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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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sehr erstaunt gewesen, wenn er gehört hätte, daß Funk für seine Arbeiten solch ein Interesse bekundet."
    Berta wurde blaß und erhob sich vom Sessel.
    „Es tut mir sehr leid, Heinrich. Wirklich. Aber ich muß gehen."
    Sie nickte kühl und verließ das Zimmer.
    „Begleite sie doch bitte", sagte Heinrich.
    Johann stand auf und eilte ihr nach.
    Beide gingen schweigend, mit schnellen Schritten.
    „Was ist nur mit ihm?" fragte Berta und wandte sich Johann zu.
    „Er ist jetzt von jenen umgeben, die Professor Schwarzkopf nicht allzusehr liebte."
    „Aber es ist doch nicht möglich, daß man sich auf einmal so ändern kann."
    „Lieben Sie ihn?"
    „Er gefällt mir. Verliebt bin ich nicht in ihn."
    „Und er?"
    „Sie kennen ihn besser als ich. Entschuldigen Sie, aber ich nehme ein Taxi.. Ich bin sicher, daß man bei uns das Haus durchsucht. Das kann Vater töten."
    „Warum wenden Sie sich nicht an die Behörde? Und wäre es nur deshalb, damit Sie Zeugen haben?"
    „Dann seien Sie doch Zeuge."
    „Ich kann nicht", sagte Weiß schnell, „der Kreisleiter könnte meine Abreise verhindern."
    „Auch Sie sind einer von den Braunen geworden, Weiß. Schade. Bitte, lassen Sie mich.” Berta ging auf die andere Straßenseite hinüber.
    Weiß kehrte zu Schwarzkopf zurück.
    „Nun?"
    „Das hat sie von dir nicht erwartet."
    „Ich frage nicht, was sie, sondern was du von mir hältst."
    „Du hast unklug gehandelt. Wenn die Papiere einen Wert darstellen, mußt du sie dir selbst holen. Bring sie nach Deutschland und leg sie dort irgendeiner Firma vor."
    „Wie ich sehe, beginnst du praktisch zu denken."
    „Ich habe dir schon einmal gesagt, du hättest den Anweisungen Funks folgen sollen, auch wenn dein Vater ihn nicht leiden konnte." „Liebst du die Juden?"
    „Du bist in Berta verliebt, nicht ich ..."
    „Ich hab es satt, immer nur zu hören, wie begabt sie ist, was für eine Berühmtheit sie ist. Und ich ..., ich bin ein gewöhnlicher Dutzendmensch."
    „Ach, Unsinn. Wenn du in die Fußtapfen deines Vaters trittst, wirst du einen gebührenden Platz im Leben einnehmen. Und dabei kann dir Professor Goldblatt behilflich sein."
    „Und wie?"
    „Hat dir denn Onkel Willi nichts dazu geschrieben?"
    „Doch, schon. Wenn Goldblatt einverstanden ist, nach Deutschland zu fahren, läuft er dort unter der Bezeichnung 'wertvoller Jude` und kann in aller Sicherheit seine Arbeit fortsetzen."
    „Wenn dein Onkel erfährt, daß du dich mit der Tochter des Professors gestritten hast, wird er nicht gerade erfreut sein."
    „Was geht ihn das an?"
    „Na, hör mal! Du könntest dazu beitragen, daß ein wertvoller Mann nach Deutschland gebracht wird. Du brauchst bloß seine Tochter zu verführen. Und Onkel Willi wird von seinem Neffen begeistert sein."
    „Hältst du mich dazu für fähig?"
    „Wieso nicht? Wenn das Reich einen wertvollen Juden braucht, muß man dem Reich geben, was das Reich braucht."
    „Du hast dich irgendwie merkwürdig verändert.”
    „Du auch. Das kommt wahrscheinlich daher, daß wir beide so zu denken beginnen, wie es sich für einen Nationalsozialisten gehört." „Aber das, was du mir da erzählst, ist ja widerlich."
    Heinrich wurde nachdenklich:
    „Rätst du mir, nicht zu fahren und, wenn nicht der Schwiegersohn, so der Schüler Goldblatts zu werden?"
    „Was hat Funk dir gesagt?"
    „Ich soll unverzüglich abreisen."
    „Wenn das so ist, habe ich nur eine Bitte an dich: Sag Funk, daß du mich mitnimmst."
    „Ohne dich fahre ich nicht", erklärte Heinrich schroff, „du bist im Augenblick der einzige mir nahestehende Mensch. Wir kennen uns zwar erst einige Monate, aber trotzdem habe ich das Gefühl, als ob du mein bester Freund wärst."
    „Ich danke dir, Heinrich", sagte Johann.
    Früh am Morgen, wie immer auf die Minute pünktlich, war Weiß da.
    Funk ließ sich zum Hafen fahren.
    Obwohl die letzten Auswanderer die Eisenbahn benutzten, besuchte Funk täglich den Rigaer Hafen, ging die Hafenanlagen ab und ließ sich gern von Weiß vor dem Hintergrund der Anlagen fotografieren.
    Nachdem er wieder im Wagen Platz genommen hatte, fragte er:
    „Warst du gestern Abend bei Heinrich Schwarzkopf?"
    „Ja, Herr Kreisleiter."
    „Wer war noch da?"
    „Die Tochter des Professors."
    „Und wie hat man sich die Zeit vertrieben?"
    „Berta und Heinrich haben sich gestritten."
    „Die Ursache?"
    „Heinrich ließ sie seine rassische Überlegenheit merken."
    „Aus dem Jungen wird ein Mann. Hat der Professor angerufen?"
    „Ja,

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