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Im Kreis des Wolfs

Im Kreis des Wolfs

Titel: Im Kreis des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Evans
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über die Beerdigung, die Buck Calder für Prince, den Helden aller Labradorhunde, veranstaltet hatte, zum Lachen.
    Calder hatte aus Great Falls einen Prediger kommen lassen, der die Trauerfeier für die Familie, für Freunde und natürlich für Presse und Fernsehen zelebriert hatte. Der Grabstein bestand aus mindestens fünfhundert Dollar teurem Marmor.
    Doch statt Bill Rimmers Vorschlag als Grabspruch zu nehmen, der Helen gut gefiel, hatte man sich für einen etwas hochtrabenderen Text entschieden:
     
    Hier ruht Prince,
    Der den Wolf von der Schwelle vertrieb
    Und sein Leben ließ für ein Kind.
    Braver Hund!
     
    Seither, so erzählte Dan, habe sich die Lage ein wenig entspannt. Hin und wieder erhalte er zwar noch einen Anruf von einem Journalisten, der wissen wollte, ob er den Wolf schon aufgespürt habe; doch dann spielte er den ganzen Vorfall herunter und sagte, man habe alles unter Kontrolle, prüfe ständig die Lage, und allein die Tatsache, dass man den Wolf nicht mehr gesehen habe, deute doch darauf hin, dass er ein Einzelgänger und längst schon über alle Berge sei – was Dan zwar gern geglaubt hätte, aber nicht glauben konnte. Erst vor zwei Tagen hatte ein Ranger vom Forest Service östlich von Hope Spuren entdeckt.
    Im Büro stellte er Helen Donna vor, die sie herzlich willkommen hieß.
    »Und das hier ist Fred«, sagte Dan und tätschelte den Glaskäfig. »Der einzige im Büro, der nicht arbeitet.«
    Einige Minuten später ging Helen zur Toilette und traf dort Donna, die in Ruhe eine Zigarette rauchte, so dass Helen sich erleichtert auch gleich eine ansteckte. Es sei eine der weniger bekannten Tatsachen des Lebens, vertraute ihrDonna an, dass nur die besten Frauen rauchten – und nur die schlechtesten Männer.
    Dan ließ Sandwiches holen und verzog sich mit Helen in sein Zimmer, wo sie die nächsten Stunden damit verbrachten, anhand von Karten, Diagrammen und Fotografien auszuarbeiten, wie Helen vorgehen sollte, wenn sie in Hope eintraf.
    Sie hätten das Hinterland von Hope jetzt dreimal überflogen, sagte Dan, und nicht mal die Andeutung eines Funksignals empfangen. Was immer sich auch dort herumtrieb, trug jedenfalls kein Halsband, also war es Helens Aufgabe, die Tiere zu fangen, ihnen ein Halsband zu verpassen und sie dann zu beobachten, um mehr über sie herauszufinden. Bill Rimmer würde in den nächsten Tagen aus dem Urlaub zurückkommen; er hatte sich bereit erklärt, ihr beim Aufstellen der Fallen zu helfen.
    Handelte es sich um ein ganzes Rudel, sollte Helen Größe und Revierumfang feststellen, bevorzugte Beute, das übliche eben, sagte Dan. Darüber hinaus sei es natürlich äußerst wichtig, ein freundschaftliches Verhältnis zu den ortsansässigen Ranchern aufzubauen.
    Zum Schluss setzte Dan sich auf und erklärte ihr mit gespielt strenger Stimme die Bedingungen ihres Anstellungsvertrags. Ihm sei es nur erlaubt, so erklärte er, sie »auf Zeit« einzustellen, und das hieße, er dürfe sie lediglich für hundertachtzig Tage engagieren, könne den Vertrag dann aber verlängern. Sie würde tausend Dollar im Monat verdienen, keine Extras.
    »Also keine Krankenversicherung, keine Unfall- oder Rentenversicherung, kein Anrecht auf Übernahme. Im Grunde bedeutet ein Zeitarbeitsvertrag, dass du im Bundessystem überhaupt nicht existierst. Du bist unsichtbar. Wir haben hier Zeitleute, die schon seit Jahren für uns tätig sind.«
    »Wird man mir dann auch ein scharlachrotes Z auf die Stirn malen?«
    »Das bleibt ganz Ihnen selbst überlassen, Miss Ross.«
    »Bekomme ich einen Wagen, oder soll ich mit dem Fahrrad fahren?«
    Er lachte. »Ich zeig ihn dir. Willst du hin?«
    »Nach Hope?«
    »Klar. Nicht ganz bis zur Hütte, die können wir uns morgen ansehen. Aber ich dachte, du möchtest vielleicht einen Blick auf die Stadt werfen, und danach könnten wir zusammen etwas essen. Falls du nicht zu müde bist.«
    »Klingt gut.«
    Als sie zum Parkplatz gingen, sagte Dan, sie könne sich für die Nacht ein Hotelzimmer nehmen oder aber bei ihm übernachten. Ginny sei bei ihrer Großmutter, erzählte er, Helen könne also ihr Zimmer haben.
    »Wirklich? Das ist ja großartig. Vielen Dank.«
    »Und auf diesen Anblick hast du dich schon die ganze Zeit gefreut.«
    Er blieb vor dem alten Abschleppwagen stehen. Im Sonnenlicht sah er gar nicht so übel aus. Er hatte den Toyota gewaschen und festgestellt, dass die Farbe unter dem Dreck fast wie Rost aussah, was er ganz praktisch fand. Sogar der Chrom glänzte

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