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Im Land der Regenbogenschlange

Im Land der Regenbogenschlange

Titel: Im Land der Regenbogenschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Altmann Andreas
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der glücklichen Australierin, gewiss.
    Zweiter Tag in C., die Stadt ist noch nicht fertig mit mir. Wie sagte Kurt Tucholsky: »Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.« Die Griffins meinten es gut, »a green city« hatten sie sich vorgenommen, über 10 000 Acres Natur sollten in der Stadt blühen, sagenhafte 40 Millionen Quadratmeter. Am nächsten Morgen marschiere ich zum National Museum of Australia , der Weg führt durch den Commonwealth-Park . Und der ist tatsächlich – besonders heute, an einem Sonnentag – eine Labsal, ein sinnliches Vergnügen, ein Waldpark, Wiese, dicke Bäume, nicht überzüchtet, keiner dieser manirierten Gärten, die aussehen wie gestutzte Pudel. Und genau da liegt die Krux. Kaum hat man das Paradies verlassen, knallt man wieder gegen Beton. Umgekehrt gedacht: Gäbe es keine Natur hier, wäre der Anblick erträglicher, die Garstigkeit würde weniger auffallen, da Vergleichsmöglichkeiten fehlen. Man käme mit weniger Wunden davon.
    Das Museum hat einen ausgezeichneten Ruf, auch weil es sich – gelegentlich – traut, mit Ausstellungen auf peinigende Weise an den Umgang der Weißen mit den Aborigines zu erinnern. Erinnerungen, die in Canberra zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen jenen führten, die Mord nicht als Mord begreifen, und jenen, die das Wort aushalten. NEIN , die folgenden Generationen sind nicht für die Schandtaten ihrer Väter verantwortlich, aber JA doch, sie sollten sich zu einer Geste entschließen, die Schuld (als solche) anerkennt und es den Nachkommen der Überlebenden ermöglicht zu verzeihen. Ist das so viel? *
    Ãœber die Commonwealth-Bridge und weiter auf der Commonwealth Avenue – schon die Vielfalt der Namen verrät die Kreativität der hier Verantwortlichen – erreicht man den official part , die andere Hälfte von Canberra. Hier wirtschaften die Politiker. Beachtlicherweise hat selbst die Stadtverwaltung begriffen, dass etwas schief lief, grundehrlich verkündet sie: »Viele Leute glauben, die parlamentary zone mache einen leeren und unfertigen Eindruck (...) und entmutigte Fußgänger, sich in ihr zu bewegen.« Aber ich bin mutig, dringe vor bis zum neuen, 1988 eröffneten Parlament, dem 1100 AU $-Millionen teuren Gebilde, auf dem sich ein Grasdach befindet und über dem Gras ein 81 Meter hohes, durchaus lächerliches Gestänge, an dem eine australische Flagge weht, riesig wie ein Eisenbahnwaggon.
    Trotzdem, die Unverzagtheit lohnt sich. Innen sieht es besser aus, geschmackvoller, nur wunderlich, dass sie keine Schneeschuhe ausgeben, um gefahrlos das andere Ende der Teppichböden zu erreichen. Überall stehen freundliche Einwohner herum und haben noch Geduld für die schlichtesten Fragen. Was man als Ausländer immer wieder vergisst: Australien ist eine parlamentarische Monarchie und das Staatsoberhaupt heißt Elizabeth II. Und der von ihr eingesetzte Generalgouverneur hält als umtriebiger Frühstücksdirektor die Verbindung zwischen Buckingham und hiesiger Regierung. Vor Jahren wurde – wieder einmal – per Referendum der Versuch unternommen, die englischen Grufties ihrer Ämter zu entheben. Vergeblich, die Mehrheit will sie behalten. Ein Gefühl von Isolation, so hieß es, ängstigt die Australier. Die britischen Zöpfe einzumotten würde bedeuten, sich ganz von Europa zu trennen.
    Wie in jedem anständigen Hohen Haus hängt auch hier eine Ahnengalerie verblichener Staatsmänner. Ich suche nach Harold Holt, der 1967 beim Baden verschwand, als aktiver Premierminister und erfahrener Schwimmer. Das Rätsel seines Todes wurde nie gelöst, nie ein toter Harold gefunden. Wohl Haifisch verschluckt. Es bleibt dabei, den Kontinent bevölkert die gefährlichste Tierwelt des Universums. Hier versinken sogar schwer bewachte Volksvertreter.
    Mein Verschwinden von hier ist ebenso spektakulär. Na ja, fast. Ich öffne eine Tür und der Blitz schlägt ein im Haus. Die Alarmanlage orgelt. Doch das anrückende Sicherheitspersonal bleibt gefasst. Blonde können keine Terroristen sein. Ich werde höflich darauf hingewiesen, dass dieser Ausgang nur in emergency cases benutzt werden darf. Aber jetzt sei kein Notfall, deshalb die Sirenen. Ich will mich rückhaltlos bekennen und erlaube mir, auf einen ganz persönlichen Notstand zu verweisen, meinen rumorenden Darm. Ich muss mich mit Canberra vergiftet

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