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Im Land der Feuerblume: Roman

Im Land der Feuerblume: Roman

Titel: Im Land der Feuerblume: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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schien, als dieser Anlass es gebot.
    »Hör auf!«, schrie Christine wieder, und schon sah Cornelius Jakob Steiner und die älteren Brüder aufspringen, um Lambert zurückzuhalten.
    Es war zu spät. Der Steward – wenngleich ansonsten wehrlos – strampelte wild mit den Füßen und traf eine der Kisten. Nach dem Sturm waren sie neu festgebunden worden, doch die Stricke erwiesen sich nach der langen Reise als spröde. Ein leichter Aufprall genügte, der Strick riss, und eine Kiste schlitterte über den Holzboden. Hastig sprangen alle zurück – nur der Matrose nicht. Als die Kiste mit ganzer Wucht gegen sein Schienbein prallte, schrie er auf und ließ vor Schreck und Schmerz die Teerfackel fallen.
    Cornelius stürzte hin, wollte sie noch austreten, zuckte jedoch vor der Hitze des Feuers zurück. Die Kiste hatte das Teerfass umgestoßen; dessen sämiger Inhalt troff heraus und brannte alsbald lichterloh.

    Greta lachte, als die Flammen höher schlugen, knisternd und lodernd. Aus einzelnen Feuerzungen wurde ein waberndes Meer, das in sämtliche Richtungen Wellen schlug. Die Flammen krochen über den Boden, kletterten dann an den Seiten hoch bis zur Decke.
    Noch faszinierender als jene heiße, rot-gelbe, gierige Feuersbrunst war für Greta das Entsetzen, das sie Menschen ergriff. Die einen standen still, die anderen tobten ziellos herum. Manch einer schlug sich fassungslos die Hände vor das Gesicht, um sich vor dem Rauch zu schützen, der die Kehle verätzte. Andere waren geistesgegenwärtiger und drängten nach oben. Nicht alle erreichten unbeschadet das Oberdeck. Einige stolperten und blieben mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen, von Fußtritten und Fausthieben getroffen. Andere kehrten freiwillig um, weil sie nach der ersten Panik nicht ihren ganzen Besitz kampflos den Flammen überlassen wollten. Unweigerlich stießen sie mit jenen zusammen, die nach oben flüchteten, woraufhin ein heilloses Durcheinander entstand, bei dem keiner mit Flüchen und dem Einsatz seiner Ellbogen sparte.
    Alte gingen zu Boden, Kinder wurden von ihren Müttern getrennt, Frauen weinten, und Männer starrten sich so hasserfüllt an, als wollten sie sich gegenseitig erwürgen.
    Manche der Gesichter waren Greta fremd, andere vertraut – aber alle hatten sie etwas gemein: pure, nackte, alles durchdringende Todesangst. Und jene Angst ließ sie sämtliche Beherrschung verlieren.
    Greta lachte wieder.
    Sie selbst durfte niemals laut werden, hatte vielmehr gelernt, dass sie am besten durchkam, wenn sie sich tot stellte, wenn sie nicht weinte, nicht klagte, nicht schrie …
    Die Mutter hatte das schließlich auch gelernt.
    Als Greta sich zu ihr umdrehte, saß Emma steif im Bett und rührte sich nicht. In ihren Augen spiegelten sich die Flammen – ansonsten war ihr Blick leer, als wäre kein Leben mehr in ihrem Leib. Floh sie nicht, weil das Feuer sie schon eingekreist hatte? Oder blieb sie trotzig sitzen, weil sie dem Vater zumindest dieses eine Mal nicht gehorsam sein wollte?
    Erst jetzt fühlte Greta Lamberts Griff an ihrem Arm. Er hatte sie gepackt, genauso wie den Bruder. Viktor ließ sich wie eine leblose Puppe mitzerren. In seinem Blick stand die gleiche Leere wie bei Emma – weder Angst wie bei den Passagieren noch die bösartige Schadenfreude, die von ihr selbst Besitz genommen hatte.
    »Nun komm schon!«, brüllte ihr Vater, der nun keine Hände mehr frei hatte, die Mutter an. »Komm!«
    Emma rührte sich noch immer nicht. Hatte sie ihn etwa nicht gehört? Es war schwer, irgendetwas zu verstehen. Das brennende Holz knirschte und knarrte, über, unter, neben ihnen, das Feuer prasselte und spuckte Funken.
    Greta lachte weiterhin. Nicht mehr lange, und das ganze Zwischendeck würde in sich zusammenbrechen. Es war kaum etwas zu sehen, so dicht und schwarz stand der Rauch. Er biss in ihre Augen, ließ sie tränen, das Geschrei wurde heiser und erstickt.
    Nur eine bewahrte sich ihre klare, ruhige, befehlende Stimme.
    »Kein Gedränge und keine Hast!«, hörte sie Juliane Eiderstett Anweisungen geben. »Geht ganz ruhig nach oben! Und lasst eure Koffer und Kisten hier! Ihr könnt euren Besitz nicht retten!«
    Manche hörten auf sie, andere nicht.
    Als der Vater sie zum Aufstieg schubste, drehte sich Greta ein letztes Mal um. Christine Steiner rief nach einem ihrer Bälger. Als sie es endlich erblickt hatte, beugte sie sich herunter und umarmte das kleine Katherl; Greta konnte sich nicht erinnern, dass die eigene Mutter sie jemals so

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