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Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Titel: Im Land der Kaffeeblüten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Antoni
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bitterlich zu weinen an.
    A m Morgen brachte sie keinen Bissen herunter und bestieg schweigend und missmutig ihr Maultier. Elise klopfte ihm geistesabwesend auf den Hals und trabte los.
    »Nach meinem ersten Erdbeben habe ich tagelang gemeint, die Erde würde wieder wackeln.« Georg war neben sie geritten. »Es geht vorbei. Glaub mir.«
    Mit diesen Worten trieb er sein Pferd weiter und ließ Elise grübelnd zurück. Bei jedem Geräusch zuckte sie zusammen. Jeden Fehltritt Nemos hielt sie für ein sicheres Zeichen, dass die Erde erneut bebte.
    Selbst während der kurzen Mittagsrast beobachtete Elise den Horizont mit Argusaugen. Erst am Nachmittag, nachdem alles ruhig geblieben war, fing sie an, sich zu entspannen.
    »Antigua. Schau!« Johann Hohermuth drehte sich im Sattel um und deutete mit dem Arm nach links. Elise sah ein weites Tal, das sich zu ihren Füßen erstreckte, malerisch umrahmt von Kaffeeplantagen.
    Schon bald erreichten sie die Vorstadt mit kleineren Häusern und Hütten, in denen überwiegend Indios wohnten. Als sie durch Antigua kamen, säumten Ruinen den Weg.
    »Was ist hier geschehen?«, wandte sich Elise an ihren Vater, der wie üblich Ausschau nach Pflanzen hielt. »Gab es hier einen Krieg?«
    »Nein, nein. Antigua wurde 1773 von einem Erdbebenzerstört.« Seine Gedanken schienen weiterzuwandern, als ob eine zerstörte Stadt nicht der Rede wert wäre. »Entschuldige, Liebes, dort hinten ist eine Orchidee, die ich noch nicht katalogisiert habe.«
    Mehr als zweihundert Jahre sollte das Erdbeben her sein – warum hatte dann noch niemand den Schutt entfernt und die Stadt wieder aufgebaut?
    »Nicht alle Straßen sehen so aus«, klärte Georg sie auf. »Du wirst sehen, gleich da vorn ist eine prachtvolle Allee, überschattet von Amate-Bäumen.«
    »Sind die Menschen hier besonders gläubig?«, fragte Elise, nachdem sie den Hauptplatz mit den vielen Kirchen und Kirchenruinen überquert hatten.
    »Vielleicht.« Georg lächelte. »Man erzählt, dass jedes Mal, wenn ein Erdbeben die Stadt erschütterte, die Bewohner die Heiligen angerufen haben. Und sie weihten dem Heiligen, bei dessen Namen das Beben endete, eine Kultstätte.«
    »Woher weißt du das?«, fragte Elise erstaunt und zählte im Geiste die Kirchen, Kapellen und Klöster, an denen sie vorbeigeritten waren. Etliche Erschütterungen mussten die Stadt heimgesucht haben. Sie wollte so schnell wie möglich weg von hier.
    »Wir sind bereits vor zwei Jahren durch Guatemala gereist«, antwortete Georg leichthin. »Man kann nicht mit deinen Eltern reisen, ohne etwas zu lernen.«
    »Aha«, sagte Elise und versuchte herauszufinden, ob sich ein Vorwurf hinter seinen Worten verbarg.
    Henni Hohermuth drehte sich zu Georg und Elise um und dozierte: »Antigua heißt eigentlich Muy Noble y Muy Leal Ciudad de Santiago de Los Caballeros de Goathemala und wurde 1524 von den Spaniern gegründet.«
    »So alt sieht die Stadt gar nicht aus«, bemerkte Elise.
    »Ja und nein.« Henni Hohermuth zügelte ihre Stute. »Hier regierte das erste und einzige Mal eine Frau. Aber es nahm leider kein gutes Ende.«
    »Eine Frau?« Elise glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. Obwohl, auch in Deutschland hatte es im Mittelalter Herrscherinnen gegeben. »Was ist aus ihr geworden?«
    »Die Sage spricht davon, dass sich Beatrix de la Cueva die Statthalterwürde nach dem Tod ihres Mannes anmaßte.« Ihre Mutter schnaubte, um deutlich zu machen, was sie davon hielt. »Angeblich regnete es daraufhin drei Tage und drei Nächte, sodass die Stadt beinahe fortgespült wurde. Als ob das nicht reichte, folgte dem Regen ein Erdbeben.«
    »Und das zerstörte die Häuser?« Elise sog scharf die Luft ein. Von wegen harmlose Erdbeben.
    »Nein. Das Erdbeben führte dazu, dass die Spitze des Vulkans dort abbrach.« Henni Hohermuth wies mit der Hand auf die Berge. »Der See, der sich im Vulkankegel angesammelt hatte, ergoss sich ins Tal und begrub Santiago de Los Caballeros unter sich.«
    »Aber hier stehen doch noch etliche Häuser«, wandte Elise ein, wider Willen gefangen von dieser Geschichte. »Also hat das Wasser nicht alles zerstört.«
    »Doch, 1541 schon«, antwortete ihre Mutter. »Weil die Spanier das Tal aber so schön fanden, haben sie Antigua gebaut. Die Stadt hat zweihundert Jahre lang allen Erdbeben standgehalten.«
    Elise lief es kalt den Rücken herunter. Vielleicht war das gestern nur ein Vorbeben gewesen. Vielleicht wollte die Natur jetzt nicht mehr länger warten, um endlich die

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