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Im Labyrinth der Fugge

Im Labyrinth der Fugge

Titel: Im Labyrinth der Fugge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abe
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Verfolgung, bei der alle Augsburger Juden, Mann, Frau und Kind, lebendig verbrannt worden waren, hatten die Fugger deren Geldgeschäfte übernommen. Wer war Lutheraner unter den Fuggern? Schade, dass die keinen besonderen Hut tragen mussten, dann hätte Kellenbenz es leichter. Seit Jahrhunderten waren die Fugger katholisch, aus Geschäftsgründen dem päpstlichen Klerus und den Verbindungen zu Rom sehr zugetan. Aber bestimmt gab es da einige Abtrünnige. Munkelte man nicht sogar, dass einer der ihren ein Sodomit war? Eine unangenehme Vorstellung, einem Mann beizuliegen, nichts Weiches, rundes, Zartes zu halten … Aber Kellenbenz zwang sich wieder auf den Pestberg und dachte an Wasti und sein teuflisches Aussehen. Die Lutherischen und die Katholischen fürchteten gleichermaßen den Höllenfürst, das würde ihn auch nicht weiterbringen. Eine kinderreiche Familie musste es sein. Adlige hatten viele Kinder, da starben sie nicht so leicht weg wie bei den einfachen Leuten. Aber welche Fuggerfamilie war die kinderreichste? Das schmutzige Geschäft sollte ein Novize verrichten, hoffentlich hatte er es mit Bianka nicht schon getan. Kellenbenz wischte den Gedanken fort. Der Pater verwendete ein Wort für seinen Gehilfen, das Kellenbenz nicht kannte, irgendwas mit Ffff…
    Er brachte den Laut mit der halben Zunge nicht hervor, konnte ihn nur denken.
    Ein ehemaliger F… war dieser Novize. Dann hatte er was Verbotenes getan und stand in der Schuld des Paters. Anscheinend wählten sie mit Bedacht lauter Gezeichnete wie ihn aus. Sollte Kellenbenz den Scharfrichter aufsuchen und ihn nach einer verbotenen Tätigkeit mit F fragen? Er versuchte wieder ein F herauszubringen, doch mit zusammengepressten Lippen wurde es nur ein leiser Windhauch, so sehr er sich auch plagte. Außerdem wollte er nichts mehr mit dem Scharfrichter zu tun haben. Es war bei dem Gespräch zwischen dem Reichen und dem Pfaffen auch um irgendwelche jungen Weiber gegangen, die dem Grafen früher eine Versuchung wert gewesen waren und nun nicht mehr. Das hieß, er war impotent oder krank. Wich der Pater auf diese Äußerung hin nicht ein paar Schritte zurück, so als wäre der Adlige ein Aussätziger? Kellenbenz trank den Rest Ziegenmilch und einen größeren Rest Weinbrand, bis er betäubt in den Schlaf glitt. Gleich morgen würde er nach einem geschlechtskranken Fuggergrafen suchen und seine Tochter befreien.

11. Das Christenblut
    »Es sind doch noch Buben, sie haben gespielt und da ist es geschehen«, versuchte Georg Fugger den aufgebrachten Graf Ortenburg und seine Gattin zu beruhigen. Philipp lehnte am Büfett, während Diener die Speisereste abtrugen. Er schnappte sich ein Hühnerbein von einer Platte und beobachtete das Schauspiel. Sein Vater hatte ihm gesagt, er sollte besser nicht in Erscheinung treten, erst mal wollte er allein die Wogen glätten. Doch Graf Ortenburg brachte kein Verständnis auf, reiste mit seinem durchweichtem Hätschelbuben unverzüglich ab. Sei’s drum, der Luthergraf hatte ja seinen Balg zurück, sogar lebend, warum also das Gezeter. Ein Turnier, und selbst wenn es ein Scherzturnier war wie dieses, sollte immer um Leben und Tod gehen, sonst hatte es keinen Reiz. Philipp zupfte die Haut vom Hühnerschenkel und ließ sie fallen. Unter dem Tischtuch schnellten Pfoten und eine Schnauze hervor. Das glupschäugige Hündchen der Langenmantel. Es gierte nach den Hautfetzen, noch ehe die den Boden berührten. Philipp warf ihm den ganzen Schenkel hin und wischte sich die Finger am Tischtuch ab, dann trat er dem Hund kräftig auf die Pfoten und der konnte mit vollem Maul nicht mal aufjaulen.
    Ihn fuchste es ungemein, dass Vater ihn in sein Vorhaben mit den Schweinsblasen am Harnisch nicht eingeweiht hatte. Einerseits betonte er, dass er sein Nachfolger sein würde und andererseits bezeichnete er ihn noch immer als Buben. Vermutlich war er sogar der Einzige in der Familie gewesen, der nichts von der Täuschung gewusst hatte. An Annas Blick hatte er gesehen, dass sie eingeweiht gewesen war, wahrscheinlich hatte sie sogar geholfen, alles vorzubereiten. Ihm war das schrille Gesinge dieser Ortenburg-Plärre, der sogar auf dem Tanzfest noch »Mein Vater hat gesiegt, wir haben gesiegt« sang, einfach auf die Nerven gegangen. Der Kleine schien nicht begriffen zu haben, dass das kein Sieg, sondern ein Betrug war, ein Fuggerscherz. Also hatten Octavian und er ihn im Lochbach getauft, eigentlich ein gutes Werk. Der Graf sollte ihm dankbar sein, dass

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