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Im Kreis des Wolfs

Im Kreis des Wolfs

Titel: Im Kreis des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Evans
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bereits vergeben war, so dass Henry sich schließlich eine Parzelle weit draußen bei den Bergen absteckte, dort, wo noch niemand dumm genug gewesen war, es überhaupt zu versuchen. Er baute sein Haus, wo heute das große Ranchgebäude steht. Und während zahllose andere Rancher aufgaben, vertrieben von Dürre, Wind und von Wintern, die so kalt waren, dass selbst die widerstandsfähigsten Tiere eingingen, haben die Calders irgendwie überlebt; nur das Klavier hatte es nicht geschafft; es klang nach dem Treck einfach nie wieder so wie vorher.
    Henry kaufte das Land, das seine Nachbarn nicht mit Gewinn bewirtschaften konnten, und nach und nach breitete sich die Ranch der Calders immer weiter ins Tal hinab in Richtung Hope aus. Voller dynamischem Ehrgeiz gab er dem ersten Sohn seinen eigenen Namen und setzte dann alles daran, das verschnörkelte HC zu einem Brandzeichen zu machen, auf das man stolz sein konnte.
    Bucks Vater war nie aufs College gegangen, doch in jederfreien Minute, in der er nicht den Frauen nachstellte, las er alles über Viehzucht, was ihm in die Finger kam. Er besorgte sich über die Bibliothek spezielle Bücher, von denen er irgendwo gehört hatte, und ließ sich sogar aus Europa Zeitschriften über Viehhaltung zuschicken. Sein Vater fand einige Artikel, die der junge Henry ihm vorlas, zu neumodisch, doch war er klug genug, dem Jungen zuzuhören. Auf Drängen seines Sohnes stellte er den Viehbestand auf eine reinrassige Herefordzucht um, und je mehr Entscheidungen er seinem Sohn überließ, desto prächtiger gedieh die Herde.
    Buck wuchs mit all dem Selbstbewusstsein und jenem nicht geringen Maß an Arroganz heran, die eine solche gesellschaftliche Stellung einem Kind vermitteln kann. Keine Ranch war so groß wie die ihre, kein Rancher so klug wie sein Vater. Manch einer hatte erwartet – und insgeheim vielleicht auch gehofft –, dass sich die legendäre Energie der Calders in den Adern des dritten Henry verausgabt haben würde, doch schien sie sich eher noch zu verstärken. Buck besaß zwei ältere Schwestern und zwei jüngere Brüder, doch von Anfang an stand fest, dass er der einzig wahre Erbe des Calder-Reichs war.
    Buck ging in Bozeman aufs College und beschäftigte sich mit Gentechnik. Und als er zurückkam, half er, die Ranch noch weiter voranzubringen. Er begann damit, für jedes einzelne Tier, das sie aufzogen, ein Protokoll über dessen Leistungen zu führen. Verlauf der Geburten, Mutterverhalten, Gewichtszunahme, Eigenarten und vieles mehr wurden genau untersucht und entsprechend rigoros korrigiert. Die Nachkommenschaft derer, die diese Tests bestanden, gedieh prächtig, die Tiere aber, die zu wünschen übrig ließen, kamen zum Schlachter.
    Grundsätzlich unterschied sich dieses Vorgehen kaum von dem, was andere Rancher und Farmer seit Jahren taten.Der Gedanke, minderwertiges Vieh auszusortieren, war nicht gerade neu, doch die Kompromisslosigkeit, mit der dies auf der Calder-Ranch geschah, war es. Bucks Änderungen bewirkten auf allen Gebieten dramatische Leistungssteigerungen, und bald waren sie bei den Viehhaltern des Landes in aller Munde. Der erste Henry Calder starb in dem beruhigenden Wissen, dass seine Nachkommen seine Kraft und Stärke bis ins nächste Jahrhundert tragen würden.
    Doch Buck hatte erst angefangen. Kaum war der alte Herr unter der Erde, forderte er, dass sie von reinrassigen Herefords auf Black-Angus-Rinder umstellen sollten. Sie seien bessere Muttertiere, behauptete er, und bald würde man sie überall halten. Sein Vater erklärte ihn für verrückt. Offenbar wollte er alles aufgeben, wofür sie in den letzten Jahren gearbeitet hatten. Doch Buck überredete ihn, ihn wenigstens zum Vergleich ein paar dieser Rinder aufziehen zu lassen.
    Fast vom ersten Tag an übertraf die kleine Herde die Herefords in jeder Hinsicht. Sein Vater gab nach und erklärte sich bereit, die ganze Herde auszutauschen, und schon nach wenigen Jahren stach Calder als Lieferant von reinrassigen Black-Angus-Rindern jede Konkurrenz aus. Bullen von Calder und die Güte ihres Samens waren im ganzen Westen und darüber hinaus bekannt.
    Mit seinem eigenen Samen ging Buck Calder etwas sorgloser um. Er verteilte seine Gunst großzügig und in weitem Umkreis. Es gab kaum ein anständiges Hurenhaus zwischen Billings und Boise, das er nicht mit seinen Besuchen beehrte. Und er prahlte, dass ein echter Mann drei unveräußerliche Rechte besitze: das Recht auf Leben, auf Freiheit und auf Frauen.
    Es gab

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