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Im Kreis des Wolfs

Im Kreis des Wolfs

Titel: Im Kreis des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Evans
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ihnen hielt, sah Helen Ruth Michaels am Steuer und Lukes Mutter auf dem Beifahrersitz. Die beiden Frauen stiegen aus. Noch ehe sie ein Wort sagen konnten, wusste Helen, dass etwas passiert war.
    »Mom?«, fragte Luke und ging auf sie zu. »Was ist los?«
    »Die Wölfe haben ein paar von Doug Millwards Kälbern gerissen. Dein Vater hat sie erschossen.«
    »Er hat die Wölfe erschossen?«
    »Zwei. Er hat einfach einem von Dougs Rancharbeitern das Gewehr aus den Händen gerissen und sie beide erschossen. Doug hat noch versucht, ihn zurückzuhalten, aber Buck wollte nichts davon wissen. Und jetzt trommelt er eine ganze Truppe zusammen. Sie marschieren gerade zur Höhle, um die restlichen Tiere umzubringen.«
    »Sie wissen, wo die Höhle ist?«, fragte Helen.
    »Clyde sagte, sie liegt oberhalb der Townsend-Ranch.«
    »Sie sind runter zum Last Resort, um die Hardings und ein paar von Clydes Holzfällerkumpeln abzuholen«, sagte Ruth. »Anschließend wollen sie herkommen. Da dürften sie dann ziemlich voll sein.«
    Luke schüttelte ungläubig den Kopf. Helen dachte nach.
    »Ich ruf Dan an.«
    Sie schnappte sich die Taschenlampe, rannte in die Hütte, griff nach dem Handy und wählte Dans Nummer. Dann wartete sie und fluchte, weil es so lange dauerte, bis die Verbindung hergestellt war.
    Lukes Mutter und Ruth standen in der Tür; Luke leuchtete mit der Laterne. Eleanors Blicke schweiften durch die Hütte. Es war das erste Mal, dass sie das neue Zuhause ihres Sohnes sah. Dann begriff Helen endlich, dass das Telefon keinen Ton von sich gab.
    »Verdammt!« Sie knallte das Handy auf den Tisch.
    »Noch nicht aufgeladen?«
    »Nein. Verflucht!« Sie dachte einen Augenblick nach.
    »Luke, du fährst mit deiner Mom und Ruth zur Rodung und versuchst, die Leute zur Vernunft zu bringen. In der Zwischenzeit werde ich versuchen, die Welpen aus der Höhle zu holen.«
    »Die Kerle sind ziemlich geladen, Helen«, meinte Ruth.
    »Die hören uns s-s-sowieso nicht zu.«
    »Dann blockier den Weg. Tu irgendwas. Halt sie auf und versuch, Zeit zu gewinnen.«
    »Sie sind die Einzige, Helen, auf die sie vielleicht hören würden«, sagte Eleanor.
    »Dann hol ich die W-W-Welpen.«
    »Du hast so etwas noch nie gemacht. Du musst ganz in die Höhle hineinkriechen. Und das kann gefährlich werden, wenn das Muttertier noch drin ist.«
    »Ich schaffe das schon.«
    »Luke …«
    »Helen, ich schaff das, okay?«
    Sie zögerte. Vermutlich hatte er recht.
    »K-K-Komm schon, los geht’s!«
    »Du wirst was brauchen, womit du die Welpen tragen kannst. Deine Taschen, diese Leinentaschen.«
    Luke hastete durch die Hütte, zerrte sie unter dem Bett hervor und leerte sie aus.
    »Wir müssen irgendwie mit Dan in Kontakt kommen, Ruth. Könnten Sie in die Stadt fahren und ihn anrufen?«
    »Mach ich.«
    Helen kritzelte seine Privatnummer auf ein Stück Papier und gab es ihr.
    »Rufen Sie auch die Polizei an, den Notruf vom Forest Service und wer Ihnen sonst noch einfällt. Sagen Sie allen, dass wir auf der großen Rodung über der Townsend-Ranch sind.«
    »Wird gemacht.« Sie lief zu ihrem Wagen.
    Luke lud sein Gewehr und nahm die beiden Taschen.
    »Das Gewehr wirst du nicht brauchen.«
    »Nein, aber du vielleicht.« Er sah nach, ob es gesichert war, dann gab er es ihr.
    »Nein.«
    »Nimm es.«
    Sie tat ihm den Gefallen, nahm die Kettensäge, schloss Buzz in die Hütte ein und folgte Luke und seiner Mutter zu den Autos. Ruth fuhr bereits den Weg hinunter. Helen warf Gewehr und Kettensäge in den Pick-up, griff nach dem Stock mit der Spritze, nahm eine Taschenlampe und brachte sie Luke, der gerade in seinen Jeep stieg.
    »Kriech langsam in die Höhle. Und rechne damit, dass sie sich ohne Warnung auf dich stürzt.«
    »In Ordnung.«
    »Schieb den Stock mit der Spritze vor dir her. Sie wird dich bedrohen, aber letzten Endes dann doch die Flucht ergreifen.«
    »Okay.« Er schaltete den Motor und die Scheinwerfer an.
    »Soll ich die W-W-Welpen herbringen?«
    Helen hatte noch nicht darüber nachgedacht. Doch in der Hütte würde man zuallererst nachsehen.
    »Bring sie in Ruths Haus«, sagte Eleanor.
    »Gut.«
    »Und, Luke!«, sagte Helen.
    »Was?«
    »Sei vorsichtig.«
    Er lächelte, nickte und schlug die Tür zu. Als er den Jeep wendete, stiegen Helen und Eleanor in den Pick-up. Einen Moment lang fürchtete sie schon, der Motor würde nicht anspringen. Doch beim dritten Versuch klappte es, und bald darauf hatte sie Luke eingeholt und folgte den rotglühenden Rücklichtern

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