Im Kreis des Wolfs
gewöhnen.«
Sie fuhren mit dem Fahrstuhl zur Gepäckausgabe undplauderten miteinander, während sie warteten. Er fragte sie, ob sie schon mal in Salt Lake City gewesen sei, und sie sagte, ja, einmal, als Kind. Sie wollten im Glacier Park zelten, doch ihre Schwester bekam eine Lebensmittelvergiftung und musste eine Woche lang das Bett hüten.
Helens Gepäck tauchte auf dem Band auf, zwei große Rucksäcke und ein ramponierter Koffer, der mindestens eine Tonne wog und früher ihrem Großvater gehört hatte. Sie wuchteten ihn auf einen Karren.
»Ist das alles?«, fragte Dan. Sie warf ihm einen schuldbewussten Blick zu.
»Na ja, fast.«
Ein Angestellter der Fluglinie näherte sich ihnen mit einem Käfig, aus dem ein lautes Bellen ertönte. Helen bückte sich, machte die Klappe auf, und eines der seltsamsten Geschöpfe, das Dan je zu Gesicht bekommen hatte, begann, Helens Gesicht abzulecken.
»Das ist Buzz.«
»Hallo, Buzz. Komisch, Helen, soweit ich mich erinnere, hast du am Telefon kein Wort von Buzz gesagt.«
»Ich weiß. Tut mir leid. Na schön, okay, ich lasse ihn gleich einschläfern.«
»Ich hab ein Gewehr im Auto.«
»Gut. Dann los.«
Buzz warf Dan einen fragenden Blick zu.
»Jetzt sag schon«, drängte Helen. »Ist er nicht wunderbar?«
»Tja, lass uns hoffen, dass die Wölfe derselben Ansicht sind.«
Als Helen und Dan das Flughafengebäude verließen, schlug die Hitze wie eine Woge über ihnen zusammen. Das Thermometer in Dans Wagen zeigte knapp über dreißig Gradan, aber die Luft war trocken, und Helen genoß sie wie eine Umarmung. Als sie in die Interstate einbogen und nach Süden in Richtung Helena fuhren, kurbelte sie das Fenster herunter. Sie brauchte jetzt unbedingt eine Zigarette, schämte sich aber, sich vor Dan eine anzustecken. Und so gab sie sich mit dem Geruch von sonnenwarmem Gras zufrieden, den der heiße Wind von den Prärien herüberwehte. Buzz saß blinzelnd und hechelnd auf dem Rücksitz und hielt neben ihr den Kopf aus dem Fenster.
»Siehst du, die Stadt Hope heißt nur deshalb Hoffnung, weil sie dich aufmuntern will«, sagte Dan.
»Was du nicht sagst«, erwiderte Helen.
»Tja, wir leben eben alle in Hoffnung.«
»Komisch, dass sie diese Orte nie Verzweiflung oder Elend genannt haben.«
»Mein Dad ist in Westpennsylvania in einem Flecken namens Panik aufgewachsen.«
»Das ist doch nicht dein Ernst, oder?«
»Doch, ich schwör’s dir. Und einige Meilen weiter liegt ein Dorf, das heißt Sehnsucht.«
»Du meinst wie in ›Endstation Sehnsucht‹?«
Er lachte. Er musste immer über ihre dummen Witze lachen.
»Meine Mom hat oft gesagt, heirate nie einen Mann aus Panik, doch mein alter Herr hat stets behauptet, die Kirche, in der sie sich das Jawort gegeben haben, hätte näher am anderen Dorf gelegen, so dass sie ihren Mann eigentlich aus Sehnsucht geheiratet hat.«
»Sind sie noch zusammen?«
»Aber sicher. Ihre Liebe wächst von Jahr zu Jahr.«
»Das muss schön sein.«
»Tja, muss es wohl.«
»Und wie geht’s Mary?«
»Ihr geht’s gut. Wir haben uns vor zwei Jahren getrennt.«
»Oh, Dan, das tut mir leid.«
»Na ja, mir tut’s nicht leid, und ihr ganz bestimmt auch nicht. Und Ginny ist zum Glück drüber weg. Sie wird bald fünfzehn. Mary wohnt noch in Helena, das macht es einfacher, weißt du. So kann Ginny uns beide sehen.«
»Das ist gut.«
»Ja.«
Sie schwiegen einen Moment, und Helen wusste, was jetzt kam.
»Wie steht’s mit dir? Ich meine, hast du …«
»Keine falsche Scham, Prior. Du willst wissen, wie es um mein Liebesleben bestellt ist?«
»Nein. Doch.«
»Also, lass mich überlegen. Wir sind jetzt seit, warte mal, seit über zwei Jahren zusammen.«
»Wirklich? Ist ja großartig. Erzähl mir mehr von ihm.«
»Nun, er hat langes, sandfarbenes Haar, braune Augen und redet nicht allzuviel. Und er hat diese Angewohnheit, immer den Kopf aus dem Autofenster zu strecken und mit dem Schwanz um die Beine zu wedeln.«
Dan lächelte.
»Ach was, ich habe zwei Jahre auf Cape mit einem Typen zusammengelebt, aber er ist, na ja, er ist verreist. Ich schätze, ich hänge gerade in so einer Art Warteschleife.«
Sie schluckte und schaute aus dem Fenster. In der Ferne erschienen Berge am Horizont. Der gute Dan bemerkte, dass er sich auf gefährlichem Terrain bewegte, und wechselte das Thema. Er begann, sie über all das zu informieren, was geschehen war, seit der Wolf vor gut einem Monat in Hope aufgetaucht war, und brachte sie bald mit seinem Bericht
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