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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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er die Lanze hob, um mich zu treffen, schob ich das Visier hoch und streckte ihm die Zunge heraus.« In dem überraschten Schweigen, das Royces donnerndem Lachen vorausging, erklärte sie noch: »Er ist einfach vor Schreck aus dem Sattel gerutscht.«
    Am Rand der Lichtung hielten Ritter, Knappen, Söldner und Bogenschützen in ihren Tätigkeiten inne und starrten auf die Bäume, hinter denen der furchterregende Earl of Claymore saß und vor Vergnügen wieherte.
    Als Royce schließlich wieder zu Atem kam, sah er Jenny voller Bewunderung an und lächelte zärtlich. »Eure Strategie war brillant. Ich hätte Euch noch auf dem Turnierplatz zum Ritter geschlagen.«
    »Mein Vater war keineswegs begeistert«, entgegnete sie ohne Groll. »Alexanders Können auf dem Feld war der Stolz des ganzen Clans - das hatte ich nicht bedacht. Statt mich zum Ritter zu schlagen, verabreichte Vater mir die Tracht Prügel, die ich wahrscheinlich verdient hatte. Und dann schickte er mich ins Kloster.«
    »Wo er Euch zwei ganze Jahre festhielt«, faßte Royce mit rauher, bewegter Stimme zusammen.
    Jenny starrte ihn über die kurze Distanz hinweg an, während sich bei ihr eine erschreckende Erkenntnis Bahn brach. Der Engländer, den alle Welt einen ruchlosen, brutalen Barbaren nannte, war in Wirklichkeit ein Mann, der imstande war, Mitleid mit einem törichten jungen Mädchen zu empfinden - sie sah es deutlich an seinem Gesicht. Wie betäubt beobachtete sie, daß er sich erhob und sie mit seinen silbernen Augen ansah, während er zielstrebig auf sie zukam. Ohne zu begreifen, was sie tat, stand Jenny auch auf. »Ich denke«, flüsterte sie, »daß die Legenden über Euch falsch sind. All die Dinge, die man von Euch sagt, sind nicht wahr.« Ihre schönen blauen Augen waren auf sein Gesicht gerichtet, als könnte sie ihm in die Seele sehen.
    »Sie sind wahr«, widersprach Royce, als er an die vielen blutigen Schlachten und die dahingemetzelten und verwundeten Männer - seine eigenen und die seiner Gegner - dachte.
    Jenny ahnte nichts von diesen grauenvollen Erinnerungen, und ihr gütiges Herz wies seine Selbstanschuldigung zurück. Sie wußte nur, daß der Mann, der jetzt vor ihr stand, sie über sein totes Pferd hinweg angesehen hatte und sein vom Mond beleuchtetes Gesicht von Schmerz und Trauer gezeichnet gewesen war. Derselbe Mann zeigte jetzt Mitgefühl mit einer dum-men Person, die sich einem erwachsenen Ritter auf dem Turnierplatz entgegengestellt hatte. »Ich glaube das alles nicht«, murmelte sie.
    »Das solltet Ihr aber«, ermahnte er sie. Eine Begründung dafür, daß Royce nicht von ihr lassen konnte, war ihre mangelnde Bereitschaft, ihn in die Rolle des grausamen Eroberers zu drängen. Aber er war nicht willens, ihr zuzugestehen, daß sie sich selbst täuschte und ihn in einem ganz anderen Licht sah -als tugendhaften, strahlenden Ritter in schimmernder Rüstung. »Das meiste davon trifft zu«, fügte er ausdruckslos an.
    In ihrer Benommenheit nahm Jenny wahr, daß er die Arme nach ihr ausstreckte. Sie spürte seine Hände an ihren Ellbogen, merkte, wie er sie an sich zog, und sah seinen Mund, der sich ihrem Gesicht näherte. Und als sie in diese sinnlichen Augen schaute, meldete sich ihr Selbsterhaltungstrieb leise zu Wort und warnte sie, sich nicht zu tief in verwirrende Gefühle verstricken zu lassen. In ihrer Panik drehte Jenny, einen kurzen Augenblick bevor seine Lippen ihren Mund berühren konnten, den Kopf zur Seite. Ihr Atem kam stoßweise, als wäre sie gerannt. Unbeirrt küßte Royce ihre Schläfe, drückte sie fester an sich und streifte mit den Lippen über ihre Wange und den Hals. Jenny wurde plötzlich ganz schwach. »Nicht«, hauchte sie bebend, wandte ihr Gesicht noch mehr ab, klammerte sich aber, ohne daß es ihr bewußt wurde, an den Stoff seines Hemdes, als sich die Welt um sie herum in ein Karussell verwandelte. »Bitte«, flüsterte sie, während seine Arme sie umschlangen und seine Zunge verführerisch zu ihrem Ohr glitt und alle Kurven und Winkel erforschte. Sie erschauerte vor Wonne, und er streichelte sanft ihren Rücken. »Bitte, hört auf«, flehte sie kläglich.
    Als Antwort wanderte seine Hand tiefer und preßte ihre Hüften gegen seine. Die andere Hand liebkoste sinnlich ihren Nacken und zwang sie, ihm das Gesicht zu einem Kuß entgegenzuheben. Jenny rang zitternd nach Luft, verbarg das Gesicht in den Falten seines Hemdes und widerstand so seinem sinnlichen Werben. Im gleichen Moment festigte sich sein

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