Im Kreis des Wolfs
zwei Sorten Frauen, hinter denen er her war, und die einen, mit denen er sich traf, wussten nichts von den anderen,die er bezahlte. Das war um so überraschender, als einige der ersteren Brüder und Vettern hatten, die nur zu gut über die letzteren Bescheid wussten. Ein oder zwei dieser jungen Männer hatten sogar miterlebt, wie Buck zum Bock wurde, und hatten schallend über das Motto der Calders gelacht, das diese eines Abends in angetrunkenem Zustand zum besten gaben, als sie grölten, Frauen seien nur dazu da, sie wie ein Bock zu besteigen und dann aus dem Gedächtnis zu streichen.
Das Stillschweigen seiner Freunde, das sich wohl weniger der Loyalität als vielmehr der Angst verdankte, selbst in Verruf zu geraten, ermöglichte es Buck, bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr für nichts Schlimmeres als das gehalten zu werden, was man in dieser Gegend noch heute verschämt einen »lady’s man« nennt und ihn keineswegs daran hinderte, allgemein – von ein paar Spielverderbern und einigen übermäßig scharfsinnigen Menschen einmal abgesehen – für Hopes begehrtesten Junggesellen gehalten zu werden.
Als er dreißig wurde, hatten sich die meisten Frauen seines Alters, auch jene, die ihn in der Highschool so aufregend gefunden hatten, nach anderen Männern umgesehen und sie auch gefunden. Sie waren allesamt verheiratet, die meisten bereits Mütter, und Buck ging inzwischen mit ihren jüngeren Schwestern aus. Wie bei seinem Vater fiel sein Blick schließlich auf eine Frau, die zehn Jahre jünger war als er.
Eleanor Collins war die Tochter des Besitzers eines Eisenwarenladens in Great Falls und hatte gerade ihre Ausbildung als Physiotherapeutin beendet. Buck war einer ihrer ersten Patienten.
Er hatte sich die Schulter verrenkt, als er einen umgestürzten Heuwagen aus einem Bach wuchten wollte. Nach seinem letzten Besuch in der Klinik hatte er über die ältere Frau, die an ihm herumgezerrt und ihn mit ihren Fäustenbearbeitet hatte, gelästert, sie erinnere ihn in Aussehen und Charme an einen russischen Panzerkommandanten. Als er dann diese junge Göttin durch die Tür des Behandlungszimmers treten sah, glaubte er, eine Assistentin oder Krankenschwester vor sich zu haben.
Sie trug einen weißen Kittel, der eng genug war, um Bucks erfahrenem Auge zu verraten, dass sie jene Art Figur besaß, die er bevorzugte: schlank und geschmeidig, doch mit vollen Brüsten. Ihre Haut war wie Elfenbein, und sie hatte das lange, schwarze Haar mit Perlmuttkämmen hochgesteckt. Sie ließ sein Lächeln unerwidert, musterte ihn bloß mit diesen schönen, grünen Augen, fragte ihn, wo es weh tue, und sagte, er solle sein Hemd ausziehen. Herrgott, dachte sich Buck, so etwas liest man sonst nur im
Playboy.
Wäre Eleanor Collins seinem Charme erlegen, den er sofort spielen ließ, wäre sie einverstanden gewesen, ihn mittags auf eine Tasse Kaffee zu treffen, hätte sie auch nur einen einzigen Augenblick lang gelächelt, wäre vielleicht alles ganz anders gekommen.
Monate später erzählte sie ihm, dass sie an diesem Tag nervös wie ein Eichhörnchen gewesen sei, dass sie, sobald ihr Blick auf ihn gefallen war, gewusst habe, dass dies der richtige Mann für sie sei und es ihr äußerst schwergefallen war, ihre Gefühle hinter der Maske professionellen Desinteresses zu verbergen. So kam es, dass Buck die Klinik mit brennender Schulter und brennendem Herzen verließ. Letzteres verriet ihm, dass es sich diesmal nicht um einen Fall von »Bumsen und Vergessen« handelte, denn normalerweise spürte er das Feuer in tiefer gelegenen Körperregionen. Nein, er hatte endlich die Frau getroffen, die er heiraten wollte.
Zu den Warnsignalen, auf die Eleanor hätte achten sollen, zählte vor allem die stille, resignierte Traurigkeit in denAugen von Bucks Mutter. Sie hätte ihr sagen können, welchen Tribut jede Frau zahlen musste, die einen erstgeborenen Calder heiraten wollte. Doch Eleanor entdeckte an ihrer künftigen Schwiegermutter nur die gemeinsame und verständliche Bewunderung für dieses attraktive, charmante Energiebündel von einem Mann, für eben jenen Mann, der sie unter allen Frauen dazu auserwählt hatte, sein Leben mit ihm zu teilen und seine Kinder zur Welt zu bringen.
Ihre Weigerung, mit ihm zu schlafen, solange sie nicht verheiratet waren, stachelte Bucks Leidenschaft nur noch mehr an. Eleanor blieb Jungfrau bis zur Hochzeitsnacht, in der sie dann auch, wie es sich gehörte, schwanger wurde. Ein Junge. Sein Name stand außer
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