Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
Vom Netzwerk:
noch vor ein paar Minuten. Ruhig und ausdruckslos fragte er: »Habe ich dir sehr weh getan?«
    Sie schüttelte den Kopf, und nach zwei vergeblichen Versuchen brachte sie ein gehauchtes »Nein« zustande.
    »Falls doch, dann tut es mir leid.«
    »Du hast mir nicht weh getan.«
    »Du hättest den Schmerz gespürt, egal, wer dich zum erstenmal genommen hätte.«
    Tränen schossen ihr in die Augen, ihre Kehle wurde eng, und sie drehte sich auf die andere Seite. Sie versuchte, sich aus seiner Umarmung zu lösen, aber er hielt sie fest und drückte ihren Rücken an sich.
    Egal, wer dich zum erstenmal genommen hätte, hallte es in ihren Ohren wider - das ist etwas ganz anderes als »ich liebe dich«, dachte sie kläglich.
    Royce wußte, was ihr auf der Seele brannte. Es war ihm so klar wie die Tatsache, daß es eine Dummheit war, diese Worte auch nur zu denken, geschweige denn auszusprechen. Nicht jetzt, noch nicht... nie, verbesserte er sich selbst, als das Bild der Frau, die er auf höchsten Befehl heiraten sollte, vor seinem geistigen Auge erstand. Er hatte kein schlechtes Gewissen -schließlich war er noch nicht verlobt, es sei denn, Heinrich war ungeduldig geworden und hatte inzwischen höchstpersönlich die Angelegenheit mit Lady Mary Hammel geregelt.
    Wahrscheinlich würde ich auch kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich verlobt wäre, schoß es ihm durch den Kopf. Er sah Mary Hammels von silberblondem Haar umrahmtes Gesicht vor sich. Mary war leidenschaftlich und hemmungslos im Bett und bebte vor Erregung in seinen Armen. Weshalb sie sich ihm zugewandt hatte, war kein Geheimnis - sie selbst hatte es ihm mit vergnügt blitzenden Augen und mit leiser, vor Verlangen bebender Stimme gestanden: Du, mein Lieber, verkörperst Kraft, Gewalt und Macht, und für die meisten Frauen ist das das wirksamste Aphrodisiakum.
    Royce starrte in die züngelnden Flammen und fragte sich müßig, ob Heinrich das Verlöbnis besiegelt hatte, ohne seine Rückkehr, die für Ende des Monats geplant war, abzuwarten.
    Als kluger und mächtiger Souverän, der sich den Thron erobert hatte, war Heinrich schnell dahintergekommen, daß er den inneren Frieden am besten sichern konnte, wenn er verfeindete Familien durch Eheschließungen vereinte. Royce hingegen war diese Art, politische Probleme zu lösen, zuwider. Aber Heinrich hatte bewiesen, wie erfolgreich seine Methode war, indem er selbst Elizabeth of York, die Tochter des vorigen Königs, geheiratet hatte. Vor einem Jahr hatte er seinem Vorgänger in einer Schlacht, in der sein Gegner gefallen war, den Thron streitig gemacht. Heinrich hatte sogar mehr als einmal beteuert, daß er seine eigene Tochter, wenn sie alt genug wäre, ohne Zögern König Jakob von Schottland zur Frau geben würde, um die Fehde zwischen den beiden Ländern zu beenden. Eine solche Lösung mochte Heinrich zufriedenstellen, aber Royce wünschte sich für sich selbst keine solch unerfreuliche Verbindung. Er wollte eine willfährige, liebevolle Frau, die sein Bett wärmte und seine Festung zierte - in seinem Leben gab es genug Zwist und Kämpfe, und freiwillig würde er sich nie und nimmer Zank und Streit in sein eigenes Haus holen.
    Jennifer unternahm einen erneuten Versuch, ihm zu entkommen, aber noch immer hielt er sie in seiner Umarmung gefangen.
    »Darf ich mich jetzt in mein eigenes Zimmer zurückziehen?« fragte sie mit erstickter Stimme.
    »Nein«, antwortete er entschieden, »du hast deinen Teil der Abmachung noch nicht vollständig erfüllt. Wir sind noch lange nicht quitt.«
    Und als wollte er gleich den Beweis dafür antreten, und um diese willkürliche Auslegung ein wenig abzumildern, drehte er sie zu sich um und küßte sie, bis sie ihm wieder mit derselben ungezügelten Leidenschaft entgegenkam wie beim ersten Mal.

Kapitel elf
    Mondlicht sickerte durchs Fenster, als Royce sich im Schlaf auf den Bauch drehte und den Arm nach Jennifer ausstreckte. Seine Hand berührte kühles Leinen, keine warme Haut. Nach einer langen Lebensspanne, in der die Gefahr seine übliche Bettgenossin war, fiel es ihm nicht schwer, in Sekundenschnelle hellwach zu sein. Er riß die Augen auf, rollte auf den Rücken und suchte mit Blicken den ganzen Raum und die im fahlen Licht geisterhaft drohenden Schatten der Möbel ab.
    Im nächsten Moment schwang er die Beine aus dem Bett, stand auf und zog sich in Windeseile an. Er verfluchte seine eigene Dummheit, weil er versäumt hatte, Wachen an der Treppe aufzustellen. Aus Gewohnheit griff er

Weitere Kostenlose Bücher