Im Kreis des Wolfs
saß einer der beiden Holzfäller, der ihnen den Weg zeigte. Er gehörte zu jenen Kerlen, die am Abend zuvor mit Clyde hier heraufgefahren waren, um diese idiotische Wolfsschlinge auszulegen. Hätten sie doch bloß Gift ins Loch gestopft oder Benzin reingegossen. Nun, das würden sie nachholen, sobald sie oben waren.
Nachdem Buck die beiden Wölfe erschossen hatte, war er so aufgekratzt gewesen, dass er kaum noch wusste, was ertat. Plötzlich hatten sich der in den letzten Monaten aufgestaute Zorn und die Frustration entladen. Doch mittlerweile war aus seiner blinden Wut kaltblütige Berechnung geworden.
»He, schau mal!«, rief Clyde mit einem Blick nach oben. »Da wartet schon jemand auf uns.«
Als sie um die letzte Kurve bogen, stieg der Weg kaum noch an. Etwa zweihundert Meter vor ihnen stand jemand mit einer Taschenlampe. Dann entdeckten sie im Scheinwerferlicht die Bäume, die quer über dem Weg lagen, und sahen dahinter den Pick-up.
»Was zum …?«, sagte Clyde. »Das ist dieses Wolfsweib. Und wer zum Teufel ist das neben ihr?«
Buck hatte bereits gesehen, wer vor ihm stand. Und nun erkannte Clyde sie auch. Er schaute Buck an.
»Verdammt, was macht Eleanor hier?«
Buck gab ihm keine Antwort. Offenbar war Eleanor zu Helen Ross gefahren und hatte ihr erzählt, was sie vorhatten. Seine eigene verfluchte Frau.
»Halt an«, sagte er.
Sie blieben ungefähr zehn Meter vor dem Hindernis stehen. Helen Ross trat unter den Bäumen hervor, schirmte die Augen vor Clydes Scheinwerferlicht ab und ging auf sie zu. Buck stieg aus, kam langsam um den Wagen herum und lehnte sich an die Kühlerhaube. Die übrigen Männer verließen ihre Autos und drängten nach vorn, weil sie wissen wollten, was los war. Abe Hardings Hunde bellten wie verrückt.
»Hallo, Mr. Calder.«
Er starrte sie bloß an. Er spürte, welche Angst dieses Miststück hatte.
»Ich fürchte, Sir, dieser Weg ist gesperrt.«
»Ach ja? Und von wem?«
»Von der obersten Forstbehörde.«
»Das hier ist ein öffentlicher Weg.«
»Das ist mir bekannt, Sir.«
Eleanor trat nun hinter sie. Wahrscheinlich glaubte sie, sie könnte ihn hier vor aller Augen zum Narren machen. Er würdigte sie keines Blickes.
»Craig!«, rief er. Dabei schaute er Helen Ross unverwandt an. »Ist Craig hier?«
»Ja!« Craig Rawlinson drängte sich durch die Menge nach vorn.
»Buck?«, sagte Eleanor. Er schenkte ihr keine Beachtung.
»Sheriff Rawlinson. Besitzt diese Frau hier die Vollmacht, einen öffentlichen Weg zu sperren?«
»Nur wenn sie eine entsprechende Bescheinigung vorweisen kann, aber die hat sie wohl nicht.«
»Buck«, sagte Eleanor noch einmal. »Bitte hör endlich auf damit.«
»Aufhören?« Er lachte. »Honey, ich hab gerade erst angefangen.«
Helen wandte sich an Craig Rawlinson.
»Ich kann nicht glauben, dass Sie den Männern hier bei einem Verbrechen behilflich sind.«
»Soweit ich es beurteilen kann, sind Sie die Einzige, der ein Vergehen angelastet werden muss. Sie behindern den Verkehr auf einem öffentlichen Weg.«
Helen deutete auf Buck. »Dieser Mann hat gerade zwei Wölfe erschossen …« Alle lachten. »… Sie sollten ihn lieber verhaften, statt ihn beim Töten weiterer Tiere zu unterstützen.«
»Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden. Und jetzt geben Sie den Weg frei, sonst muss ich Sie verhaften.«
Er wollte sie an der Schulter packen, doch Helen holte aus und versetzte ihm einen Stoß vor die Brust, so dass errückwärts taumelte. Einer der Holzfäller lachte höhnisch auf.
»Ganz schön störrisch, die Kleine, was?«, rief Wes Harding, und wieder lachten die Männer.
»Wann werdet ihr eigentlich erwachsen?«, rief Helen Ross. Eleanor trat vor und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
»Was ist los mit euch, Jungs?«, fragte Eleanor. »Einige von euch kenne ich von Kindesbeinen an. Ich kenne eure Mütter, und ich denke, ihr solltet jetzt alle nach Hause gehen.«
Ihr ruhiger, vernünftiger Ton brachte Buck in Rage.
»Bring doch mal einer diese verdammten Köter zur Ruhe. Clyde?«
»Ja, Sir?«
»Schaff mir diese Scheißbäume aus dem Weg!«
Zehn Minuten lang hatte Luke versucht, die Haken aus dem Maul des Welpen zu lösen, doch die drei Stacheln saßen zu tief im Fleisch, als dass er sie davon hätte befreien können, ohne noch größeren Schaden anzurichten. Immerhin war es ihm gelungen, dem Kleinen sämtliches Fleisch aus der Kehle zu fischen, so dass er nicht ersticken musste, aber das war auch schon alles. Letztlich
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