Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
Vom Netzwerk:
weil sie augenscheinlich doch nicht von ihm vergessen worden war. Der Stolz verbot ihr selbstverständlich, ihre Gefühle offen zu zeigen. Da sie unsicher war, wie sie sich benehmen oder was sie davon halten sollte, daß er sie hatte holen lassen, blieb sie stehen, wo sie war, und bemühte sich erfolgreich, seinem ruhigen Blick standzuhalten, bis ihr sein grüblerisches Schweigen schließlich auf die Nerven ging. In möglichst höflichem, aber zurückhaltendem Ton sagte sie: »Soweit ich verstanden habe, wolltet Ihr mich.«
    Aus einem ihr unerfindlichen Grund glomm ein spöttischer Schimmer in seinen Augen auf. »Ganz recht.«
    Seine seltsame Stimmung brachte sie noch mehr durcheinander. Sie wartete einen Augenblick, dann fragte sie: »Warum?«
    »Was für eine Frage!«
    »Wollt... wollt Ihr eine Unterhaltung mit mir führen?« erkundigte sich Jenny freudlos und erschrak bis ins Mark, als er den Kopf in den Nacken warf und in schallendes Gelächter ausbrach. Der volle, tiefe Laut dröhnte über die ganze Lichtung.
    Ihr hübsches Gesicht spiegelte vollkommene Verwirrung. Royce faßte sich wieder. Es tat ihm leid, daß er sich über ihre Unschuld lustig gemacht hatte, und gleichzeitig wollte er sie mehr als in der Nacht in seinem Zelt haben. Er deutete auf das weiße Tuch, das auf dem Waldboden ausgebreitet lag. Darauf standen ein Teller mit Fleischstücken und ein Brotkorb, dazu noch ein paar Äpfel und Käse. Gelassen sagte er: »Ich würde mich freuen, wenn Ihr mir Gesellschaft leistet. Außerdem dachte ich, es würde Euch besser gefallen, hier mit mir zu essen, als auf dem offenen Feld zu sitzen und von Tausenden von Soldaten umgeben zu sein. Habe ich mich geirrt?«
    Hätte er nicht gesagt, daß er sich über ihre Gesellschaft freute, würde Jenny ihm bestimmt deutlich zu verstehen gegeben haben, daß er sich sehr wohl irrte. Aber gegen seine tiefe, zwingende Stimme und das angedeutete Geständnis, sie habe ihm gefehlt, war sie nicht gefeit.
    »Nein«, gab sie zu, aber um ihres Stolzes willen und weil es klüger war, setzte sie sich nicht neben ihn. Sie nahm sich einen glänzenden roten Apfel, und ließ sich auf einem Baumstamm außerhalb seiner Reichweite nieder. Nach ein paar Minuten belangloser Konversation löste sich ihre Spannung, und sie fühlte sich eigenartig unbeschwert in seiner Gegenwart. Es wäre ihr gar nicht eingefallen, daß diese seltsame Stimmung ein Resultat seiner Bemühungen, sie in Sicherheit zu wiegen oder sie das abrupte, gefühllose Ende ihres Schäferstündchens vergessen zu lassen, sein könnte. Er wollte nicht, daß sie ihm eine Abfuhr erteilte, wenn er einen neuen Versuch unternahm.
    Royce wußte genau, was er tat und warum er es tat. Er sagte sich, daß seine Anstrengungen selbst dann nicht verschwendet waren, wenn er es durch irgendein Wunder schaffen sollte, die Finger von ihr zu lassen, bis er sie zu ihrem Vater oder ihrem König zurückschickte, denn in diesem Fall konnte er sich wenigstens an ein höchst erfreuliches Mittagsmahl auf einer lauschigen Lichtung zurückerinnern.
    Kurze Zeit später, mitten in der unpersönlichen Unterhaltung über Ritter, fiel Royce plötzlich ihr früherer Freier wieder ein, und er verspürte fast so etwas wie Eifersucht. »Da wir gerade von Rittern sprechen«, warf er unvermittelt ein, »was ist aus dem Euren geworden?«
    Jenny biß in den Apfel und sah ihn verständnislos an. »Aus meinem was?«
    »Eurem Ritter«, erklärte Royce. »Balder. Wenn Euer Vater mit der Eheschließung einverstanden war, wie konntet Ihr Balder dann ausreden, Euch zu einer Heirat zu drängen?«
    Die Frage schien ihr Unbehagen zu bereiten. Als wollte sie Zeit gewinnen, um sich eine Antwort zu überlegen, zog sie ihre langen Beine an die Brust, schlang die Arme darum, legte das Kinn auf die Knie und sah Royce mit ihren vor Lachen funkelnden blauen Augen an. In diesem Moment konnte Royce ihr kaum widerstehen - sie thronte auf dem Baumstamm wie eine Waldnymphe mit langem, lockigem Haar - in Männerkleidung. Eine Waldnymphe? Als nächstes würde sie ihn dazu bringen, Sonette auf ihre Schönheit zu komponieren! Was wohl ihr Vater zu so etwas zu sagen hätte? Und der Klatsch an zwei Königshöfen würde wilde Blüten treiben.
    »Bereitet Euch diese einfache Frage solche Schwierigkeiten?« hakte er schroff nach, weil er ärgerlich auf sich selbst war. »Soll ich Euch eine einfachere stellen?«
    »Wie ungeduldig Ihr seid«, versetzte sie streng, aber gänzlich unerschrocken über

Weitere Kostenlose Bücher