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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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nach seinem Dolch, als er zur Tür stürmte - er war wütend auf sich selbst, weil er in dem festen Glauben eingeschlafen war, daß sich Jennifer nicht so liebevoll an ihn schmiegen konnte, nur um ihn zu täuschen und dabei eiskalt ihre Flucht zu planen. Aber Jennifer Merrick war dazu und noch zu sehr viel mehr fähig. Wenn man es genau bedachte, konnte er von Glück sagen, daß sie nicht versucht hatte, ihm die Kehle aufzuschlitzen, bevor sie sich aus dem Staub machte. Er schlug auf die Türklinke, riß die Tür auf und wäre beinahe über seinen zu Tode erschrockenen Knappen gestolpert, der auf einem Strohsack vor der Tür lag.
    »Was ist geschehen, Mylord?« fragte Gawin ängstlich, nachdem er sich aufgesetzt hatte.
    Eine kaum wahrnehmbare Bewegung vor dem Zimmerfenster - etwas, was von außen an die Scheibe wehte - weckte Royces Aufmerksamkeit.
    »Was ist los, Mylord?« Der verdutzte Gawin bekam keine Antwort - die Tür knallte direkt vor seiner Nase zu.
    Royce fiel ein Stein vom Herzen, und er machte sich selbst vor, daß er nur so froh war, weil sie ihn nicht dazu gezwungen hatte, wieder eine nächtliche Verfolgungsjagd zu veranstalten. Er öffnete leise die Tür zu dem kleinen Balkon und trat hinaus. Jenny stand an der Brüstung, ihr langes Haar wehte in der leichten Nachtbrise. Sie hatte die Arme um sich geschlungen und starrte in die Feme. Royce musterte sie aus schmalen Augen, und eine zweite Welle der Erleichterung erfaßte ihn - sie schien nicht in Erwägung zu ziehen, sich von dem Balkon zu stürzen, und sie weinte auch nicht über den Verlust ihrer Jungfräulichkeit. Sie wirkte weder verstört noch verärgert, sondern betrachtete nur gedankenverloren die nächtliche Landschaft.
    Jenny war tatsächlich so versunken in ihre Überlegungen, daß sie seine Anwesenheit gar nicht bemerkte. Die besänftigende Liebkosung der für diese Jahreszeit ungewöhnlich milden Luft half ihr, wieder zu Sinnen zu kommen, aber sie fühlte sich dennoch, als wäre die ganze Welt auf den Kopf gestellt. Und Brenna war ganz sicher nicht schuldlos an ihrer Verwirrung. Brenna und ein Daunenkissen waren der Grund dafür, daß Jenny »edelmütig« ihre Unschuld geopfert hatte. Diese ungeheuerliche Erkenntnis hatte sie, bevor sie einschlafen konnte, getroffen wie ein Keulenschlag.
    Sie hatte halb dösend ein Gebet für Brennas Gesundheit und eine sichere Reise gemurmelt, als sie spürte, daß eine Feder durch den Leinenbezug ihres eigenen Kissens stach. Plötzlich erinnerte sie sich daran, daß sie Brennas Kissen in dem Wagen aufgeschüttelt hatte - Federn verursachten entsetzliche Hustenanfälle bei Brenna, und gewöhnlich achtete sie sehr genau darauf, daß sie niemals mit Federn in Berührung kam. Offenbar war Brenna in ihrem Zimmer eingeschlafen und von einem dieser Hustenanfälle geweckt worden, aber statt die Kissen sofort aus ihrem Zimmer zu verbannen, hatte sie all ihren Mut zusammengenommen und einen heroischen Entschluß gefaßt. In dem festen Glauben, daß der Earl sie beide freilassen würde, hatte Brenna die grausamen Qualen erduldet und so lange gewartet, bis der Husten so schlimm war, daß man meinen konnte, sie schwebe in Lebensgefahr.
    Eine geniale Idee, befand Jenny - dieser raffinierte Trick hätte ihr selbst auch einfallen können aber leider sind die Folgen dieser raffinierten List verheerend, dachte sie düster.
    Ihre Gedanken schweiften von Brenna und ihrem Gesundheitszustand ab und beschäftigten sich mit der Zukunft, die sie sich für sich selbst erträumt hatte und die jetzt unerreichbarer denn je geworden war.
    »Jennifer«, sagte Royce hinter ihr.
    Jenny wirbelte herum, und unternahm alle Anstrengungen, sich nicht anmerken zu lassen, welche heftige Wirkung das Timbre seiner tiefen Stimme auf ihr verräterisches Herz ausübte. Warum, fragte sie sich verzweifelt, spüre ich immer noch seine Hände auf meiner Haut, und wieso erinnert mich sein bloßer Anblick so sehr an diese hitzigen Küsse?
    »Ich ... aber weshalb bist du schon angezogen?« fragte sie erstaunt und war froh, daß sie nach außen hin ruhig bleiben konnte.
    »Ich wollte nach dir suchen«, erwiderte er, als er aus dem Schatten trat.
    Mit einem Seitenblick auf den funkelnden Dolch in seiner Hand, erkundigte sie sich: »Und was hast du jetzt, da du mich gefunden hast, mit mir vor?«
    »Ich habe ganz vergessen, daß es hier einen Balkon gibt.« Er steckte den Dolch in seinen Gürtel. »Ich dachte, du wärst aus meinem Zimmer geschlüpft.«
    »Aber

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