Im Koenigreich der Traeume
seinen Stimmungsumschwung.
Ihre Worte wurden von einem so mißbilligenden Blick begleitet, daß Royce trotz seiner schlechten Laune schmunzeln mußte. »Ihr habt recht«, bekannte er und lächelte diese Kindfrau an, die Verwegenheit genug besaß, ihn wegen seiner Fehler zurechtzuweisen. »Aber erzählt mir, weshalb sich der alte Balder zurückgezogen hat.«
»Also gut, aber es ist ungalant, daß Ihr mich über so persönliche Angelegenheiten ausfragt - ganz zu schweigen davon, daß es eine sehr peinliche Erfahrung war.«
»Peinlich für wen?« fragte Royce, ohne auf ihre Abwehr zu achten. »Für Euch oder für Balder?«
»Für mich. Lord Balder war empört. Ihr müßt verstehen«, fügte sie lächelnd hinzu, »ich sah ihn zum erstenmal, als er nach Merrick kam, um das Verlöbnis zu besiegeln und den Vertrag zu unterzeichnen. Es war ein grauenvolles Ereignis«, erklärte sie eher vergnügt als erschreckt.
»Was ist passiert?« bohrte er weiter.
»Wenn ich Euch das erzähle, müßt Ihr bedenken, daß ich wie jedes andere Mädchen von vierzehn Jahren war - voller Träume von dem wunderbaren Ritter, dessen Frau ich einmal würde. Ich wußte sogar ganz genau, wie er aussehen sollte«, erzählte sie mit kläglicher Miene. »Blond natürlich, und jung, und ich stellte mir vor, daß ich zu seinem schönen Gesicht aufsehen konnte. Er sollte blaue Augen haben und sich wie ein richtiger Prinz benehmen. Aber er mußte auch stark sein - stark genug, um unsere Festung für die Kinder zu erhalten, die wir eines Tages haben würden.« Sie sah Royce mit einem schiefen Lächeln an. »Das waren meine geheimen Hoffnungen, und zu meiner eigenen Verteidigung muß ich sagen, daß weder mein Vater noch meine Stiefbrüder auch nur ein einziges Wort darüber verloren hatten, daß Lord Balder ganz anders war.«
Royce runzelte die Stirn, als er an den geckenhaften, ältlichen Balder dachte.
»An dem bewußten Tag stolzierte ich also in die große Halle von Merrick - nachdem ich stundenlang in meinem Schlafzimmer Gehen geübt hatte.«
»Ihr habt geübt zu gehen?« fragte Royce ungläubig und amüsiert zugleich.
»Aber natürlich«, bestätigte Jennifer höflich. »Ich wollte mich meinem zukünftigen Gatten doch im allerbesten Licht präsentieren und perfekt sein. Es wäre natürlich ganz unmöglich gewesen, zu eifrig in die Halle zu stürmen, aber genauso schlimm, wenn ich zu langsam hereingeschlendert wäre, dann hätte er glauben können, mir läge nichts an dem Verlöbnis. Ein wirkliches Problem - die Entscheidung, wie ich gehen und besonders was ich anziehen sollte. Ich war in einer solchen Not, daß ich sogar meine beiden Stiefbrüder Alexander und Malcolm um Rat fragte. William - er ist ein richtiger Schatz - war tagsüber mit meiner Stiefmutter unterwegs und kam erst später nach Hause.«
»Sie haben Euch doch sicher vorgewarnt und Balder geschildert.« Ihre Augen verrieten ihm, daß die beiden Brüder das versäumt hatten, aber er war ganz und gar nicht auf das Mitgefühl vorbereitet, das ihn wie ein Stich durchzuckte, als sie den Kopf schüttelte.
»Im Gegenteil. Alexander meinte, das Kleid, das meine Stiefmutter mir für diese Gelegenheit ausgesucht hatte, wäre bei weitem nicht fein genug. Er drängte darauf, daß ich statt dessen ein grünes anziehen und es mit den Perlen meiner Mutter aufbessern solle. Und ich tat das auch. Malcolm schlug vor, daß ich einen juwelenbesetzten Dolch an der Seite tragen müßte, um nicht von der Pracht meines zukünftigen Gemahls in den Schatten gestellt zu werden. Alex fand auch, mein Haar sehe zu gewöhnlich und wie Karotten aus, deshalb solle ich es unter einem goldenen Schleier verstecken, den ich mit einem Saphircollier befestigen könne. Nachdem ich mich zu ihrer Zufriedenheit ausstaffiert hatte, halfen sie mir, das richtige Schreiten zu lernen ...« Als würde ihr die Loyalität verbieten, ein allzu unschmeichelhaftes Bild von ihren Stiefbrüdern zu zeichnen, lächelte sie strahlend und beteuerte entschieden: »Sie haben mich nur ein wenig auf den Arm genommen, wie Brüder eben mit den Schwestern ihren Spaß haben, aber ich hatte solche Flausen im Kopf, daß ich es nicht merkte.«
Royce erkannte die Wahrheit hinter ihren Worten und durchschaute den herzlosen, boshaften Trick. Plötzlich verspürte er den unbezähmbaren Drang, die beiden Unholde seine Faust spüren zu lassen - »nur um seinen Spaß zu haben«.
»Ich war so sehr darauf bedacht, daß jede Kleinigkeit stimmte«, fuhr
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