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Im Land der Feuerblume: Roman

Im Land der Feuerblume: Roman

Titel: Im Land der Feuerblume: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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ängstlich und ärgerlich. Einige Matrosen liefen zusammen, steckten die Köpfe zusammen, tuschelten. Einer von ihnen trat schließlich zu der Frau und versuchte, sie dazu zu bewegen, wieder nach unten ins Zwischendeck zu gehen. Das Schreien hörte zwar auf, aber die Frau wehrte sich mit Händen und Füßen.
    »Keine zehn Pferde bringen mich da wieder hinein!«, rief sie. »Ich will doch nicht sterben!«
    Betroffen blickten sich alle an.
    »Was ist los?«, rief Jule dem Matrosen forsch zu, der händeringend von der Frau abließ.
    Er zuckte nur mit den Schultern.
    Im nächsten Augenblick kam eine weitere Frau den Niedergang heraufgestürzt, lief über das Deck bis zur Reling und hielt sich am Geländer fest wie eine Ertrinkende. Weit reckte sie den Kopf nach vorne, als könnte sie auf diese Weise möglichst reine, nicht verpestete Luft erhaschen. Elisa musterte sie eingehend. Sie schien blass, die Augen waren verquollen.
    »Was soll das?«, rief Jule ärgerlich. »Kann endlich jemand sagen, was geschehen ist?«
    Der Matrose zuckte abermals mit den Schultern.
    »Die Männer der beiden Frauen sind erkrankt«, setzte er nuschelnd an, »’s wird gesagt, dass wir die Blattern an Bord haben.«
    Ob es tatsächlich die Blattern waren, konnte keiner sagen – doch dass auf dem Schiff eine Krankheit ausgebrochen war, die sich für manchen geschwächten Reisenden als tödlich erwies, wurde leider offensichtlich.
    Binnen zweier Tage starben drei Passagiere an einem unbekannten Fieber; es wurde von Übelkeit begleitet und roten Flecken, wobei Letztere – wie Jule nüchtern feststellte – womöglich kein Symptom waren, sondern nur Folge der hohen Temperatur, die die Körper heimsuchte.
    Für die ersten beiden Toten zimmerte der Schiffszimmermann einen Sarg.
    Für den Dritten machte er sich, überzeugt, dass es bei diesen Toten nicht bliebe, die Mühe nicht mehr: Stattdessen nähte man den Leichnam in eine Decke ein und versenkte ihn im Meer.
    Um vier Uhr morgens und in aller Stille geschah das; bis auf den Steward und die Angehörigen war niemand zugegen, weil jedermann die giftigen Dämpfe fürchtete, die vom Toten ausgehen könnten. Der Steward war es auch, der später die Todesfälle ins Schiffjournal eintrug – das zumindest berichtete er Jule, als diese ihn eingehend zum Zustand der Leiche befragte. Die meisten anderen mieden ihn, weil er den Toten so nahe gekommen war.
    Jule schien wenig besorgt, vielmehr neugierig. »Möchte zu gerne wissen, welche Krankheit das ist«, murmelte sie. Eben hatte sich herumgesprochen, dass weitere Passagiere erkrankt waren und dass nun erstmals der Schiffsarzt ins Zwischendeck gekommen war, um die Leidenden zu untersuchen.
    »Der Trunkenbold?«, fragte Jule herablassend.
    »Ja!«, rief Poldi, und in seinen Augen funkelte nur Sensationslust, jedoch keinerlei Furcht vor der unbekannten Krankheit. »Der Kapitän hat ihm sämtliche Branntweinflaschen weggenommen, und er hat ihm angedroht, er würde ihn eigenhändig mit solch einer Flasche erschlagen, treffe er ihn in diesen schweren Tagen noch mal mit selbiger an.«
    Selbst nüchtern, auch das sprach sich bald herum, konnte der Schiffswart die Krankheit nicht benennen. Er fühlte den Puls, ließ die Temperatur messen und betrachtete eingehend die Zungen der Betroffenen – was ihn immerhin zum Urteil brachte, dass es sich weder um Typhus noch Ruhr handelte.
    »Gott sei’s gedankt!«, schrie eine der Frauen, die eben noch laut bekundet hatte, sie würde lieber an Deck erfrieren, als unten im Zwischendeck elend zu sterben. »Gott sei’s gedankt!«
    »Was freust du dich denn so?«, fuhr Jule sie an. »Sterben tun sie doch trotzdem. Sollen die Toten mit den Worten vor Petrus treten: Gottlob bin ich an einer unbekannten Krankheit verreckt und nicht an Typhus?« Etwas leiser, so dass es nur Cornelius und Elisa hören konnten, fügte sie hinzu. »Ich würde die Kranken mit Mercurialsalbe einschmieren lassen, am besten auch die Balken und Bretter, und obendrein würde ich Essigwasser verspritzen.«
    Ob der Schiffsarzt eine solche Maßnahme anordnete, wussten sie nicht – nur, dass dieser wenig später auf das Deck kam, um, wenn schon keinen Branntwein, so wenigstens etwas frische Luft zu erhaschen. Seine Haut war bleich und aufgedunsen, und er ging nicht in geraden Schritten, sondern wankte hin und her. Einmal glaubte Elisa, ihn bereits der Länge nach hinfallen zu sehen, doch gerade noch rechtzeitig bekam Cornelius ihn am Schlafittchen zu

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