Im Koenigreich der Traeume
richtig verzweifelt, weil ich diesen gräßlichen Mann heiraten sollte. Ehrlich gesagt, er war ein Alptraum und kein bißchen der hübsche Traumprinz. Als ich ihn eingehend betrachtete, hätte ich am liebsten die Fäuste auf meine Augen gepreßt und losgeheult wie ein Säugling.«
»Aber das habt Ihr natürlich nicht getan«, mutmaßte Royce und lächelte, weil er sich an ihren unerschöpflichen Einfallsreichtum erinnerte.
»Nein, aber es wäre besser gewesen, ich hätte mich für diese Möglichkeit entschieden«, gestand sie seufzend. »Was ich in Wirklichkeit tat, war schlimmer. Ich konnte es nicht lange ertragen, ihn anzuschauen, also konzentrierte ich mich auf die Artischocken, die ich, wie gesagt, noch nie zuvor gesehen hatte. Ich beobachtete, wie er die Dinger verschlang, und fragte mich, was das sein sollte und warum er so etwas Merkwürdiges aß. Malcolm merkte, was mich beschäftigte, und er erzählte mir im Flüsterton, wieso Lord Balder so versessen auf Artischocken war. Das brachte mich zum Kichern ...«
Ihre großen blauen Augen schwammen in Lachtränen, und ihre Schultern bebten. »Zuerst konnte ich das Lachen ja noch unterdrücken, schnappte mir ein Taschentuch und preßte es an meine Lippen. Aber ich war so überdreht, daß ich anschließend laut losprustete. Ich lachte und lachte, und anscheinend so ansteckend, daß sogar Brenna mit einfiel. Es war ein richtiger Anfall, und wir konnten gar nicht mehr aufhören, bis mein Vater die Geduld verlor und Brenna und mich aus der Halle schickte.« Sie sah Royce mit blitzenden Augen an und keuchte kichernd: »Artischocken! Habt Ihr je schon mal so was Absurdes gehört?«
Royce schaffte es mit äußerster Anstrengung, verwirrt zu wirken. »Ihr glaubt nicht, daß Artischocken die Kräfte eines Mannes stärken?«
»Ich ... äh ...« Jennifer wurde puterrot, als sie endlich begriff, wie unziemlich dieses Thema für ein junges Mädchen war, aber es war bereits zu spät, einen Rückzieher zu machen, und zudem war sie ziemlich neugierig. »Glaubt Ihr etwa daran?«
»Selbstverständlich nicht«, erwiderte Royce mit unbewegter Miene. »Jedermann weiß, daß in diesem Fall Porree und Walnüsse hilfreich sind.«
»Porree und ...« Jenny war vollkommen durcheinander, aber dann entdeckte sie, wie seine Brust bebte, weil er selbst sich das Lachen verkneifen mußte. Sie schüttelte tadelnd den Kopf. »Jedenfalls fand Lord Balder - mit Recht daß es auf der ganzen Welt nicht genügend Juwelen gibt, die das Opfer, mich zur Frau zu nehmen, wert wären ... Einige Monate später beging ich eine weitere unverzeihliche Dummheit«, fuhr sie ernster fort, »und mein Vater beschloß, mich in strengere Obhut als die meiner Stiefmutter zu geben.«
»Was habt Ihr diesmal angestellt?«
»Ich forderte Alexander in aller Öffentlichkeit auf, entweder die Lügenmärchen, die er über mich verbreitet hat, zurückzunehmen oder sich auf dem Feld der Ehre mit mir zu messen - bei einem Turnier, das alljährlich in der Nähe von Merrick stattfindet.«
»Und er hat die Herausforderung selbstverständlich nicht angenommen«, sagte Royce sanft.
»Natürlich. Es wäre sehr unehrenhaft gewesen, wenn er darauf eingegangen wäre. Ich war ein Mädchen und erst vierzehn und er ein Mann von zwanzig. Ich kümmerte mich jedoch keinen Deut um seinen guten Ruf, weil er auch nicht gerade - nett zu mir war«, schloß sie leise, aber sie konnte ihre Bitterkeit nicht verbergen.
»Konntet Ihr je Eure Ehre verteidigen und das Ansehen, das man Euch zollen sollte, wiedererlangen?« fragte Royce und verspürte dabei einen ungewohnten stechenden Schmerz in der Brust.
Sie nickte, und ihre Lippen kräuselten sich zu einem kläglichen Lächeln. »Trotz Vaters Verbot, auch nur in die Nähe des Turnierplatzes zu gehen, überredete ich unseren Waffenmeister, mir Malcolms Rüstung zu geben. Und am Tag des Turniers ritt ich, unerkannt von allen, auf das Feld und forderte Alexander, der an der Schranke bereit stand, zum Kampf. Er galoppierte sofort los.«
Royce spürte, wie sein Blut zu Eiswasser wurde bei der Vorstellung, wie sie über den Platz sprengte und sich einem erwachsenen Mann mit der Lanze entgegenstellte. »Ihr hattet Glück, daß Ihr nur aus dem Sattel geworfen und nicht getötet wurdet.«
Sie kicherte leise. »Nicht ich, sondern Alexander fiel vom Pferd.«
Royce starrte sie in vollkommener Verwirrung an. »Ihr habt ihn vom Pferd gestoßen?«
»In gewisser Weise.« Sie strahlte Royce an. »Gerade als
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