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Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Titel: Im Land der Kaffeeblüten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Antoni
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schüttelte den Kopf.
    Nach einigem Hin und Her war klar, dass Julia mit ihrem Vater reden musste und nur hoffen konnte, dass er sie verstand. Aber in letzter Zeit war er oft abwesend, arbeitete noch länger als sonst und schien kaum zuzuhören, wenn seine Tochter ihn etwas fragte.
    Getröstet und unterstützt von ihren Freundinnen wollte Julia nicht länger warten und fuhr nach Hause zurück. Sie war so aufgeregt, dass sie ihren Motorroller einfach vor der Garage parkte. Sie sprang vom Sitz, rannte die Treppen zum Haus hinauf und zitterte regelrecht, als sie ihren Schlüssel ins Schloss steckte.
    Sie lief zum Seitenflügel, dem Teil der Altbremer Patriziervilla, in dem ihr Vater sein Home Office hatte. Mit erhobener Hand blieb sie vor der Tür seines Arbeitszimmers stehen und holte tief Luft. Vielleicht sollte sie noch einen Tag warten. Sie hasste es, wenn sie ihre Eltern gegeneinander ausspielte, aber ihre Mutter hatte ihr keine andere Wahl gelassen. Sie raffte allen Mut zusammen und klopfte.
    »Komm rein«, erklang die dunkle Stimme ihres Vaters.
    Julia öffnete die Tür und sah ihn hinter seinem modernen Glasschreibtisch sitzen, umgeben von Akten. Vor sich die übliche Tasse Kaffee. Aus der eigenen Röstung – Guatemala Grandioso .
    Hinter dem Schreibtisch, direkt gegenüber der Tür, sodass es jeder Besucher sofort sehen konnte, hing das Gemälde einer Kaffeeplantage. Nein, einer Kaffee-Finca. Ein herrschaftliches Haus, umgeben von Urwald im Hintergrund. Dazu weiß blühende Kaffeebäume unter Palmen. La Huaca, Guatemala 1902 stand als Bildunterschrift auf einem kleinen goldenen Schild, das in den Rahmen aus dunklem Holz eingelassen war. Ein Bild der Kaffeeplantage, mit der die Erfolgsgeschichte ihres Familienunternehmens begonnen hatte. Schon als Kind hatte das Gemälde Julias Neugierde geweckt und sie hatte oft davorgestanden. »Wenn ich erwachsen bin, fahre ich dahin und schaue mir alles genau an«, hatte sie ihrem Vater erklärt und auf die Fotografie gedeutet. »Dahin, wo Ururgroßmutter Margarete herkommt.«
    »Ich weiß nicht, ob es die Finca überhaupt noch gibt«, hatte ihr Vater damals geantwortet und ihr über den Kopf gestrichen. »Schön, dass du dich für unsere Familiengeschichte interessierst. Aber konzentriere dich lieber auf das Hier und Heute.«
    »Hallo, Prinzessin.« Ihr Vater lächelte.
    »Hast du einen Moment für mich?«, setzte Julia an.
    »Aber nur kurz.« Sorgen umschatteten sein Gesicht, als er das Notebook zuklappte. »Geht es um den Schulwechsel?«
    Julia nickte und fühlte sich verraten. Ihre Mutter war schneller gewesen. Selbst schuld. Warum hatte sie ihr auch gesagt, dass sie mit ihrem Vater sprechen wollte? Sie sah ihre Chancen schwinden und spürte einen Kloß im Hals.
    »Ja«, antwortete sie leise. »Es ist doch nur noch ein Jahr.«
    »Ein entscheidendes Jahr. Und du weißt, dass wir der Ansicht sind, dass deine Freundinnen einen schlechten Einfluss auf dich ausüben.« Ihr Vater schaute sie aufmerksam an. Zum ersten Mal bemerkte Julia die grauen Strähnen in seinem dunklen Haar und die Fältchen um seine Augen. Hatte das etwas damit zu tun, dass er zu viel arbeitete und dass ein Termin den nächsten jagte? Steuerberater, Banken, Wirtschaftsprüfer, so viel hatte sie mitbekommen. Bevor sie ihn fragen konnte, sprach er weiter. »Du weißt selbst, wie wichtig ein guter Abschluss für deine Zukunft ist.«
    Julia nickte. Warum kam es ihr so vor, als ob sich mehr hinter seinen Worten verbarg? Verschwieg er ihr etwas?
    »Aber …«, sagte sie, obwohl sie ahnte, dass ihr Vater sich nicht umstimmen lassen würde. Sie wollte Bea und Hanna wenigstens sagen können, dass sie alles versucht hatte. »… ich schaffe das schon. Das weißt du. Ich kriege es hin. Gib mir eine Chance, bitte.«
    »Ach, Prinzessin«, antwortete Konstantin Linden. Ein Seufzen, das deutlicher als viele Worte sagte, dass er seine Entscheidung gefällt hatte. »Ich kann mir vorstellen, dass dir ein Neuanfang schwerfällt. Aber als Unternehmerin musst du auch flexibel reagieren können.«
    »Ich bin keine Unternehmerin. Ich bin siebzehn«, hielt Julia ihm entgegen, aber sie wusste, dass es keinen Zweck hatte. Seit sie auf der Welt war, bereitete ihre Familie sie darauf vor, eines Tages die Verantwortung für die Firma zu übernehmen. So wie es ihr Vater vor ihr getan hatte und dessen Vater und sein Großvater und davor Margarete, die sagenumwobene Gründerin des Unternehmens, nach der Julia benannt worden war.

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