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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Meilen flußabwärts ans Ufer gespült worden.«
    Royce hob beide Hände, ließ sie aber wieder sinken, als er merkte, daß sie um Selbstbeherrschung kämpfte und jede tröstende Geste alles nur noch schlimmer für sie machen würde.
    »Es war ein Unfall«, sagte er leise.
    Jenny holte tief Luft. »Nicht, wenn man Alexanders Geschichte glaubt. Er muß ganz in der Nähe gewesen sein, weil er überall herumerzählte, er hätte genau gehört, daß Becky meinen Namen gerufen hatte - das stimmte auch, sie schrie wirklich immer wieder meinen Namen, weil sie wollte, daß ich ihr half. Aber Alexander behauptete auch, ich hätte sie im Streit in den Fluß gestoßen.«
    »Und wie hat er erklärt, daß deine Kleidung naß war?« wollte Royce wissen.
    Jenny stöhnte. »Er sagte, daß ich sie ins Wasser geschubst, ein wenig gewartet und erst dann versucht hätte, sie zu retten. Zu diesem Zeitpunkt hatte man Alexander bereits in Kenntnis gesetzt, daß er, nicht ich, die Nachfolge meines Vaters als Laird antreten würde. Aber das genügte ihm nicht - er wollte Schande über mich bringen und mich so weit wie möglich von zu Hause weg wissen. Danach hatte er leichtes Spiel.«
    »Inwiefern?«
    Ihre schmalen Schultern zuckten. »Er verbreitete noch ein paar kleine teuflische Lügen und verdrehte die Wahrheit. Das Cottage eines Kleinbauern brannte in der Nacht, nachdem ich das Gewicht des Getreidesacks, den er in die Festung brachte, beanstandet hatte. Das und ähnliche Ereignisse nutzte Alexander und schob mir geschickt die Schuld an Unglück und Zerstörung in die Schuhe.«
    Langsam hob sie den Blick und versuchte ein Lächeln. »Siehst du mein Haar?« fragte sie.
    Royce betrachtete eingehend die wogenden rotgoldenen Locken, die er seit Wochen bewunderte, und nickte.
    »Es hatte früher eine scheußliche Farbe. Jetzt sieht es fast aus wie Beckys. Becky wußte, wie sehr mir ihr Haar gefiel«, fuhr sie mit erstickter Stimme fort, »und ich male mir oft aus, sie hätte es mir überlassen, um mir zu zeigen, daß sie weiß, wie sehr ich mich angestrengt habe, ihr Leben zu retten.«
    Royce verspürte einen ungewohnten, schmerzhaften Stich in der Brust, und seine Hand zitterte heftig, als er sie hob, um sie an ihre Wange zu legen, aber Jenny wich der Berührung aus.
    Obwohl ihre Augen in Tränen schwammen, brach sie nicht zusammen.
    Jetzt endlich verstand Royce, warum dieses junge Mädchen nie während ihrer Gefangenschaft geweint und keinen einzigen Laut von sich gab, als er ihr eine Tracht Prügel verabreichte. Jennifer Merrick hatte alle Tränen in sich verschlossen, und ihr Stolz verbot ihr genauso wie ihre Courage, sich eine Blöße zu geben und ihnen freien Lauf zu lassen. Verglichen mit allem, was sie in ihrem jungen Leben schon erduldet hatte, mußten seine Schläge für sie gar nichts gewesen sein.
    Da er nicht wußte, was er sonst tun sollte, ging Royce ins Schlafzimmer zurück, schüttete Wein von einem Krug in einen Kelch und brachte ihn ihr. »Trink das«, forderte er sie bestimmt auf.
    Erleichtert stellte er fest, daß sich Jenny bereits wieder in der Gewalt hatte. Ein gewinnendes Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie seinen unbeabsichtigt schroffen Ton hörte.
    »Mir scheint, Mylord«, sagte sie, »Ihr seid sehr darauf bedacht, mich ständig mit geistigen Getränken zu versorgen.«
    »Gewöhnlich habe ich meine eigenen schändlichen Gründe dafür, eine Dame in Rausch zu versetzen«, gab er scherzhaft zurück, und sie kicherte.
    Sie nahm einen kleinen Schluck und stellte den Kelch auf die Brüstung, stützte die Ellbogen auf und richtete den Blick wieder in die Feme. Royce musterte sie schweigend. Ihre Offenbarungen gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf, und er verspürte den Drang, sie in ihrer mißlichen Lage zu trösten. »Ich bezweifle, daß es dir gut gefallen hätte, die Verantwortung für deinen Clan zu übernehmen.«
    Sie schüttelte den Kopf und entgegnete ruhig: »Ich hätte es geliebt. Es gibt so viele Dinge, die verändert werden müßten -Dinge, die einer Frau, aber nicht einem Mann auffallen. In dieser Beziehung habe ich viel von der Äbtissin gelernt. Wir brauchen neue Webstühle - die in England sind viel besser als unsere-, müssen mehr über Ackerbau lernen und beim Getreideanbau eine andere Methode anwenden ... ach, es gäbe so viel, was man anders und viel, viel besser machen könnte.«
    Royce war nicht in der Lage, über Webstühle oder Fruchtfolgen auf dem Feld zu diskutieren, deshalb brachte er ein

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