Im Land der Sehnsucht
zu Boden gesunken wäre, wenn Holt sie nicht gehalten hätte. Wie eine Ertrinkende klammerte sie sich an ihn und kostete aus, was sie so lange und schmerzlich ersehnt und sich erträumt hatte. Ihr war bewusst, dass sie einen schweren Fehler beging, trotzdem wehrte sie sich nicht.
Während ihr das Herz bis zum Hals klopfte, gab sie seinem Drängen nach. Was Holt von ihr hielt und über sie dachte, war ihr gleichgültig. Er begehrte sie, das erkannte sie daran, wie erregt er war. Er ließ die Zunge zwischen ihre Lippen und die Hände zu ihren Brüsten gleiten und umfasste diese, um dann die empfindlichen Knospen zu streicheln. Er, der sonst die Beherrschung selbst war, hatte die Kontrolle über sich verloren. Ihr selbst erging es nicht anders. Sie standen beide unter einem Bann, der jeden klaren Gedanken ausschloss.
Was tue ich da eigentlich?, fragte sich Holt, als er Marissa zum Bett trug, nur noch von dem Verlangen erfüllt, ihr die Kleidung vom Leib zu reißen und sie zu lieben.
Doch dann hörte er Marissa leise aufschreien und sah, wie ihr sonst blasses Gesicht feuerrot wurde. Sie stieß Holt zurück und strich sich dann das zerzauste Haar aus dem Gesicht.
„Oh nein“, stöhnte sie. „Wie konnte es dazu kommen?“
„Warum so überrascht? Wir haben es beide seit Langem so kommen sehen“, erwiderte er gereizt.
„Wir?“ Marissa wusste, dass er recht hatte, doch sein Ton gefiel ihr nicht. „Du kannst nur für dich sprechen, Holt McMaster!“
Er lachte spöttisch auf. „Hast du mich etwa nicht täglich ermutigt?“
„Ich … dich?“ Marissa blickte ihn fassungslos an.
„Dein Verhalten war nicht misszuverstehen.“ Holt ging zur Tür. „Ich möchte, dass du erst einmal in diesem Zimmer bleibst. Lass dich unten bitte nicht blicken.“
„Willst du mich etwa einschließen?“
„Wenn es sein muss, ja. Du kannst die Zeit nutzen und wieder auspacken. Wir verschieben deine Abreise.“
„Was hast du mit mir vor?“, fragte sie sarkastisch. „Und warum verwirrst du mich so?“ Doch um Georginas willen musste sie einen letzten Versuch wagen. „Schick Georgy nicht fort“, bat sie flehentlich. „Bitte nicht.“
„Was würdest du tun, um es zu verhindern?“
Der Ton, in dem er die Frage stellte, ließ ihr den Atem stocken. Er legte ihr also nahe, mit ihm zu schlafen, um Georginas Schicksal zu wenden.
„Was willst du mir damit zu verstehen geben?“, flüsterte sie.
Wieder lachte er kurz auf. „Ich möchte nur, dass du alles Weitere mir überlässt. Haben wir uns verstanden?“
Dann verließ er das Zimmer.
Wenig später erschien Tara bei Georgina. „Was hat das zu bedeuten?“, fragte sie und zeigte auf die beiden Koffer, die neben der Tür standen.
„Das sind Georgys Sachen“, antwortete Olly, die noch mit Aufräumen beschäftigt war. „Mr. McMaster hat mich gebeten, für sie zu packen. Sie wollen sie doch nach Sydney mitnehmen.“
„Ja, das hast du gesagt“, bestätigte Georgina, die mit Riley Dame spielte. Es klang, als würde sie sich auf die Reise freuen.
Tara stand einen Moment wie erstarrt da, ehe sie erneut auf Olly losfuhr. „Wo ist Holt?“
„Er ist zum Flugplatz gefahren, um die Beech Baron klarzumachen.“ Olly verstellte sich meisterlich. „Er will Sie persönlich nach Longreach bringen.“
„Heute schon?“ Tara lachte schrill auf, als wäre die bloße Vorstellung eine Zumutung. „Wo ist die Erzieherin?“
„Vermutlich sammelt sie ihre Sachen zusammen. Es gibt hier nichts mehr für sie zu tun … jetzt, da Sie Georgy mitnehmen.“
„Ich?“ Tara stampfte mit dem Fuß auf. „Das werden wir ja sehen.“ Dann drehte sie sich um und stürmte hinaus. Das kann doch nicht wahr sein, ging es ihr durch den Kopf, während sie zum Westflügel eilte. Sie können nicht ernsthaft die Absicht haben, mir diese kleine Göre aufzu halsen!
Ohne anzuklopfen, platzte sie wenig später bei Marissa herein – gefolgt von Olly und den Kindern. „Ich habe gehört, dass Sie packen“, herrschte sie Marissa an. „Ich sehe aber keine Koffer?“ Sie riss die Schranktür auf, wo alle Kleider ordentlich auf der Stange hingen. „Es ist ja noch alles da.“
„Die Sachen gehören Holts Schwester Francine“, antwortete Marissa. „Olly hat sie mir freundlicherweise geliehen, weil ich auf meine eigene Garderobe warten musste. Was wollen Sie hier eigentlich, Mrs. McMaster?“
„Ich möchte mich vergewissern, dass man Sie rausgeschmissen hat.“ Tara gab sich keine Mühe, ihren Hass zu
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