turniertag statt.
    Wieder applaudierten die Zuschauer enthusiastisch. Statt zuerst Kämpfe von unbekannten Rittern mit wenig Kampfgeist über sich ergehen lassen zu müssen, wurde ihnen das größte Vergnügen gleich am Anfang geboten.
    Außerhalb des Feldes hatten die Abgeordneten der Mannschaften die Sattelgurte kontrolliert, um sicherzugehen, daß keiner der Ritter unerlaubte Hilfsmittel wie Lederriemen benutzte, um im Sattel zu bleiben, wenn die Reitkunst versagte. Das Ergebnis der Prüfung war offenbar zufriedenstellend, und als das Signal für den Beginn der Spiele gegeben wurde, trabten die Herolde vom Feld. Kesselpauken, Dudelsäcke und Trompeten ertönten und begleiteten die zeremonielle Parade aller Ritter, die für das Turnier gemeldet waren.
    Selbst Jenny war nicht blind für das nun folgende prächtige Schauspiel: Immer sechs Ritter in voller Rüstung und auf Schlachtrössern mit silberverziertem Zaumzeug, edlen Satteldecken und buntem Kopfschmuck überquerten nebeneinander das Feld. In den polierten Rüstungen spiegelten sich die Sonnenstrahlen und blendeten Jenny, so daß sie blinzeln mußte, um die Wappen auf den Schilden zu erkennen. Sie sah Wappen mit Löwen, Tigern, Falken, Bären, Drachen und Einhörnern, andere Schilde waren mit schlichteren Mustern wie Streifen und Rechtecken, Halbmonden und Sternen oder Blumen verziert.
    Der farbenfrohe Anblick und das stete Grölen der Zuschauer versetzte Tante Elinor in eine solche Aufregung, daß sie begeistert in die Hände klatschte, als ein englischer Ritter an ihr vorbeikam, dessen Schild ein verwirrend reichhaltiges Wappen mit drei Löwen, zwei Rosen, einem Falken und einem grünen Halbmond zierte.
    Zu jeder anderen Zeit hätte Jenny diesen Aufmarsch für das ungeheuerlichste Spektakel gehalten, das sie je gesehen hatte. Ihr Vater und ihr Stiefbruder ritten an ihr vorbei. Sie schätzte, daß etwa vierhundert Ritter an der Parade teilnahmen, aber ihr Gemahl ließ sich bei dieser offiziellen Begrüßung nicht blicken. Als sich das Feld wieder leerte und die ersten beiden Kämpfer erschienen, brüllte die enttäuschte Menschenmenge: »Wolf! Wolf! Wolf!«
    Ehe die Ritter Aufstellung nahmen, trabte jeder zu der Tribüne, wo die Dame seines Herzens oder seine Gemahlin saß, und senkte die Lanze vor ihr. Er wartete, bis sie ihm feierlich das Zeichen ihrer Gunst überreichte - ihren Schal, ein Haarband, den Schleier oder sogar einen herausgerissenen Ärmel - und es stolz an die Lanzenspitze band. Danach ritten die Kontrahenten zu den entgegengesetzten Seiten des Feldes, rückten ihre Helme zurecht, klappten die Visiere herunter, schwangen probeweise ihre Lanzen und warteten auf das Trompetensignal.
    Beim ersten Ton bohrten sich die Sporen in die Flanken ihrer Schlachtrösser und sprengten vorwärts. Die Lanze des Franzosen traf den Schild des Gegners, der Schotte schwankte im Sattel, gewann aber rasch wieder das Gleichgewicht. Fünf weitere Anläufe waren nötig, ehe der Franzose schließlich einen vernichtenden Hieb abbekam. Die Zuschauer jubilierten und schrien, als der geschlagene Mann, der sich in seiner schimmernden Rüstung kaum bewegen konnte, auf den Boden krachte.
    Jenny registrierte kaum, wie der Kampf ausging, obwohl der gefallene Ritter beinahe vor ihren Füßen lag. Sie starrte auf ihre im Schoß verkrampften Hände und wartete angespannt auf das nächste Signal.
    Als es ertönte, erhoben sich Begeisterungsstürme unter den Zuschauermassen, und obwohl sich Jenny fest vorgenommen hatte, nicht hinzusehen, hob sie den Kopf. Ein prächtiges Streitroß mit roter Satteldecke aus Samt stolzierte auf das Feld. Der Franzose, der das Pferd ritt, war Jenny schon bei der Parade aufgefallen, weil er außergewöhnlich groß war und weil er seine Arme mit Schonern aus Metall schützte, die sich an den Ellbogen auffächerten wie Fledermausflügel. Aus der Nähe erkannte Jenny, daß der Mann zwar einen prunkvollen Halsschmuck trug, aber die Brustplatte seiner Rüstung war mit einer ganz und gar nicht drolligen oder schönen, sondern schauerlichen Schlange verziert. Er trieb sein Pferd zu einer der Tribünen, um sich von seiner Dame das Zeichen ihrer Gunst zu holen, und während er die Lanze senkte, beruhigten sich die Zuschauer und wurden leiser.
    Zitternd vor Furcht und Grauen richtete Jenny den Blick wieder auf ihren Schoß, aber selbst ohne hinzusehen, wußte sie,

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