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Im Labyrinth der Fugge

Im Labyrinth der Fugge

Titel: Im Labyrinth der Fugge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abe
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katholischen Prozession. Für die Augsburger Bürger spiegelte das Bild dann die wohlgesitteten Patrizier vor.
    Die Pfeifen dröhnten. Anna bedeutete dem Maler in Zeichensprache, ob sie den Stapel Wachstafeln betrachten durfte. Er nickte. Sie drehte die oberste im Schein des Talglichts hin und her. Freiherr Villinger zu Schönenberg und Sidonia Fuggerin entzifferte sie. Hatte ihre Schwester ein Geheimnis vor ihr? Die durchdringenden Laute des Krummhornes und der Schalmei verebbten. Das Musikstück war zu Ende, doch in Annas Ohren hallte es immer noch nach. Oheim Ulrich stieg die Leiter des Musikbalkons herunter, winkte ihr zu und verschwand nach draußen. Anna atmete auf.
    Ruhigere Lauten erklangen. Die Paare gruppierten sich neu und sie entdeckte Sidonia, die sich von der Hand eines Tanzpartners löste und die Aufforderung eines weiteren annahm. War das der auf der Wachstafel? Der Maler seufzte und glättete mit der flachen Seite seines Griffels die Tafel, an der er gerade gearbeitet hatte und die Skizze verschwand. Mit schnellen Zügen drückte er die spitze Seite erneut ins Wachs. Anna versuchte seinem Blick zu folgen und die beiden auszumachen, die er nun festhielt.
    »Sind die beiden ein Paar?«, fragte sie den Maler und zeigte ihm die Tafel mit Sidonia.
    »Soviel ich weiß, sind sie verlobt. Die Eltern des Jacob Villinger wiesen mich an, schon mal ein Abbild der zukünftigen Brautleute festzuhalten. Eine gute Partie für die Villinger, diese liebreizende Fuggerin.« Er grinste. »Wachs ist ja nichts für die Ewigkeit und soll nur so lange halten, bis bei den reichen Fuggern um die Hand angehalten wurde. Was ist, bringst du mir einen Wein, wenn ich dich auch ins Wachs drücke?«
    Was fiel ihm ein, ihr etwas aufzutragen! Doch sie wollte nicht so herablassend wie ihre Mutter sein, auch wenn der Maler zu den Dienstboten zählte. Sie legte Sidonias Verlobungstafel auf den Stapel zurück, brachte ihm einen Silberbecher mit Wein und wollte nach draußen verschwinden. Ihre Wangen glühten und ihre Ohren summten, sie brauchte dringend frische Luft. In der Flügeltür drehte sie sich noch mal nach Virginia um und rutschte in einer Lake aus, die hinter einem der Spiegel hervorlief.
    Jemand lachte schallend. »Na, Anna? Lust mit deinem alten Oheim das Tanzbein zu schwingen?«
    Hinter dem Spiegel trat Ulrich hervor und reichte ihr eine Hand, während er mit der anderen an seiner Schamkapsel nestelte. Anna unterdrückte ein Würgen.
    »Äh, ich tanze nicht«, stammelte sie. War sie in seinem Urin ausgerutscht? Die Etikette verlangte, dass sie trotz allem höflich zu ihrem Oheim war.
    »Du hast es mehr mit dem Silberstift, wie ich von Georg gehört habe?« Er hatte seine Schamkapsel endlich zugebunden und strich ihr über die Wange.
    Anna lächelte gequält. »Ich muss …«, stammelte sie. An die frische Luft, wollte sie sagen.
    Doch er schnitt ihr das Wort ab: »Dann beeil dich, hoffentlich findest du noch eine freie Stelle.« Er lachte und ging in den Saal zurück.
     
    Am Portal nickte sie den strammstehenden Posten zu und suchte den Nachthimmel ab. Über den Giebelhäusern entlang der Kaisermeile glühte das Abendrot, während sich der Himmel dunkel färbte. Gelbe Wolkenschlieren wiegten die Mondsichel. Sterne waren noch keine zu sehen. Anna wagte sich um das Tanzhaus herum am Lochbach entlang. Durch die Fenster wurde ihr Weg beleuchtet, ihr würde schon nichts geschehen. Wie heute Morgen beim Turamichele hörte sie ein lautes Zählen.
    »… acht, neun, zehn.« Dann ein Platschen und Gelächter. Das musste beim Mühlrad am Ende des Tanzhauses sein. Anna erkannte Philipps und Octavians Umrisse. Was hatten die da? Einen großen Fisch? Sie schlich näher und sah kleine Lederstiefel vor den Schaufeln des Mühlrades auftauchen und in der Gischt verschwinden.
    Wieder zählte Philipp, während Octavian etwas unter Wasser drückte. »Eins, zwei, drei…, mal sehen, wie lange es der Balg jetzt aushält.«
    Anna packte Octavian am Ärmel, versuchte ihn zurückzureißen. Doch er bewegte sich nicht, lachte auf.
    »… vier, fünf, sechs …« Philipp stieß sie fort, zählte weiter.
    »Ihr Schweine, holt ihn da raus!«, schrie sie.
    »Schweine?«, grölte Philipp. »Ferkelchen, ja, Ferkelchen muss schwimmen lernen.«
    Anna sah sich um, sie fand eine langstielige Schaufel und drosch auf Octavian ein.
    Endlich ließ er von dem Kind ab. Sie versuchte es hochzuziehen, seine Kleider hatten sich mit Wasser vollgesogen. Es war der

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