Im Land der Katharerburgen : Leseproben & mehr (German Edition)
heruntergezogenem Kamindach an hölzernen Zapfen eiserne Töpfe, Kupfer- und Messingtiegel hingen. Sie bestrich gerade eine Gans mit Fett, damit sie schön knusprig wurde. Rechts und links des Herdes standen große Kessel, Krüge, Bottiche und Kannen. An Borden hingen Roste und Bratspieße, Pfannen, Schieber und Kellen. Rixende blickte bewundernd auf die feinen Siebe, die sie im Gebirge nicht gehabt hatten. Hier würde es gutes Brot geben, dachte sie bei sich.
Die Dienstboten, drei an der Zahl, ließen, als sie Fabri mit Rixende hereinkommen sahen, alles liegen und stehen und verbeugten sich. Castel Fabri nannte ihre Namen und ihre Stellung im Haus. Der dicken Köchin, die gerade dabeigewesen war, Hirse einzuweichen, klopfte der Alte kräftig auf die Schulter. „Ja, unsere Benete ist der gute Geist des Hauses“, sagte er. „Alles geht nach ihrem Kopf. Doch nun wird sie sich unterordnen müssen. Sieh nur, meine Beste, vor dir steht deine zukünftige Herrin! Deine guten Tage hier werden bald vorüber sein!“
Rixende wurde verlegen und hob abwehrend ihre Hände. Doch Castel zwinkerte ihr übermütig zu und fuhr fort, die Köchin zu necken: „Hier weht nun bald ein anderer Wind, Benete, lange genug hast du uns alle tyrannisiert!“
Die junge Magd Josette hatte offenbar große Mühe das Lachen zu unterdrücken, denn sie hielt sich glucksend ein Küchentuch vor den Mund.
Benetes Hals hatte sich tiefrot verfärbt. „Tyrannisiert?“ sagte sie, legte den hölzernen Löffel beiseite, wischte sich entschlossen die Hände an der Schürze ab, schob sich die Haube aus der Stirn – und blies zu Rixendes Überraschung ihre dicken Backen auf, die denen der Dame Carcas in nichts nachstanden. Derart baute sie sich nun, die Hände in die breiten Hüften gestemmt,vor dem alten Fabri auf, wobei ihre Augen weit hervortraten. Dann stieß sie die Luft mit einem Mal geräuschvoll wieder aus und rief fröhlich: „Mit dem Wind, den man selber macht, Herr Fabri, ist das Schiff nicht zu segeln!“
Alle lachten hellauf, auch Benete selbst, deren Leib dabei bedrohlich wackelte, und Castel Fabri klopfte sich gar vor Vergnügen auf die Schenkel. Rixende konnte sich nicht genug über den leutseligen Ton wundern, der offenbar in diesem Hause herrschte. Der Bayle war ein strenger Mann gewesen, der nicht selten den Stock benutzte, und die Dienstboten hatten vor ihm Angst gehabt. Nur Benetes Sohn Aucassinne, der für Pferde und Wagen sowie für alles Grobe zuständig war, wie Fabri erklärte – man sah es an seinen schwieligen Händen – hatte sich offenbar beim Wetzen der Schlachtermesser von dem Gelächter gestört gefühlt, denn er sah ein wenig finster drein, als Rixende und Castel Fabri die Küche wieder verließen.
„Und nun habe ich eine große Überraschung für Euch, meine Liebe“ sagte der Alte endlich und zog Rixende – die augenblicklich feuchte Hände bekam – mit sich.
Würde sie jetzt Aimeric kennenlernen?
Nein, der alte Mann stieß eine schmale Tür auf und meinte stolz: „Seht! Der Lieblingsplatz meiner verstorbenen Frau, der Herr sei mit ihr. Es wäre ihr gewiss eine Freude gewesen, wenn er auch Euch gefiele.“ Rixende hielt den Atem an, als sie ins Freie trat. Gerade fielen die allerletzten Sonnenstrahlen des Tages in einen kleinen Innenhof, in dessen Mitte ein steinerner Brunnen lustig plätscherte. Der gesamte Hof wurde durch ein Geflecht von Weinranken beschattet, an dem schon fast reife Trauben hingen. Es war wahrhaftig ein herrlicher, völlig windgeschützter Ort, wo eine geschnitzte Bank, ein Tisch und zwei Stühle zum Verweilen einluden. Rixende drehte sich um und schenkte dem Alten ihr schönstes Lächeln. „Eure Überraschung ist gelungen, Herr Fabri, dieser Hof bietet sich geradezu an, um stundenlang zu träumen oder ein wenig zu lesen. Habt Dank für Eure Großzügigkeit. Nicht jede Frau findet solch herzliche Aufnahme in einem fremden Haus, wenn es ans Heiraten geht. Doch wo ist Euer …“
Rixende konnte ihre Neugierde nicht mehr bezwingen und hatte nach Aimeric fragen wollen, da unterbrach sie der Alte schon wieder.
„Ihr lest gerne, Rixende?“
Rixende nickte. „Ja, ich muss gestehen, das ist meine geheime Leidenschaft. Aber ich weiß natürlich, dass mir meine Aufgaben als zukünftige Herrin dieses Hauses dafür nicht viel Zeit lassen werden.“
Fabri schmunzelte. „Nun, Ihr müsst Euch gewiss nicht überarbeiten hier, Ihr habt ja gerade unsere tüchtige Benete kennengelernt. Wenn Euch
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